Aachener Stiftung Kathy Beys

Nachhaltige Ernährung

Einleitung

Heutzutage bieten Supermärkte fast alles und das zu jeder Jahreszeit an. Dazu zählen beispielsweise Erdbeeren im Winter, Spargel im Herbst und Kiwis aus Neuseeland. Dieses anhaltende Angebot hat im Laufe der Jahre das Kaufverhalten der Verbraucher insofern verändert, als dass diesen die andauernde Verfügbarkeit von Produkten mittlerweile als selbstverständlich erscheint. Allerdings belastet diese Ernährungsweise im hohen Maße die Umwelt, da diese zu rund 15 Prozent zu unserer persönlichen Treibhausgasproduktion beiträgt. Doch hat diese Ernährungsweise nicht nur auf die Umwelt schlechte Einflüsse, auch der Mensch kann davon auf Dauer nicht weiter profitieren. Dies zeigen zum einen die Lebensmittelskandale, die sich in jüngster Zeit häufen, als zum anderen auch die intensivere Auseinandersetzung der Verbraucher mit dem Thema nachhaltiger Ernährung.

Was bedeutet nun "Nachhaltige Ernährung"? "Nachhaltige Ernährung" setzt das gesellschaftliche Leitbild einer "Nachhaltigen Entwicklung" für den Ernährungsbereich um. Insofern bedeutet Nachhaltige Ernährung, sich so zu ernähren, dass die gesamten gesundheitlichen, ökologischen, ökonomischen und sozialen Auswirkungen unseres Ernährungsstils möglichst positiv sind. Daraus ergibt sich ein nachhaltiger Lebensstil aus vier Dimensionen: Umwelt, Wirtschaft, Gesellschaft und Gesundheit. Eine zukunftsfähige Ernährung beginnt demzufolge mit dem Wissen um globale Zusammenhänge und mit kleinen, eigenen Veränderungen.
Das übergeordnete Ziel einer nachhaltigen Ernährung ist, die Erde dauerhaft gerecht zu bewirtschaften. In dem Sinne soll die Lebenssituation der heutigen Generation verbessert werden, ohne gleichzeitig die Lebenschancen künftiger Generationen zu gefährden.

Ökologische Dimension

In der ökologischen Dimension sind zunächst die zahlreichen Umweltschädigungen zu betrachten, die bereits eingetreten sind. Dazu zählen:
  • zunehmende Schadstoffbelastung der Umwelt
  • vermehrte Treibhausgas-Emissionen und steigende Temperaturen
  • Zerstörung der Ozonschicht
  • globaler Klimawandel
  • Waldsterben und Waldschwund durch Abholzung
  • Bodenzerstörung durch Erosion, Verdichtung, Versalzung
  • Wasserknappheit und Wassermangel
  • Artenschwund bei Pflanzen und Tieren, Überfischung der Meere
  • Veränderungen der Kulturlandschaft
Innerhalb des Ernährungssystems resultiert ein erheblicher Teil der genannten Umweltprobleme aus der Art der Erzeugung, Verarbeitung, Vermarktung und Zubereitung unserer Lebensmittel sowie der Entsorgung von Verpackungsmüll und organischen Abfällen. Die Studie "Zukunftsfähiges Deutschland" des Wuppertal-Instituts für Klima, Umwelt und Energie belegt, dass der Ernährungsbereich etwa 20 % der in Deutschland genutzten Primärenergie (vor allem fossile Brennstoffe wie Erdöl, Erdgas, Steinkohle)beansprucht. Die Ernährung ist somit erheblich am Ausstoß klimabelastender Treibhausgase beteiligt. In der genannten Studie wird die Ernährung für ebenfalls gut 20 % des in Deutschland vorhandenen Gesamtausstoßes von Treibhausgasen verantwortlich gemacht. Somit trägt der Bereich Ernährung in hohem Maße zur Umweltbelastung bei. Gleichzeitig ergibt sich bei einer zunehmend umweltfreundlichen Ausgestaltung ein bedeutendes ökologisches Einsparpotenzial.

Auch internationale Institutionen, wie UNO und Weltklimarat IPCC sind sich einig darin, dass die Aktivitäten der reichen Industrieländer verändernd auf die Umwelt wirken. Deshalb sollte unser gesamter Lebensstil, auch unsere Ernährungsweise, so gestaltet werden, dass wir diese Entwicklungen nicht weiter verschärfen, sondern möglichst umkehren.

Ökonomische Dimension

Auf der ganzen Welt verteilt, verdienen viele Menschen ihren Lebensunterhalt damit, dass sie für andere Menschen Nahrung erzeugen, verarbeiten, transportieren, handeln, zubereiten oder darüber beraten bzw. dafür werben. Insgesamt ist der Ernährungsbereich der drittgrößte Wirtschaftszweig, der jedoch nur für die wenigsten von Vorteil ist. Denn weltweit betrachtet sind Menschen in sogenannten Entwicklungsländern vielfach ökonomisch benachteiligt. Viele sind schlichtweg zu arm, um sich genügend Lebensmittel kaufen zu können, obwohl weltweit ausreichend Nahrung produziert wird. Landwirte, Verarbeiter und Händler können bei sinkenden Erzeugerpreisen nicht mehr kostendeckend arbeiten, da die Preise die tatsächlichen Produktionskosten nicht ehrlich wiedergeben. Faire Preise für die Bäuerinnen und Bauern weltweit ermöglichen somit deren Existenzsicherung und erhalten bzw. schaffen Arbeitsplätze.

