Aachener Stiftung Kathy Beys

Nachhaltigkeit auf dem Arbeitsmarkt

Einleitung

Das Thema "Nachhaltigkeit" hat besonders in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen. So ist es nicht verwunderlich das die Nachhaltigkeit auch Einfluss auf die Berufsfelder genommen hat. Da ein zukunftsorientiertes Handeln von zentraler Bedeutung ist, hat sich der Arbeitsmarkt in den vergangenen Jahren dahin gehend verändert. Alte Berufe erhalten einen neuen Schwerpunkt, neue Branchefelder wurden eröffnet. In beiden Fällen wird auf den Schutz der Umwelt und auf den nachhaltigen Umgang mit Ressourcen eingegangen. Positiv auszulegen ist dabei, dass dieser Wandel von der Bevölkerung bzw. den Arbeitnehmern in den meisten Fällen gut aufgenommen wurde. So erfreuen sich Berufe im Bereich Umweltschutz, Ressourcenschutz oder dem nachhaltigen Wirtschaften großer Beliebtheit.
Auch in Hochschulen ist das Thema Nachhaltigkeit angekommen. Zahlreiche neue Studiengänge, die sich der Nachhaltigkeit widmen wurden, gegründet und wecken häufig das Interesse der Studenten. Besonders im Fokus stehen Studiengänge, in denen Chemie, Biologie oder Physik gelehrt werden. Da der Begriff Nachhaltigkeit jedoch von großer Vielfalt geprägt ist findet man auch wirtschaftliche Studiengänge, die sich mit diesem Themenfeld befassen. Allein zum Themenfeld erneuerbare Energien gibt es mittlerweile vielfältige Studienangebote.

Der gegenwärtige Trend auf dem Arbeitsmarkt macht ein gestiegenes Interesse an Nachhaltigkeit und Umweltschutz deutlich. In zahlreichen bestehenden Berufsfeldern wurde der Umweltschutz aufgenommen. Besonders aus wirtschaftlichen Interessen rückt dieser für große Unternehmen hinsichtlich des Zertifikatehandels in den Fokus.

Vor wenigen Jahren waren es vor allem Naturwissenschaftler und Ingenieure, die sich im Rahmen eines allgemeinen Physik-, Biologie- oder Chemiestudiums mit nachhaltigen Prozessen und Rohstoffressourcen beschäftigten. Mittlerweile ist die Zahl der Studiengänge, die spezifisch auf das Thema Umweltschutz zugeschnitten sind, stark angestiegen. Besonders in ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen nimmt das Thema "Nachhaltigkeit" einen zentralen Stellenwert ein. Grund dafür sind die vielzähligen Vertiefungsmöglichkeiten in Bereichen wie der klassischen Energie- und Umweltsystemtechnik, die sich mit Solar- und Windenergie, Wasserkraft und Geothermie befasst, oder das Entsorgungsingenieurwesen bis hin zum technischen Umweltschutz, der sich mit Strategien zur Vermeidung von Umweltrisiken auseinandersetzt.

Aber auch außerhalb der technischen Studiengänge ist die Nachhaltigkeit angekommen. In Bereich der Geisteswissenschaften etwa werden „Nachhaltigkeitshumanwissenschaften“ an der Universität Lüneburg angeboten. Beim Schwerpunkt Wirtschaft und Umweltrecht bietet die Universität Kassel ein spezielles Masterprogramm an, das mit einem Master of Laws abschließt. Eine weitere Nische besetzen Studiengänge, die den Bogen zwischen Nachhaltigkeit und Tourismus schlagen wie „Nachhaltiges Tourismusmanagement“ oder „Alternativer Tourismus“.

