Erdbeben
Einleitung
Die Position der meisten Geophysiker scheint klar: Erdbeben lassen sich nicht vorhersagen. Diese Aussage kann jedoch nicht ohne weiteres in dieser Form zementiert werden. Aus diesem Grunde finden zahlreiche Forschungen auf dem Gebiet der Erdbebenvorhersage statt. Um weitere Aussagen treffen zu können, ist es zunächst wichtig, die Entstehung eines Erdbebens zu verstehen.Wie entstehen Erdbeben ?
Zunächst ist festzuhalten, dass der Erdmantel aus mehreren Einzelteilen - den Kontinental- und Ozeanplatten besteht. Aufgrund der Konvektionsströme des zähflüssigen Materials im Erdinneren, wandern diese Platten. Die Geschwindigkeit dieser Bewegung fällt dabei sehr gering aus. So handelt es sich oft nur um wenige Zentimeter im Jahr. Diese Bewegungen bezeichnet man als Plattentektonik. Dort, wo die Platten aneinandergrenzen, entstehen gewaltige Spannungen.
Stauen sich diese Spannungen mit der Zeit immer mehr an, bilden sich an den Plattengrenzen so hohe Spannungen, dass diese sich in einem gewaltigen Ruck, einem Erdbeben, entladen. Der Ruck findet zunächst nur in der inneren Erde statt, bevor an der Oberfläche Verwerfungen auftreten. Die Kraft breitet sich in Form von Wellen aus und erreicht in Sekundenschnelle den Meeres- oder Erdboden.
-> Grafische Darstellung
Erdbeben wie zum Beispiel in Haiti passieren immer wieder. Mittlerweile ist bekannt, an welchen Stellen die Erdbebengefahr am höchsten ist: an den Plattengrenzen. Die Insel Hispaniola, auf der Haiti liegt, befindet sich zum Beispiel genau an so einer Plattengrenze. Die Insel befindet sich regelrecht in einer Zwickmühle: Die Kokos-Platte drückt von Westen her, der Meeresboden des Atlantiks schiebt von der anderen Seite. Auch Japan befindet sich in einer ähnlichen Situation. Japan liegt in der Grenzzone von gleich vier geologischen Platten, die sich alle gegeneinander bewegen. Aufgrund dessen gab es dort im Januar 1995 ein schweres Erdbeben, bei dem über 6000 Menschen starben. Zudem wurden 300.000 Menschen obdachlos.
(Quelle: www.geo.de)
Wichtig ist die Erkenntnis, dass Erdbeben primär an Plattengrenzen ausgelöst werden, die aneinander reiben. Dadurch ist es möglich Gefahrengebiete zu kennzeichnen und enstprechende nachhaltige Schutzmaßnahmen zu treffen. Allerdings können Erdbeben auch im Erdinneren stattfinden. Man bezeichnet diese als Intraplattenbeben. Grund dafür ist die Überlagerung der Spannungen, welche im Landesinneren auf geologische Schwachstellen treffen. Bei diesen Schwachstellen handelt es sich zum Beispiel um tiefe Gräben oder ehemalige Plattengrenzen.
Ist eine Vorhersage möglich ?
Die Wissenschaft beantwortet diese Frage mit einem "jein". Für langfristige Zeiträume ist eine Vorhersage von Erdbeben durchaus möglich. Auf einer kurzfristigen Zeitbasis ist eine Vorhersage jedoch nicht möglich. Ein Erdbeben kann somit nicht von heute auf morgen angekündigt werden. Da in langfristigen Zeiteinhaeiten Warnungen jedoch möglich sind, existieren in besonders gefährdeten Ländern intensive Zivilschutzübungen, Notfallpläne und Baunormen, die ein erdbebensicheres Bauen vorschreiben.Ein grundsätzliches Problem bei der Vorhersage von Erdbeben ist die dünne Datenlage über prähistorische bzw. vergangene Erdbeben. Die Erdbebenmessung ist ein junges Feld der Wissenschaft und wird erst seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts betrieben. Zwar weiß man von vielen schwereren Erdbeben seit der Antike, die Stärke oder die direkten Auswirkungen auf den Menschen sind aber unbekannt.
Ein Ansatz der Erdbebenmessung bzw. -vorhersage sind seismische Messverfahren in Verbindung mit leistungsfähigen Datenverarbeitungen und Kommunikationstechniken. Diese ermöglichen in bestimmten Fällen eine Vorwarnung, Minuten bevor die verheerenden Wellen eintreffen. Die Messung beruht dabei auf der Ausdehnung der seismischen Wellen.
Erschüttert ein Beben die Erde, breiten sich die Wellen von seinem Zentrum, dem Herd, in alle Richtungen aus. Die Wellen werden nach ihrer Geschwindigkeit unterschieden.