Ein Preissystem für Lebensmittel, das die Knappheit der Ressourcen (z.B. saubere Luft, Wasser und Boden sowie Energie) und auch die Fairness in den Handelsbeziehungen berücksichtigt, würde eine Alternative darstellen. Dies drückt sich in den höheren Preisen für Öko-Lebensmittel und fair gehandelte Erzeugnisse aus. Durch die Umstellung auf ökologische Erzeugung bzw. Verarbeitung konnten viele landwirtschaftliche und verarbeitende Betriebe ihre Existenzen sichern. Allerdings hat sich in den letzten Jahren durch das allgemein niedrige Preisniveau für Lebensmittel die Situation auch für die Bio-Landwirte verschlechtert.

Soziale Dimension

Auch die soziale Dimension macht deutlich, dass eine Neuorientierung unserer Gesellschaft zu mehr Nachhaltigkeit von Nöten ist.
In den sogenannten Entwicklungsländern geht es in erster Linie um die Nahrungssicherung für eine Milliarde unterernährter Menschen, eine gerechte Ressourcenverteilung und humanere Arbeitsbedingungen.
Dort werden besonders viele der bei uns verkauften Konsumartikel (z. B. Kaffee, Tee, aber auch bestimmte Obst- und Gemüsearten)unter teilweise inhumanen Lebens- und Arbeitsbedingungen erzeugt, wie geringer Lohn und menschenunwürdige Arbeitsplätze und -zeiten. Dabei stellt die Kinderarbeit in gefährlichen und nicht fair entlohnten Produktionsprozessen z.B. bei der Herstellung von Teppichen, Bällen und auch Orangensaft sowie bei der Ernte von Kaffee- und Kakaobohnen, ein ethisch nicht vertretbarer Teil dar.

Über ein Drittel der Welt-Getreideernte wird an Tiere verfüttert, um Fleisch(-Erzeugnisse), Milch(-Produkte) und Eier zu produzieren. In Deutschland sind es sogar 67 % des Getreides, das an Tiere verfüttert werden. Aus energetischer Sicht ist die Umwandlung pflanzlicher Lebensmittel, die auch der Mensch direkt verzehren könnte, in tierische Produkte höchst ineffektiv. Durch den überhöhten Fleischverzehr in Deutschland nehmen wir somit von der weltweit produzierten Nahrungsmenge am meisten auf.

Um mehr Nachhaltigkeit zu erreichen, bedarf es auch der Überschaubarkeit, d.h. Transparenz sozialer Beziehungen. Somit kann verloren gegangene Nähe, in Form von Verantwortung und Vertrauen des Lebensmittelsektors zum Verbraucher wieder aufgebaut werden. Dieses Vertrauen ist in den letzten Jahren durch die Skandale im Lebensmittelsektor zurückgegangen, insbesondere, weil die einzelnen Stufen und Orte der Herstellung und Verarbeitung für die Verbraucher kaum mehr nachvollziehbar sind.

Gesundheitliche Dimension

Die weltweite Gesundheitssituation hat zwei Gesichter: In südlichen und armen Ländern herrscht Unterernährung infolge von Armut und Nahrungsmangel vor - mehrfach mit Todesfolge.
Im Gegenteil dazu, hängen in Industrieländern die Gesundheitsprobleme häufig mit Bewegungsarmut, Überernährung, Stress, Rauchen und hohem Alkoholkonsum zusammen. Zu den Krankheiten infolge übermäßiger, unzureichender oder unausgewogener Ernährung zählen u. a. Karies, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Darmträgheit, Gicht und Diabetes. Eine ausgewogene Ernährung mit frischen, überwiegend pflanzlichen, gering verarbeiteten Lebensmitteln fördert Gesundheit und Genuss.

Fazit

Mit Nachhaltiger Ernährung ändern wir nicht nur unsere Konsumgewohnheiten und tun etwas für unsere Gesundheit- wir schonen auch Ressourcen und das Klima.

Wer sich weiter zu dem Thema "Nachhaltige Ernährung" informieren möchte, findet hier den Link zu den "Grundsätzen nachhaltiger Ernährung".



Dokumente

  • Jungblut N.: Umweltfolgen des Nahrungsmittelkonsums – Beurteilung von Produktmerkmalen auf Grundlage einer modularen Ökobilanz, Verlag dissertation.de, (elektronischer Anhang), Berlin, 2000.
  • Korber Kv., Kretschmer J.: Ernährung nach den vier Dimensionen. Ernährung und Medien 21, 178-185, www.bfeoe.de, 2006
  • Korber Kv., Kretschmer J.: Zukunftsfähige Ernährung – Gesundheits-, Umwelt- und Sozialverträglichkeit im Lebensmittelbereich. Zeitschrift für Ernährungsökologie 1(1), 39-46, 2000
  • Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW): Verkehr in Zahlen, Berlin, 1992, 1999.
  • Lauber I., Hoffmann I.: Gütertransporte im Zusammenhang mit dem Lebensmittelkonsum in Deutschland. Teil II: Umweltwirkungen anhand ausgewählter Indikatoren, Zschr. Ernährungsökologie 2 (3), 187-193, 2001.

Interne Links

Externe Links

stfmelf.bayern.de
nachhaltigeernaehrung.de
ifane.org
eatsmarter.de
tu-berlin.de

Schlagworte

Ernährung, Nachhaltigkeit

Letzte Aktualisierung

30.09.2015 09:10

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