Aachener Stiftung Kathy Beys

Artenschutzkonferenz 2013

Am 3. bis zum 14. März 2013 fand in Bangkok (Thailand) die 16. Konferenz (CoP16) des CITES(Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora), zu Deutsch "Washingtoner Artenschutzübereinkommen", statt. Dabei stimmten die 177 Vertragsstaaten über insgesamt 71 Anträge zum Schutzstatus bedrohter Wildtiere und Pflanzen ab. Seitdem stehen 65 bedrohte Tier- und 144 Pflanzenarten unter strengerem Schutz. Konkret bedeutet dies, dass für 20 Schildkrötenarten und für Sägerochen der Handel ganz verboten wird. Des Weiteren sollen künftig nur noch 128 Tropenholzarten, fünf Haie, Manta-Rochen, Grüne Baumgeckos, eine Schlangenart und 30 weitere Schildkrötenarten eingeschränkt dem Handel zur Verfügung gestellt werden. Keine Handelseinschränkung konnte jedoch bei den Eisbären errungen werden. Mit den erzielten Ergebnissen zählt die 16. Artenschutzkonferenz, laut Dr. Sandra Altherr von der Organisation Pro Wildlife, zu einer der erfolgreichsten Artenschutztagungen seit langem: "Es wurden mehr als 200 Arten unter strengeren Schutz gestellt, von den Aufsehen erregenden Haiarten über kleine Schildkröten bis hin zu den Tropenhölzern. Das ist schon ziemlich sensationell."

Die letzte WA- Konferenz (CoP15) fand vom 13. bis zum 25. März 2010 in Doha (Kartar) statt. Allerdings war diese weniger erfolgreich wie die diesjährige, da Anträge zur Freigabe des Elfenbeinhandels und zur Lockerung des Elefantenschutzes abgelehnt wurden. Außerdem scheiterten wichtige Schutzvorhaben für Haie, Korallen und dem Roten Thun. Der Handel mit Amphibien und Reptilien konnte dennoch eingeschränkt werden.

Was ist das "Washingtoner Artenschutzübereinkommen"?

Das "Washingtoner Artenschutzeinkommen" (WA) wurde 1973 gegründet, mit dem Ziel, vor dem Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu retten. Bis heutzutage haben sich 177 Staaten den Konventionen verpflichtet und sich damit bereit erklärt etwa 28.000 Pflanzen- und 5.000 Tierarten unter Schutz zu stellen.

Zu seinen Aufgaben zählt die Reglementierung des internaionalen Handels mit Wildtieren und Pflanzen sowie den daraus gewonnenen Produkten. Aufgrund seiner verbindlichen Handelsvorschriften und Sanktionsmöglichkeiten, zählt es zu einer der effektivstens internationalen Artenschutzabkommen. Diesen Rang wird ebenfalls durch die Tatsache der 177 Mitgliederstaaten unterstützt, die beinahe weltweite Gültigkeit garantieren und versuchen, sich den konkurrierenden Interessengruppen, wie beispielsweise aus dem Handel, der Holzwirtschaft, der Fischerei und der Jagd, zu widersetzen.

Die unter Schutz stehenden Arten werden von dem Washingtoner Artenschutzübereinkommen in drei Kategorien, den sogenannen "Anhängen" unterteilt:
Anhang I:
  • der kommerzielle Handel, der unter Antrag I aufgelisteten Arten ist absolut verboten
  • dazu gehören z.B. Menschenaffen, Elefanten (mit Ausnahme der Bestände von 4 afrikanischen Staaten), Tiger, viele Walarten, einige Papagei- und Krokodilarten
Anhang II:
  • der kommerzielle Handel, der unter Antrag II aufgelisteten Arten darf nur mit Genehmigung des Exportlandes erfolgen und nur unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit
  • dazu zählen z.B: alle Krokodile, Papageien und Affen, die nicht in Anhang I gelistet sind, sowie zahlreiche Schlangen, Chamäleons, Riesenmuscheln und Steinkorallen.
Anhang III:
  • enthält Arten, die lediglich von einzelnen Vertragsstaaten für ihren Hoheitsbereich unter Schutz gestellt werden.
Die Anträge zur Listung einer Tier- oder Pflanzenart können von den Regierungen dem WA eingereicht werden. Zur Aufnahme der Anhänge ist die Zweidrittelmehrheit der anwesenden Vertragsstaaten nötig. Dabei entscheiden jedoch alle anwesenden Vertragsstaaten.