Beispiele für nachhaltige Berufsfelder

Neben typischen Berufen im Bereich der Nachhaltigkeit wie dem Umweltschutz gibt es zahlreiche weitere Tätigkeiten, die dem Themenfeld Nachhaltigkeit zuzuordnen sind. Hier ein paar Beispiele:

  • Nachhaltige Modedesigner: Auch deutsche Designer orientieren sich an dem Trend der Nachhaltigkeit in der Modebranche und versuchen damit den von vielen Modeketten bevorzugten Fast Fashion-Trend entgegen zu wirken. Der deutsche Modeschöpfer und Designer Michael Michalsky hält den Trend der Nachhaltigkeit in der Modebranche sogar als Makrotrend, der sich langsam in der Gesellschaft durchsetzt. Ein Problem ist nur der Preis dieser Öko-Mode, den viele Konsumenten nicht bereit sind zu zahlen, der aber bei aufwändigerer Herstellung der ökologisch produzierten Materialien nötig ist. Beispiele für nachhaltige Modedesigner sind unter anderem Hess Natur, Luxaa oder Green Shirts.
  • Tourismus: Der nachhaltige Tourismus (sustainable tourism) zielt darauf die Natur im Urlaubsziel so wenig wie möglich zu beeinflussen und diese gleichzeitig möglichst intensiv zu erleben. Zudem wird im Rahmen des nachhaltigen Tourismus versucht, sich der Kultur des bereisten Landes bestmöglich anzupassen. Durch den nachhaltigen Tourismus (auch sanfter Tourismus genannt) werden die heutigen Bedürfnisse der Touristen befriedigt, während die Zukunftschancen des Reiseziels gewahrt und erhöht werden. Diese Form des Tourismus soll zu einem Management aller Ressourcen führen, das wirtschaftliche, soziale und ästhetische Erfordernisse erfüllen kann und gleichzeitig kulturelle Integrität, grundlegende ökologische Prozesse, die biologische Vielfalt und die Lebensgrundlagen erhält. Im nachhaltigen Tourismus werden ökologische, ökonomische und soziokulturelle Ziele vereint.
  • Wasserwirtschaft: In der Studie "Nachhaltige Wasserwirtschaft in Deutschland" des Umweltbundesamtes aus dem Jahre 1998 wird der Begriff der nachhaltigen Wasserwirtschaft (sustainable water management) folgendermaßen definiert: "Eine nachhaltige Wasserwirtschaft bezeichnet die integrierte Bewirtschaftung aller künstlichen und natürlichen Wasser(teil)kreisläufe unter Beachtung drei wesentlicher Zielsetzungen: Dem langfristigen Schutz von Wasser als Lebensraum bzw. als zentrales Element von Lebensräumen; der Sicherung von Wasser in seinen verschiedenen Facetten als Ressource für die jetzige wie für nachfolgende Generationen; der Erschließung von Optionen für eine dauerhafte naturverträgliche, wirtschaftliche und soziale Entwicklung. Bei der Erfüllung der Zielsetzungen werden die Anforderungen, die sich aus der Notwendigkeit einer nachhaltigen Entwicklung in anderen Sektoren ergeben, ebenfalls berücksichtigt." Zu den Tätigkeiten im Arbeitsfeld der Wasserwirtschaft zählt die nachhaltige Versorgung von Bezugsregionen mit sauberem Trinkwasser, die Entsorgung von Abwasser aber auch die Optimierung der Wasserversorgung bzw-nutzung.
