Aachener Stiftung Kathy Beys

Biodiversität

Einleitung

In der Konvention über biologische Vielfalt CBD (Artikel 2: Begriffsbestimmung) wird Biodiversität als biologische Vielfalt definiert:«…die Variabilität unter lebenden Organismen jeglicher Herkunft, darunter unter anderem Land-, Meeres- und sonstige aquatische Ökosysteme und die ökologischen Komplexe, zu denen sie gehören. Dies umfasst die Vielfalt innerhalb der Arten und zwischen den Arten und die Vielfalt der Ökosysteme.»
Insofern ist Biodiversität also die Vielfalt des Lebens, die sich auf drei verschiedenen Ebenen beschreiben lässt:
  • die Vielfalt der Ökosysteme, d.h. Lebensräume wie Wasser, Wald, Alpiner Raum
  • die Vielfalt der Arten, d.h. Tiere, Pflanze und Mikroorganismen
  • und die Vielfalt der Gene, d.h. Rassen oder Sorten von wildlebenden und genutzten Arten
Diesen drei Ebenen könnte man noch eine vierte Ebene hinzufügen, nämlich die der Vielfalt der Wechselbeziehungen innerhalb und zwischen den anderen drei Ebenen. Somit wird eine enge Verknüpfung der drei Ebenen dargestellt. Denn letztendlich brauchen die verschiedenen Arten zum Überleben Ökosysteme mit geeigneten Lebensräumen sowie ausreichende genetische Variabilität. Ein Ökosystem funktioniert allerdings nur dank dem Artenspektrum, das es inne hat. Deshalb ist eine gute Vernetzung zwischen Lebensräumen eine Voraussetzung für das Aufrechterhalten der genetischen Vielfalt.

Ursachen und mögliche Folgen

Versucht man nun die Ursachen für den Verlust der Biodiversität herauszufinden, so stößt man als erstes auf die Tatsache des global wachsenden Ressourcenverbrauchs. Bei diesem Prozess geht Boden verloren und die Ökosysteme werden immer weiter gespalten, sodass die Lebensraumqualität sich stark verschlechtert. Doch die schwindenden Ressourcen und somit die veränderten Ökosysteme haben beispielsweise auch bei verschiedenen Tier- und Pflanzenarten negative Folgen. Diese haben nämlich ihre Ökosysteme an ihre lokale Umwelt angepasst. Verändert sich ihre Umwelt, kann ihre Art in Gefahr geraten und die Lebensräume können verschwinden. Dies hat zur Folge, dass die Art aussterben kann.

Wer ist nun dafür verantwortlich? Die Hauptverantwortung liegt beim Menschen, der in den letzten Jahrzehnten durch massive Eingriffe viele Ökosysteme verändert, geschädigt oder gar zerstört hat.

Zu den massiven Eingriffen zählen eine veränderte landwirtschaftliche Nutzung, deren erhöhter Verbrauch an chemischen Unkrauts- und Schädlingsbekämpfungsmittel vielen Nützlingen den Tod gebracht. Durch die Mechanisierung der Landwirtschaft wurden ebenfalls Kleinstrukturen wie Tümpel, Sträucher, Trockenmauern, Stein- und Asthaufen etc. beseitigt. Dies ist fatal, da die Landwirtschaft hohe Nährstoffeinträge einbringt: Während einige wenige Pflanzenarten vom reichhaltigen Nährstoffangebot profitieren können, werden andere Arten verdrängt. Doch auch die Aufgabe der Nutzung landwirtschaftlicher Flächen kann zum Verlust wertvoller Lebensräume führen.

Als weiteren Eingriff kann man die Zerstückelung der Lebensräume aufzählen, die beispielsweise durch den Bau von Autobahnen und Eisenbahnlinien zustande kommt. Dabei werden die Besiedlung geeigneter Lebensräume und die Freiheit der Tiere behindert.

