Aachener Stiftung Kathy Beys

Nachhaltigkeit in der Medienbranche

Einleitung

Vor über zwanzig Jahren wurde Nachhaltigkeit im Rahmen der Brundtland-Kommission als „Entwicklung, die die Lebensqualität der gegenwärtigen Generation sichert und gleichzeitig zukünftigen Generationen die Wahlmöglichkeit zur Gestaltung ihres Lebens erhält“, definiert. Seitdem hat sich der Sektor Nachhaltigkeit ausschweifend weiterentwickelt. In zahlreichen Branchen wird ein nachhaltiges Handeln angestrebt und durch Politik und Wirtschaft gefördert. Um mithilfe des nachhaltigen Handelns ihr Image zu Verbessen, nutzen Unternehmen unterschiedliche Medien. Auf diesem und auf anderen Wegen fand die Nachhaltigkeit Zugang zur Medienbranche, wo sie heute zu einem zentralen Bestandteil aufgestiegen ist.

Darstellung der Nachhaltigkeit in den Medien

Zu Zeiten, in denen die Medienkanäle darum konkurrieren schnellst möglich neue Informationen zu verbreiten, wird häufig kritisiert, dass nicht genug Raum für das Thema Nachhaltigkeit gelassen wird. Recherchiert man auf den Internetseiten von ntv, Welt, Zeit oder Spiegel Online gelangt man häufig zu Artikeln, die das Thema Nachhaltigkeit nur anreißen oder Teilbereiche der Nachhaltigkeit ansprechen. Hier wird deutlich, dass oftmals Aspekte der Nachhaltigkeit aus dem reinen Informationsbereich gelöst werden und in ein Format des Docutainment gegliedert werden.

In der Medienforschungsstudie "Nachhaltigkeit im TV – ein Quotenkiller?" welche unter anderem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in Auftrag gegeben wurde, wird auf die Fragestellung eingegangen, inwieweit Nachhaltigkeit die Einschaltquoten eines TV-Senders nachteilig beeinflusst. Die Studie verneinte die Untersuchungsfrage und verweist auf relativ erfolgreiche Beispiele, die das Thema Nachhaltigkeit in das Fernsehn brachten. Zu den Beispielen zählen:

  • ProSieben die am 22. April 2009 den ersten "ProSieben-Green-Seven-Tag" veranstalten. Zu diesem Datum wurden Magazine und Talkshows präsentiert in denen es um die Thematik der Nachhaltigkeit ging.
  • Im Jahr 2007 organisierte Kaisers' Tengelmann in Kooperation mit ProSieben eine Umweltschutzaktion mit dem Namen "CO2NTRA - Mit Galileo das Klima schützen."
  • Ein weiteres Projekt bei dem 6 Haushalte ihre Klimabilanz verbessern wollten wurde von WDR2, WDR5, dem Funkhaus Europa, dem WDR Fehrnsehn und der WDR-Internetredaktion unterstützt. Den Familien gelang es ihren CO2-Ausstoß um insgesamt >10 Tonen zu verringern.
  • Seit 2005 gibt es einen jährlichen Wettbewerb unter dem Titel "Der Energiesparmeister". Die Aktion wurde von ZDF.umwelt, dem Bundesumweltministerium und der co2online GmbH ins leben gerufen. Sie dient zur Auszeichnung von Schülern und Schulprojekten.
  • Auch der europäische Sender Eurosport startete im Mai 2009 ein monatlich ausgestrahltes halbstündiges Magazin mit dem Namen „Eurosport - For The Planet“, das sich mit Sport und Ökologie befasst.
Die ausstrahlenden Sender haben sich damit dem Thema vor allem auf einer informierenden Ebene genähert. Aber neben der Informationsverbreitung sollte es vor allem die Aufgabe der Medien sein, sich selbst möglich nachhaltig zu präsentieren. Dies gilt für Printmedien genauso wie für Informations- und Kommunikationstechnologien.
Ein Problem liegt jedoch in dem bereits angesprochenen mangelnden Informationsgehalt der Sendung. Dieses Problem basiert wiederum oftmals auf einem falschen oder unvollständigem Wissen über die Nachhaltigkeit. Die Studie "TV Medien und Nachhaltigkeit" vom Rat der Nachhaltigkeit ist dieser Problematik weiter auf den Grund gegangen und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Drittel der angefragten Sender nicht zu einem Statement bereit sind, da sie den Begriff "Nachhaltigkeit" nicht kennen. Die meisten anderen assoziieren den Begriff vor allem mit Umweltschutz. Auch sei es problematisch, das Thema fachgerecht zu präsentieren und zeitgleich "großes Kino" zu bringen. Der Meinung der Befragten nach, eignet sich das Thema "Nachhaltigkeit" für das Fernsehn nicht, da es sich nur schwer vermitteln lässt. Entscheidend bei dem Ausstrahlen von Nachhaltigkeitsthemen ist, dass diese in den jeweiligen Kontext der entsprechenden Serie oder Show passe.