Zusammenfassung der Ergebnisse

  • Haie
Erfolgreich wurden die Anträge der EU, der USA und unterschiedlichen südamerikanischen Ländern in den Anhang II aufgenommen, die für insgesamt drei Haiarten einen besseren Artenschutz fordern. Denn von ungefähr 550 Haiarten gelten bereits ein Drittel, laut Internationaler Roter Liste, als bedroht. Grund dafür bieten beispielsweise einerseits die in Asien bekannte Haifischflossensuppe, andererseits die in Europa und den USA beliebten Fischtheken. Zu den Haifischarten, die bisher geschützt werden, zählen der Weiße Hai, der Riesenhai und der Walhai. Laut Beschluss der Artenschutzkonferenz, sollen der Heringshai, der Hammerhai und der Weißspitzen-Hochseehai nun in den Anhang II aufgenommen werden. Denn Haie gelten als "Gesundheitspolizei der Meere", da sie kranke und verletzte Meerestiere fressen. Auf diese Weise kontrollieren sie den Fischbestand anderer Fische und halten das ökologische Gleichgewicht. Haie besitzen jedoch keine natürlichen Feinde, weshalb bei Ihnen die Gefahr zur Überfischung besonders hoch ist. Außerdem bekommen sie nur wenig Junge, wobei ihre natürlichen Überlebenschancen hoch sind.
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Dies ist auch der Grund, weshalb bei jeder CITES-Konferenz die Gattung des Haies am meisten umkämpft wird. Konkret äußert sich dies in Geheimabstimmungen, den sogenannten "secret ballons", bei denen die Länder China und Japan großen Einfluss auf die Entwicklungsländer Asien und Afrika nehmen,aber bei der Abstimmung unerkannt bleiben wollen. Zu den Befürwortern der Geheimabstimmungen gehören ebenfalls die Lobbyisten, die meist aus finanziellen Gründen die Haifischindustrie unterstützen. Im Rahmen einer EU-Initiative, sollen diese Geheimabsprachen zukünftig jedoch drastisch eingeschränkt werden. Demzufolge soll eine Geheimabstimmung nur noch auf Wunsch der absoluten Mehrheit stattgegeben werden.(CoP16 Doc. 4.2) Außerdem sollen nur noch Personen ohne Interessenkonflikte in die WA-Fachausschüsse zugelassen werden. (CoP16 Doc. 10)
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  • Rochen
Die Anträge der Länder Brasilien, Kolumbien und Ecuador für den Schutz der Rochenart "Riesenmantas" wurden ebenfalls erfolgreich auf der 16. WA- Konferenz 2013 angenommen. Insgesamt sind derzeitig um die 500 Rochenarten bekannt, von denen etwa ein Drittel laut der Internationalen Roten Liste als bedroht aufgelistet werden. Der Fang und Verzehr der Mantarochen gehört in Afrika und Asien zur Tradition. Ebenso landen viele marine Rochen als Beifang in den Fischernetzen.Doch in den letzten Jahren ist ihr Fortbestand aufgrund der Nachfrage nach den knorpeligen Kiemenplatten, der sogenannten Knorpelreuse, gefährdet. In China und Singapur dient sie in der Traditionellen Medizin als breites Heilmittel von Windpocken bis zu Krebs.
Die Anträge für weitere drei Süßwasser-Stechrochen- Arten (Manzanza-Rochen, Pfauenaugen- Stechrochen und dem Blumenrochen), die oft zum Verzehr dienen oder im internationalen Handel für öffentliche und private Aquarien zu finden sind, wurden jedoch abgelehnt. Dies lässt sich vermutlich mit dem großen Einfluss der Tierhandelsindustrie begründen.
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  • Elefanten und Nashörner
Den Elefanten und Nashörnern wurden bei der diesjährigen CITES- Konferenz, aufgrund des Antragsrückzuges von Kenia, weiterer Schutz untersagt, obwohl beide Arten zunehmender Wilderei ausgesetzt sind. So ist das Rhino-Horn ebenfalls in der Traditionellen Medizin in China und Vietnam beliebt, da es fiebersenkend, entgiftend und krampflösend wirken soll. So erlangte es im Jahre 2012 auf den Schwarzmarkt Preise bis zu 70.000 €/kg. Die Wilderei von Elefanten in Asien zur Gewinnung von Elfenbein liegt auch jährlich bei über 35.000 Elefanten.