  • Waldwirtschaft: Nachhaltige Nutzung der Wälder bedeutet, dass wirtschaftliche, soziale und kulturelle Bedürfnisse und Interessen dieser und zukünftiger Generationen in Einklang gebracht werden. D.h. auch künftigen Generationen sollen die gleichen Handlungsoptionen und Nutzungen des Waldes offen stehen wie der jetzigen, und sie sollen ebenso in vollem Umfang von den Funktionen des Waldes profitieren und seine Produkte nutzen können. Dabei sollen alle Funktionen des Waldes gleichermaßen berücksichtigt werden, um die verschiedenen materiellen und immateriellen "Produktions"-Ziele zugleich zu gewährleisten. Neben der direkten Ernte und Nutzung des Holzes sind auch die sogenannten Nichtholzprodukte und Dienstleistungen bei der Bewirtschaftung von Wäldern zu berücksichtigen. Daneben sind auch die Bedürfnisse der indigenen Bevölkerung, etwa nach Erhalt ihres Lebensraums und ihrer kulturellen Identität, aber auch nach materieller Sicherung ihrer Existenz zu berücksichtigen. Ist man in diesem Arbeitsfeld tätig gilt es besonders dafür zu sorgen, dass ein Ausgleich zwischen der Abholzung und dem Nachwuchs besteht.
  • Fischerei: Nachhaltige Fischerei bedeutet in dem Kontext, dass nur in einem Umfang gefischt wird, der das Nachwachsen der Bestände nicht gefährdet und langfristig hohe Erträge sichert. Um nachhaltiges Fischen gewährleisten zu können, muss eine Höchstmenge festgelegt werden, die den Beständen Jahr für Jahr entnommen werden kann und die Populationsgrößen auf dem Niveau maximaler Produktivität erhält. In der Fachsprache wird diese Menge als „höchstmöglicher Dauerertrag“ (MSY – maximum sustainable yield) bezeichnet. Diese Menge erscheint im Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen und wurde ebenfalls 2002 auf dem Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung als Zielvorgabe bestätigt, die weltweit bis 2015 erreicht werden sollte. Nachhaltigkeit einer Fischerei im ökologischen Sinn erfordert, dass die betreffende Fischereiaktivität auf eine Weise stattfindet, welche sowohl die Bestände der wirtschaftlich relevanten Spezies in ihrem Bestand, als auch die anderen Komponenten des Ökosystems in ihrer Integrität auf Dauer erhält.
  • Stadplanung: Zentrale Elemente einer nachhaltig geplanten Stadt sind ein geringer Energieverbrauch, die nachhaltige Nutzung des Raumes und die möglichst geringe Produktion von nicht verwertbaren Materialien. Diese drei Ziele der nachhaltigen Stadtplanung bereiten jedoch auch die größten Probleme. Angesichts neuester Trends wandert ein Großteil der Bevölkerung vom Land in die Stadt. Der urbane Raum expandiert da mehr Wohn- und Geschäftsfläche geschaffen werden müssen. Mit steigenden Bevölkerungszahlen der Städte geht ein zunehmender Energieverbrauch einher. Zudem werden automatisch mehr Abfälle produziert. Die Aufgabe der nachhaltigen Städteplanung ist es nun, diese Probleme in den Griff zu bekommen. Ansätze sind hier zum Beispiel ein gut ausgebautes Verkehrsnetz für den ÖPNV, eine regelmäßige Müllentsorgung und architektonische sowie stadtplanerische Innovationen, die der Städtischen Bevölkerung Wohnräume ermöglichen, ohne dem ländlichen Raum zu schaden. Um die Ziele der nachhaltigen Stadtplanung zu verwirklichen, werden einzelne Viertel oder ganze Stadtteile zu "Laboratorien". An ihnen werden neuste Ideen zur Nachhaltigkeit getestet.
Unter diesem Link, finden Sie zudem eine Übersicht über das Berufsfeld erneuerbare Energien. Weitere Informationen über das Berufsfeld Nachhaltigkeit finden Sie zudem unter www.wilabonn.de