Die Gesamten Ergebnisse der Studie finden Sie unter folgendem Link:TV-Medien und Nachhaltigkeit

Nachhaltigkeit in Printmedien

Speziell im Printbereich der Medien spielt Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle. Hier wird das Thema häufig in stark verkürzter Form dargestellt und mit Expertenmeinungen und Berichterstattungen über Katastrophen vermengt. Zeitweise widmen sich aber auch manche Printmedien im Rahmen von Specials oder Sonderausgaben dem Thema. Beispielsweise können hier der "stern"(2007), "Cicero"(2008) und das Technikmagazin "Chip" (2008) genannt werden. In diesen Ausgaben wurden vor allem ökologischen Innovationen und praktische Hinweise genannt.

In der Öffentlichkeit wird oft an der Nachhaltigkeit von Papier und Printprodukten gezweifelt. Auf der Internetseite printpower.eu wird versucht, mithilfe von 5 Fakten diese Zweifel zu beheben. Dort heißt es, dass "83 Prozent der Papier erzeugenden Betriebe in Europa sind als nachhaltig und ökologisch geführte Systeme zertifiziert. Außerdem hat die Papierindustrie in Europa einen verbindlichen Verhaltenskodex unterzeichnet, der die illegale Abholzung von Wäldern und ähnliche kriminelle Aktivitäten klar verurteilt. Für die Papierindustrie wird übrigens relativ wenig Holz verbraucht: Nur rund 11 % des weltweit geschlagenen Holzes wird für die Papierproduktion verwendet, der Rest entfällt auf Energieproduktion und den Holzbedarf von Sägebetrieben (Quelle: Welternährungsorganisation FAO, 2007). Dazu kommt, dass für die Papierindustrie im Allgemeinen die Abfallprodukte aus dem Holzschnitt oder Holz minderer Qualität, das etwa für die Möbelproduktion nicht infrage käme, verwendet wird. "Des Weiteren heißt es "Die europäische Papierindustrie unterstützt die Zertifizierung von Holz, um zu nachhaltiger Forstwirtschaft beizutragen. Die Zertifikate, die nach klar definierten Kriterien von unabhängigen Auditoren ausgestellt werden, machen die Herkunft von Holz für Kunden und Konsumenten nachprüfbar. Zu diesen Zertifizierungssystemen zählen beispielsweise das Forest Stewardship Council (FSC) und das https://pefc.de/. Rund 69 Prozent der Holzmenge in Österreich waren 2007 bereits nach anerkannten Systemen zertifiziert, Tendenz weiter steigend. Und von jenen Wäldern, die im Besitz von Papier erzeugenden Unternehmen stehen, sind mittlerweile sogar schon 82 Prozent zertifiziert. Die Papierbranche zeigt hohes Engagement, die Herkunft der Rohstoffe aus nachhaltiger Forstwirtschaft sicherzustellen. Und immer mehr Unternehmen produzieren ihre eigenen Publikationen, Flugblätter und Print-Werbung auf ausschließlich zertifiziertem Papier." (Quelle: printpower.eu).