  • Reptilienarten
Genau wie die Süßwasser-Stechrochen-Arten, sind viele Reptilienarten durch die riesige Nachfrage des internationalen Heimtierhandels bedroht. Dazu zählen vor allem Grüne Baumgeckos aus Neuseeland, Schlangen aus China und Schildkröten aus den USA und Asien, die oft für deutsche Terrarien angeschafft werden.
Seit dem CITES-Konferenzbeschluss werden jedoch nun neun Arten Grüner Baumgeckos international geschützt, die vorher nur in Neuseeland unter strengem Schutz standen. Diese Sicherheitslücke wurde von Schmugglern oft ausgenutzt, da man mit diesen Reptilienarten beispielsweise in deutschen Reptilienbörsen sowie im Internet Preise bis zu 2.000 Euro pro Tier erzielen kann.
Zu den weiteren Gewinnern der Konferenz zählen 20 Schildkrötenarten, die in Asien durch den Handel für den Verzehr und für die Traditionelle Medizin bedroht werden. Besonders beliebt sind Schildkröten ebenfalls auf deutschen Märkten, da sie hier einen Wert bis zu 2000 Euro pro Tier erreichen können. Eine Rarität stellt die Goldkopf-Scharnierschildkröte dar, für die Sammler sogar 10 000 Euro zahlen.
Außerdem sollen noch 30 weitere Schildkrötenarten, durch CITES kontrolliert werden, um somit einen besseren Schutz garantieren zu können.

  • Eisbär
Eine Niederlage erlitten bei der CITES-Konferenz die Eisbären, die durch den Klimawandel ohnehin akut bedroht werden, wie die Umweltstiftung WWF mitteilte. Durch das Abschmelzen des arktischen Packeises, reduziert sich ihr Lebensraum, was für ihre Gattung drastische Folgen hat. Denn der Verlust des Jagdreviers und der darauffolgenden Einschränkung in der Nahrungsbeschaffung, kann zum Hungertod von Jungtieren führen. Mittlerweile schätzen Experten, dass zwei Drittel der Eisbären bis zum Jahr 2050 verschwunden sein werden.
Eine weitere Bedrohung stellt der internationale Handel mit den Eisbären in Kanada dar: Jedes Jahr werden dort etwa 600 Eisbären für den internationalen Handel mit Fellen und Jagdtrophäen getötet. Zu den Absatzmärkten zählen Asien und europäische Staaten, darunter ebenfalls Deutschland.
Der Antrag auf das Hochstufen von WA Anhang II in Anhang I, d.h. die Hochstufung in das internationale kommerzielle Handelsverbot, wurde mit 38:42 Stimmen abgelehnt. Dazu trug auch die EU bei, da sie sich bei der Wahl ihrer Stimme enthielt: "Die EU hat eine unglückliche, womöglich entscheidende Rolle gespielt", wie Ralf Sonntag vom International Fund for Animal Welfare (IFAW) in Deutschland verkündete.

  • Tropenwälder
Des Weiteren wurde auf der Konferenz beschlossen, den bisher unkontrollierten internationalen Handel mit Tropenhölzern zu überwachen. Dazu zählt der Palisander aus Südostasien und Südamerika sowie insgesamt 48 Rosenzholz-Arten und 83 Ebenholz-Arten aus Madagaskar. Frau Altherr von Pro Wildlife stellt fest: „Beim Schutz der Tropenwälder sind wir auf dieser Konferenz einen Riesenschritt vorangekommen. Der Kampf gegen die Holzmafia ist ab sofort nicht mehr nur Sache der Herkunftsländer. Jetzt sind auch die Importländer wie China, USA und die EU in der Pflicht, den Kampf gegen den Tropenholzhandel aufzunehmen."

  • Tiger
Auf der 16. Artenschutzkonferenz wurde ebenfalls der illegale Handel mit Tigern angesprochen, der laut einer Studie von der Naturschutzorganisation Traffic wieder blüht. Demzufolge erschießen Wilderer jedes Jahr 110 der großen Wildkatzen, obwohl nur noch 3200 Tiger in freier Wildbahn leben. Im folgenden Videoausschnitt werden nähere Information mitgeteilt:
CITES meeting side event discussing tiger farming

Interne Links

Externe Links

Convention on International Trade in Endangered Species of Wild Fauna and Flora-CITES
Liste der in Deutschland streng geschützten heimischen Tiere und Pflanzen, WISA
Bundesamt für Naturschutz
Nabu- Internationaler Artenschutz
Missstände auf Tierbörsen 2010, Pro Wildlife/Deutscher Tierschutzbund, (PDF)
International Fund of Animal Welfare (IFAW)
Traffic- Wildlife Trade News
World Wide Fund For Nature (WWF)
Pro Wildlife, Artenschutz
Pro Wildlife, Artschutzkonferenz

Schlagworte

Artenschutz, Konferenz

Letzte Aktualisierung

03.11.2015 11:09

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