Slow Food
Einleitung
Slow Food wird als eine Bewegung definiert die sich dafür einsetzt, dass jeder Mensch Zugang zu "Nachhaltiger Nahrung" hat. Diese Nahrung soll umweltfreundlich, gut, sauber und fair produziert worden sein. Gegründet wurde die Organisation "Slow Food" im Jahr 1989, um Fast Food und dem immer schneller werdenden gesellschaftlichen Lebensstil entgegenzuwirken. Es wird besonderer Wert darauf gelegt, aufzudecken, wo das Essen herkommt und das Interesse der Menschen für Nahrung wieder herzustellen bzw. zu intensivieren. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist der Slow Food Bewegung wichtig, die Auswirkungen von Ernährungsgewohnheiten auf andere Teile der Welt zu untersuchen. Darüber hinaus tritt Slow Food für die biologische Vielfalt ein und unterstützt die nachhaltige und umweltfreundliche Lebensmittelproduktion.Die Slow Food Organisation beruht auf einem Verein zur Erhaltung von Esskultur, welcher von dem Journalisten und Soziologen Carlo Petrini bereits im Jahre 1986 gegründet wurde. Das Ziel des Vereins war ursprünglich der Einsatz für ein kulinarisches Genussgefühl beim Essen.
Weltweit hat die Organisation Slow Food mittlerweile ca. 100.000 Mitglieder. Hinzu kommen 2.000 Lebensmittelgemeinschaften, welche Landwirtschaft auf kleinem Raum betreiben und die Lebensmittel auf nachhaltigem Wege herstellen.
"Convivien" und "Terra Madre"
Ein zentrales Element der Slow Food Organisation sind "Convivien". Als Convivien werden die Gruppen vor Ort bezeichnet, die sich aus den Anhängern der Bewegung zusammensetzen. Diese Gruppen treffen sich regelmäßig, bauen Kontakte zu den Nahrungsmittelerzeugern auf und halten Seminare ab, um die Botschaft der nachhaltigen Nahrungsmittelproduktion zu verbreiten. Für die Slow Food Organisation sind diese Zusammentreffen der Convivien sehr wichtig, denn dadurch wird der alternative Lebensstil beworben und mit Leben gefüllt. Allein in Deutschland gibt es ca. 80 Convivien die flächendeckend über das Land verteilt sind.Um die aktiven Akteure der Nahrungsmittelproduktionskette zusammenzuführen, wurde 2004 das Netzwerk "Terra Madre" gegründet. Durch den engen Kontakt der Lebensmittelgemeinschaft soll die nachhaltige Lebensmittelproduktion, Fischerei und Landwirtschaft stärker geschützt werden. Unter dem Dach des Netzwerkes werden Kleinprodukteure, Fischer, Züchter, Lebensmittelhandwerker, Wissenschaftler, Köche, Konsumenten und Jugendgruppen zusammengefasst. Der Grundsatz des Terra Madre besagt, dass alle zwei Jahre ein Treffen auf globaler, nationaler und regionaler Ebene stattfinden soll. Darüber hinaus findet in regelmäßigen Abständen ein Aktionstag statt. Teil des Terra Madre Programms ist zudem der Austausch von internationalen Projekten.
Durch das Terra Madre Netzwerk kann all jenen eine Stimme verliehen werden, die sich als Alternative der industriellen Lebensmittelproduktion gegenüberstellen.
Terra Madre verfolgt den Schutz der Nahrung, der Landschaft und der Kulturen als Ziel. Beim Erreichen der Zielsetzung wird stark auf Nachhaltigkeit geachtet. So sollen allen Menschen der Gegenwart und zukünftiger Generationen qualitativ hochwertige Lebensmittel garantiert werden. Nach Ansicht der Slow Food Anhänger, ist ein Lebensmittel qualitativ hochwertig, wenn es "gut, sauber und fair" produziert wurde. Die Produktion darf also weder der Natur, noch den Menschen geschadet haben und es garantiert den Erzeugern gerechte Konditionen und Erträge bei der Vermarktung.
Terra Madre fördert qualitativ hochwertige Lebensmittel und kurze Produktionsketten und schützt damit folgende Aspekte:
- Sprachen, Kulturen und Traditionen: Schutz lokaler Produkte ermöglicht Schutz der Sprache etc.
- Umwelt: Es wird dagegen vorgegangen das Landwirtschaft und Fischerei nur als Wirtschaftsbereiche behandelt werden. Zudem muss die Lebensmittelproduktion "grüner" werden und darf der Umwelt nicht schaden.
- Fairer Handel: Soziale Gerechtigkeit und fairer Handel können mit einem Produktionssystem umgesetzt werden, das den Erzeugern einen gerechten Ertrag und gleichzeitig den Verbrauchern erschwingliche Preise garantiert.
- Lebensmittelsouveränität: Möglichkeit der freien Entscheidung darüber was angepflanzt werden soll.
- Geschmacksvielfalt: Beim Einkauf muss verstärkt auf die frische der Produkte geachtet werden um die kurzen Produktionsketten zu unterstützen.
- Kleinproduktion: Förderung der lokalen Wirtschaft um eine Alternative zur Industrie zu schaffen.
- Beziehungen: Ausbau der Beziehung zwischen den Erzeugern um diese unter anderem wirtschaftlich zu stärken.