Diese genannten Effekte treffen ebenfalls bei der vermehrten Nutzung von Siedlungsflächen zu. Neben dem Verlust von Boden kommt ebenfalls noch zusätzlich der Verlust von ökologisch wichtigen Lebensräumen in Form von extensiv genutzten Landwirtschaftsflächen, Kiesgruben und freistehenden Flächen hinzu.

Durch eine veränderte Nutzung der Wasserkraft, durch das Verschwinden von Tümpeln, Teichen und Weihern oder durch die Verlegung von Gewässern kann es zu Veränderungen in der Artenzusammensetzung kommen.

Auch eine veränderte Waldnutzung, beispielsweise durch die Abnahme von Holznutzung und der artenreichen Flora und Fauen auf alten Bäumen führt zu Artenveränderungen.

Ähnlich sieht es mit einer Überdüngung der Ökosysteme aus: Verändert sich die Nährstoffverfügbarkeit in naturnahen Ökosystemen, so führt dies zu einer Dominanz einiger schnell wachsender Arten. Dabei werden die Arten verdrängt, die an nährstoffarme Bedingungen angepasst sind. Für die Veränderung der Nährstoffverfügbarkeit sind vor allem Stickstoffeinträge über Luft und Wasser verantwortlich. Die Verbrennung von fossiler Brennstoffe rufen die Stickstoffverbindungen hervor. Doch dabei steigt auch die Kohlendioxid-Konzentration, was zu einer Veränderung der Atmosphäre führt. Dadurch wird die Photosynthese der Pflanzen stimuliert ohne dass das Angebot zu anderen wichtigen Pflanzennährstoffen zunimmt. Dies kann wiederum zu Veränderungen in der Pflanzenart führen.

Eine weitaus offensichtlichere Ursache stellt der Klimawandel dar. Denn durch den globalen Temperaturanstieg entsprechen den heutigen Ökosystemen Umweltbedingungen die in Zukunft nur noch höher im Norden oder im Gebirge anzutreffen sind.

Hormonaktive Substanzen, die sich in Kleidung, Kosmetika oder Medikamenten befinden, sind nicht abbaubar, gelangen jedoch mit dem Klärwasser in die Seen und Flüssen. Bereits geringe Konzentrationen an hormonaktive Substanzen und Nanopartikel können biologisch aktiv sein und sich negativ auf die Gesundheit und die Fortpflanzungsfähigkeit auszuwirken.

Von den Menschen künstlich erzeugtes Licht wirkt sich ebenfalls negativ auf die Ökosysteme der Tiere aus. Denn vor allem Insekten orientieren sich an den künstlichen Lichtquellen, die den Nachthimmel erleuchten.

So zählt auch der Tourismus und verschiedene Freizeitaktivitäten zu den massiven Eingriffen, die der Mensch zu verschulden hat. Denn durch die steigende Mobilität des Menschen verändert sich auch das Tourismus- und Freizeitverhalten. Viele Aktivitäten werden in die Natur verlagert, sodass die Veränderungen ähnliche Konsequenzen für die Biodiversität haben wie jene im Siedlungsgebiet.

Durch die wirtschaftliche Globalisierung und die Erschließung neuer Gebiete, werden Tiere und Pflanzen absichtlich und zufällig in für sie fremde Gegenden transportiert. Dies hat zur Folge, dass einige Organismen in Gegenden transportiert werden, in denen sie nicht heimisch sind. Daher bilden sie eine direkte Bedrohung für die Biodiversität, da sie einheimische Arten mit ähnlichen Lebensraumansprüchen verdrängen und besiedelte Ökosysteme negativ beeinträchtigen können.

Ihre Bedeutung für die Menschen und die Umwelt

Wie zuvor definiert, bedeutet Biodiversität die Vielfalt des Lebens. Einerseits tragen wir für diese Vielfalt eine moralische Verantwortung, andererseits ist sie auch von ökonomischer Bedeutung für den Menschen. Somit vermittelt diese Lebensvielfalt dem Menschen vor allem Freude und Bereicherung.