Zukunftsaussichten für nachhaltige Berufe

Wie bei anderen Berufsfeldern auch, stellt sich die Frage nach der Zukunftsperspektive der "nachhaltigen Berufe". Die Grundaussage der meisten Quellen ist dabei einheitlich. So wird in den meisten fällen die Zukunftsaussicht der "nachhaltigen Jobs" positiv bewertet:

"Umweltexperten sind gefragter denn je. Die Debatten um den Klimawandel und neue Gesetze zum Schutz der Umwelt haben ein ganzes Feld an neuen Berufen entstehen lassen. Auf diesem stetig wachsenden Arbeitsmarkt wird händeringend Nachwuchs gesucht. Zum Beispiel in der Energiebranche: Jede zehnte ausgeschriebene Stelle für Ingenieure hat heute schon mit erneuerbarer Energie zu tun. 2006 arbeiteten 235.000 Menschen in Berufen rund um Sonne, Wind, Biomasse, Geothermie oder Wasser. Bis zum Jahr 2020 sollen es 500.000 sein." (Quelle: www.greenpeace-magazin.de)

"Als "Oase für grüne Technologie" sieht Zukunftsforscher Andreas Steinle die Bundesrepublik in wenigen Jahren – erst recht, seit der Ausstieg aus der Kernenergie beschlossene Sache ist. Seither wird kräftig in erneuerbare Energien investiert. Der Wandel bringt für viele Menschen auch berufliche Chancen. "Der Umwelt- und Klimaschutz schafft grüne Arbeitsplätze", sagt Energieexpertin Claudia Kemfert . Bis zu einer Million neuer Jobs könnten der Ökonomin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung ( DIW ) zufolge in den kommenden zehn Jahren neu entstehen." (Quelle: www.teit.de)

"Zeigt die Entwicklung hin zu mehr Nachhaltigkeit und Interesse an der Umwelt schon Auswirkungen auf den Berufsmarkt? Michael Warnck: „In viele der bestehenden Berufsbilder wurde das Thema Umweltschutz in die Ausbildungsinhalte mit aufgenommen – sowohl bei technischen und gewerblichen als auch bei kaufmännischen Berufen.“ Bei den Studiengängen hingegen ist die Zahl der Fächer, die sich mit Erneuerbaren Energien beschäftigen, in den letzten Jahren buchstäblich explodiert. „Anfangs hatten Quereinsteiger gute Chancen, mittlerweile hat sich die Branche professionalisiert: Es gibt zum Beispiel über 380 Studienangebote allein zu dem Thema“, erklärt Alena Müller, Pressereferentin der Agentur für Erneuerbare Energien." (Quelle: www.abi.de)

Die Tätigkeit in einem "nachhaltigen Beruf" scheint also in den meisten fällen zukunftstauglich zu sein. Zudem wird erwartet, dass in den nächsten Jahren der Wachstum der Nachhaltigkeitsbranche zunimmt. Grund für diese Annahme ist die ständige Aktualität der Thematik. Anders als in anderen Brachfeldern werden Akteure der Nachhaltigkeit immer benötigt.
Trotz aller Euphorie darf nicht vergessen werden, dass sich Arbeitsmärkte entlang bestimmter ökonomischer, rechtlicher oder politischer Einflüsse entwickeln. Davon lässt sich ableiten, dass das Berufsfeld Nachhaltigkeit in Zukunft auch Schwankungen in der beschäftigten Zahl etc., durchleben wird.

In Anbetracht des Wandels der letzten Jahre ist Nachhaltigkeit längst nicht mehr nur eine moralische Forderung, sondern ein zentraler Bestandteil des Arbeitsmarktes. Vor allem durch die Verabschiedung von Auflagen zum Umweltschutz, entsteht ein Bedarf an Arbeitnehmern, die diese umsetzen. Auch durch Märkte für nachhaltige Produkte, entstehen entsprechende Produktionsketten, die Mitarbeitern berufliche Perspektiven bieten. Ist zudem ein nachhaltiges Wirtschaften von Unternehmen gefordert, werden die Unternehmen entsprechende Fachkräfte suchen und einstellen.
Darüber hinaus verbirgt sich die Nachhaltigkeit teilweise in den unterschiedlichen Berufen. Dabei kann zwischen Arbeitnehmern unterschieden werden die sich gezielt mit dem Thema Nachhaltigkeit befassen und denen die nur indirekt daran teilhaben. Der letzteren Gruppe zuzuordnen, sind beispielsweise Elektroingenieure die für ein nachhaltige Unternehmen arbeiten. In beiden Fällen jedoch wird das Berufsfeld Nachhaltigkeit häufig nicht aus moralischen, sondern aus wirtschaftlichen Aspekten "gepusht".


Dokumente

Nachhaltigkeit als Jobmotor
New Ecology - Zukunftsberufe rund um Ökologie und Nachhaltigkeit
Nachhaltigkeit in der beruflichen Bildung
Konsequenzen der Diskussion um eine nachhaltige Entwicklung für die Berufsorientierung

Interne Links

Externe Links

Ausbildungsberufe Erneurbare Energien
In Zukunft ist fast jeder Job grün
Nachhaltig studieren: Die Zukunft ist grün
Umweltschutz im Beruf

Schlagworte

Arbeitsmarkt, Atommüll, Berufe, Nachhaltigkeit

Letzte Aktualisierung

30.09.2015 08:39

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