Green IT

Unter dem Begriff "Green IT" wird die Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnologie zusammengefasst, welche weder bei der Herstellung, dem Vertrieb, noch bei der entsorgen oder dem Nutzen, die Umwelt und Ressourcen belastet. Wichtige Faktoren sind in diesem Kontext der Energieverbrauch während der Produktion und während der Nutzung sowie die Möglichkeit des Recyclings.
Einer Studie des Frauenhofer-Instituts nach verbrauchen Informations- und Kommunikationstechnologien in ihrer Produktion und Nutzung rund zehn Prozent des Stroms in Deutschland, Tendenz steigend.
Für das Jahr 2020 wurde berechnet, dass weltweit 1,4 Milliarden Tonnen Kohlendioxid durch die IKT-Nutzung entstehen. Durch eine Nutzung von IKT, welche unter Nachhaltigkeitsaspekten entwickelt wurden, können jedoch auch bis zu 7,8 Milliarden Tonnen CO2 eingespart werden. Die Einsparungen bei der Nutzung von IKT sind demnach um einiges höher als die Verursachung (Quelle: SMART2020-Studie).

Auf internationaler Ebene gibt es die „Climate Savers Computing“-Initiative. Diese Non-Profit-Gruppe besteht aus Verbrauchern, Unternehmen und Naturschutzverbänden zusammen und setzt sich gemeinsam für die Reduktion des Energieverbrauchs von Computern ein. Insgesamt sind mehr als 475 Firmen an der Initiative beteiligt. Darunter zählen auch große Unternehmen wie Dell, Google, HP , Intel oder Microsoft.
Auch in Deutschland wurde 2013 eine Initiative mit dem Namen "Green IT Alianz“ gegründet. Diese unterstützt die Entwicklung neuer,
energieeffizienterer Geräte.


Neue Medien

Der Begriff Neue Medien wird vor allem für neuwertige, zeitlich aktuelle Medientechnologien verwendet. War damit in der Vergangenheit noch das Radio oder der Fernseher gemeint, bezieht sich der neue-Medien-Begriff im Jahr 2014 vor allem auf die digitale Verbreitung von Daten über das Internet. Mit dieser Form der Neuen Medien gingen auch neue Möglichkeiten des nachhaltigen Handelns einher. Als Beispiel kann hier die Videokonferenz eines Unternehmens betrachtet werden. Diese ermöglicht das halten von geschäftsbezogenen Absprachen ohne körperliche Präsenz im Konferenzzimmer. Auf diese Weise können umweltschädigende Geschäftsreisen per Flugzeug oder Auto eingespart werden. So wird nicht nur die Umwelt geschont, sondern auch Zeit gespart. Auf diese Weise ist es uns möglich, Neue Medien für ein nachhaltiges Handeln einzusetzen. Auch sind Internet und Co. die wichtigsten Sprachrohre der Nachhaltigkeit und ermöglichen es, das Thema Nachhaltigkeit bekannt zu machen und Menschen im besten Falle zu einem entsprechenden Handeln anzuregen. Eine schnellere Informationsverbreitung als über das Internet ist gegenwärtig noch nicht verfügbar.

Die schelle Verfügbarkeit von Daten und Nachrichten über das Internet ermöglicht es uns zwar immer auf einem aktuellen Stand zu halten, allerdings hat dies auch seine Schattenseiten. Gerade Printmedien leiden unter diesem Trend. Ein Beispiel stellt die Echo Medien GmbH dar:
"Die Auflage sinkt, die Anzeigenumfänge gehen immer weiter zurück - und der Abo-Preis ist ausgereizt. Online werden bisher kaum Einnahmen erzielt. Die eigene Druckerei wurde schon 2009 geschlossen. Jetzt zieht die Echo Medien GmbH, die mehrheitlich im Besitz der Verlegerfamilie Bach ist, die Reißleine: Über die Hälfte der Belegschaft soll bis 2018 abgebaut werden." (Quelle: Tagesschau)
Aus einer Umweltschützenden Sichtweise, scheint ein mögliches Aus der Printmedien zwar von Vorteil, allerdings darf nicht vergessen werden, aus welchem Holz Printmedien ihr Papier gesinnen (s.o.). Ein Umweltschonender Effekt, steht hier also dem Verlust von Arbeitsplätzen gegenüber.


Dokumente

Nachhaltigkeit im TV – ein Quotenkiller?
TV Medien und Nachhaltigkeit
Medienmacher und Nachhaltigkeit

Interne Links

Externe Links

Wie Medien zu nachhaltiger Entwicklung beitragen können
printpower.eu

Schlagworte

Medien

Letzte Aktualisierung

12.11.2015 10:03

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