Man erfährt Biodiversität jedoch auch in kleinen Dingen: So sorgen verschiedene Arten mit ihren vielfältigen Wurzelsystemen vor allem im Berggebieten dafür, dass der Boden auch an steilen Hängen an Ort und Stelle bleibt.
Außerdem helfen der Boden und seine vielfältigen Lebewesen, tote Pflanzen und Tiere sowie menschliche Schadstoffe und Abfälle abzubauen. Somit sind sie für das "Recycling" zuständig, da unterschiedlichste Mikroorganismen die organischen Verbindungen weiter zersetzen und sie folglich für die Pflanzen wieder verfügbar machen.
Biodiversität ist ebenfalls für die Regulation des Klimas zuständig. Denn Pflanzen entfernen Treibhausgase wie Kohlendioxid aus der Atmosphäre und sorgen durch das Verdunsten von Wasser für Feuchtigkeit. Auf diese Weise senken sie die Temperatur an der Erdoberfläche auf ein für die Lebewesen angenehmes Niveau. Doch nicht nur das Klima wird durch die Biodiversität reguliert, sondern auch der Wasserhaushalt.
Artenreiche Wiesen besitzen ebenfalls die Fähigkeit nach klimatischen Extremereignissen ihre Biomassenproduktion auf ihr früheres Niveau zu bringen als artenarme.

Biodiversität ist ebenfalls für die Kontrolle von Unkräutern und Schädlingen zuständig, da außergewöhnliche Mischkulturen das Aufkommen und die Ausbreitung von Unkräutern verhindern. Hinzukommt, dass die meisten Schädlinge von natürlichen Feinden, wie Vögel, Spinnen, parasitische Wespen und Fliegen und Pilze in Schach gehalten werden.

Weitere Verwendung findet die Biodiversität zum einen in der Medizin, besonders durch die Anwendung von Wirkstoffen in Arzneimitteln, die aus Pflanzen gewonnen werden. Zum anderen in hochwertigen Nahrungsmitteln, die aus natürlichen Zutaten gewonnen werden.

Tipps für Verbraucher

Um die Biodiversität zu erhalten, sind auch wir als Verbraucher gefragt. Denn ob beim Einkaufen, zu Hause oder unterwegs- wir beanspruchen jedes Mal einen großen Teil natürlicher Ressourcen und der Energie, die wir den Ökosystemleistungen zu verdanken haben.
  • Essen: Wählt man Lebensmittel aus naturnahem Anbau, so unterstützt man damit die im Boden lebende Artenvielfalt, da diese Lebensmittel mit wenig oder ganz ohne Pestizide versehen werden
  • Wohnen: Im Garten kann man einheimische Gewächse anpflanzen, die zu einer Erhöhung der Artenvielfalt im Siedlungsraum beitragen
  • Freizeit: Bei den Freizeitaktivitäten kann man beispielsweise auf die Wildruhezonen achten, die empfindliche Tiere vor Störungen schützen

Dokumente

Forum Biodiversität Schweiz (Hrsg.): Biodiversität in der Schweiz, 2004, ISBN 3-258-06800-3. S. 62
Mortensen D.A. et al (2000): The role of ecology in the development of weed management system
Fischnetz (2004): Dem Fischrückgang auf der Spur
Körner Ch. (1999): Biologische Folgen der CO2-Erhöhung

Interne Links

Externe Links

Convention on Biological Diversity
"Biodiversität" Bundesamt für Landwirtschaft BLW
Biodiversitätsforschung Deutschland
"Biodiversität" Virtuelle Fachbibliothek Biologie
Global Diversity Information Facility
Konvention über Biodiversität
Biodiversität2010.ch
Footprint Rechner
Ecosia

Schlagworte

Biodiversität

Letzte Aktualisierung

19.10.2015 10:22

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