- Biologische Vielfalt: Förderung lokaler Arten vermindert die chemische Behandlung und erhält vielfältige Geschmäcker
Terra Madre: Die Projekte
Projekte der Slow-Food Organisation finden auf der ganzen Welt statt. Dabei werden Schwerpunkte wie der Schutz der biologischen Vielfalt, Förderung der kurzen Produktionsketten, sowie Geschmackslehre für den Konsumenten verfolgt. Die Umsetzung und Durchführung der Projekte basiert auf den einzelnen Slow-Food-Gruppen und anderen NGO's. Dadurch soll die Zusammenarbeit in der jeweiligen Region verstärkt werden.Schulgärten in Uganda
Die Böden in Uganda sind durch geringe Fruchtbarkeit und Monokulturen wie Kaffee geprägt. Aufgrund des niedrigen Einkommens in der Landwirtschaft sind die Jugendlichen oft gezwungen andere Beschäftigungsformen zu finden. Deswegen will das "Convivium Mukono" mit einem Projekt das Verhältnis zwischen der Jugend und der Landwirtschaft wieder verbessern. Dafür werden an 17 Schulen Gärten angelegt, die von den insgesamt 620 Schülern bewirtschaftet werden sollen. Hierbei wird besonders Wert auf traditionelle, umweltschonende Methoden beim Anbau gelegt.
Uganda: Lokale Produkte und Speisen, die vom Aussterben bedroht sind
Problematisch ist das die früher viel konsumierten Obst- und Fruchtsorten nicht mehr leicht zugänglich sind. Die Mitglieder des Slow Food Conviviums Mukono versuchen dies zu ändern. Dazu spüren sie die gesuchten Nahrungsmittel in den verschiedenen Herkunftsregionen auf um sie dadurch der Öffentlichkeit erneut verfügbar zu machen. Am Terra Madre Day wurde eine kleine Saatgutbank in der Gemeinschaft mit den Samen verschiedener Sorten eingerichtet, und zur Feier des Tages konnte man Säfte aus den Obstsorten des ganzen Landes probieren.
Frankreich: Slow Food in der Kantine
Ein weiteres Projekt ist das Angebot von Slow Food in einer Kantine. Dafür arbeitet "Slow Food Bayonne" mit den lokalen Grundschulen zusammen, um das Schulessen zu verbessern. Verwendet werden ausschließlich Rohstoffe, die innerhalb von 30 km produziert wurden. Darüber hinaus bietet die Kantine einmal in der Woche ein Essen mit biologisch angebauten Zutaten an. Anlässlich des "Terra Madre Day" haben Eltern, Schüler, der Bürgermeister und die lokalen Behörden sich versammelt, um ihren Einsatz für das Projekt erneut zu bestätigen.
Unter folgendem Link erhalten Sie weitere Informationen zur internationalen Terra Madre Website.
Biodiversität
Mit dem Begriff Biodiversität (biologische Vielfalt) wird das gesamte Spektrum des Lebens auf der Erde bezeichnet. Damit bezieht sich der Begriff nicht nur auf die Vielzahl aller natürlich vorkommenden, sowie gezüchteter Tier- und Pflanzenarten, Mikroorganismen und Pilze, sondern umfasst auch die genetische Vielfalt innerhalb jeder Art. Darüber hinaus schließt die Biodiversität auch die Vielfalt der Lebensräume auf der Erde mitsamt ihren komplexen ökologischen Prozessen und Wechselwirkungen ein. Für die Menschen ist die Biodiversität eine der bedeutendsten Lebensgrundlagen und Garant für Lebensqualität, von dem wir auf vielseitige Weise abhängen oder profitieren.Um die Biologische Vielfalt der Nahrungsmittel zu schützen, hat die Slow Food Organisation verschiedene Projekte ins Leben gerufen. Um fast vergessene Lebensmittel wieder in das Gedächtnis der Gesellschaft zu rufen und zu kategorisieren, wurde 1996 die "Arche des Geschmacks" gegründet. Zu Beginn des Jahres 2012 beinhaltet die Arche an die 1069 Lebensmittel aus 69 verschiedenen Ländern, deren Geschmack es zu bewahren gilt. 30 dieser Lebensmittel finden sich allein in Deutschland. Bei der großen Mehrheit der "Arche-Passagiere" handelt es sich um Nutztiere bzw. Nutzpflanzensorten, die vom Aussterben bedroht sind. Eine weitere Gruppe der Passagiere sind handwerklich hergestellte Lebensmittel wie Wurst und Käse die nur noch im gering Ausmaße per Hand hergestellt werden.
Um die Produzenten der Handhergestellten Lebensmittel (Handwerker) dennoch zu unterstützen, existieren sogenannte "Presidi". Hierbei handelt es sich um Projekte, die Lebensmittelhandwerkern dabei helfen sollen ihre traditionell hergestellten Nahrungsmittel in der modernen Wirtschaft zu vermarkten. Die Presidi werden als operativer Arm der Arche des Geschmacks betrachtet. In Deutschland gibt es gegenwärtig vier Presidi-Projekte, weltweit sind es etwa 400. Zu den Aktivitäten der Presidi zählen:
- Einführung verbindlicher Produktionsstandards, welche ökologische und qualitativ hochwertige Lebensmittel garantieren
- Erhalt der biologischen Vielfalt, lokaler Ökosysteme und einzigartiger Kulturlandschaften
- Förderung regionaler Traditionen, Herstellungsweisen und Absatzmärkte
Mehr Informationen zu Biodiversität finden Sie hier.
Dokumente
Slow Food DeutschlandDie Arche des Geschmacks
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