Maßgeblich für die Frühwarnung sind die zuerst von Messinstrumenten aufgenommenen P(Primär)-Wellen und die ihnen folgenden S(Sekundär)-Wellen. Aus der unterschiedlichen Laufzeit von P- und S-Wellen kann mittels Triangulation die Lage des Epizentrums, unter Umständen sogar des Hypozentrums, ermittelt werden. Die S-Wellen laufen nur halb so schnell wie P-Wellen, richten aber die größten Zerstörungen an der Erdoberfläche an.
Es kommt es also darauf an, die an der Erdoberfläche auftauchenden P-Wellen, möglichst schnell zu erfassen. Die Messung muss demnach in unmittelbarar Nähe des Herdes also der Küste (Plattengrenze) erfolgen. Sobald eine Erschütterung als potenziell gefährlich erkannt wird, findet die Übermittlung einer Warnung per Funk statt. Mit einer hohen Geschwindigkeit erreicht dieses Signal die Empfänger.
Problematisch ist jedoch, dass der zeitliche Abstand zwischen der primär und sekundär Welle nicht ausreicht um eine Evakuation des Erdbebengebietes vorzunehmen.
Eine Ausführliche Diskussion über die Frage, ob eine Vorhersage von Erdbeben möglich ist finden Sie hier.
Durch diese Erkenntnisse können in gefährdeten Regionen entsprechende Maßnahmen getroffen werden, sodass eine nachhaltige Katastrophenvorsorge sichergestellt werden kann.
Was tun im Katatsrophenfall ?
Gegen Erdbeben selber sind keine technischen Möglichkeiten vorhanden, jedoch gibt es Schutzmaßnahmen gegen daraus resultierende Folgeeffekte wie Rutschungen, Felsstürze oder Bodenverflüssigungen. Dazu zählt vor allem das erdbebensichere Bauen und das erdbebensichere Gestalten von nicht tragenden Bauteilen (Fassade, Zwischenwände etc.). Zudem geben Mikrozonierungen des lokalen geologischen Untergrundes Hinweise auf Gebiete, in welchen sich Erschütterungen besonders stark auswirken oder aber gedämpft werden können.Aufgrund mangelnder technologischer Entwicklungen beschränken sich die Möglichkeiten im Katastrophenfall vor allem auf organisatorischen Maßnahmen. Folglich ist die Katastrophenbereitschaft und die Katastrophenhilfe in den durch Erdbeben bedrohten Gebieten äußerst wichtig. Im Notfall können so viele Menschenleben gerettet werden.
Persönlich hilft die folgende Vorgehensweise im Falle eines Erdbebens:
- Suchen Sie Schutz unter stabilen Tischen oder unter Türrahmen
- Halten Sie sich im Freien fern von Gebäuden, Brücken und Strommasten und suchen Sie offene Flächen auf
- Meiden Sie Gebiete, die durch Sekundärprozesse wie Rutschungen, Felsstürze und Bodenverflüssigung gefährdet sind
- Prüfen Sie nach einem Erdbeben Gas,- Wasser- und Stromleitung auf Schäden
- Hören Sie Radio und befolgen Sie die Anweisungen
Zusammenspiel von nachhaltiger Entwicklung und Katastrophenvorsorge
Ohne eine entsprechende Katastrophenvorsorge ist eine nachhaltige Entwicklung nicht möglich!Diese Aussage scheint zunächst relativ schlüssig. Betrachtet man diese Annahme genauer, ist auch eine Umformulierung möglich - eine nachhaltige Entwicklung als Katastrophenvorsorge. In beiden Fällen wird unterschwellig ein Bezug zum Klimawandel hergestellt. Nach Ansicht der Verfasser des Weltrisikoberichts von 2012 hat die Zahl der Katastrophen und die damit einhergehenden Schäden in der letzten Dekade stark zugelegt. Daraus lässt sich schließen, dass eine zerstörte Umwelt zur Erhöhung des Katastrophenrisikos beiträgt. Mit einem Fortschreiten der nachhaltigen Entwicklung soll der Zerstörung des Planeten jedoch entgegengewirkt werden und somit das Risiko von Naturkatastrophen gesenkt werden. Durch Senken der CO2-Emissionen, im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung, soll eine weitere Erwärmung des Klimas verhindert werden. Da der Klimawandel unter anderem als Grund für den steigenden Meeresspiegel genannt werden kann, soll somit durch die nachhaltige Entwicklung Katastrophen wie Überschwemmungen entgegengewirkt werden.
In Zukunft ist es deswegen umso wichtiger, dass der wechselseitige Zusammenhang zwischen Umweltzerstörung und Katastrophenvorsorge auch in der Politik stärker beachtet wird. So sollte der Schutz vor Naturkatastrophen unter Einbeziehung umweltschonender Maßnahmen teil des nationalen nachhaltigen Entwicklungsprogramms werden. Im Weltrisikobericht wird zudem dargestellt, dass ein Konzept der Reduzierung von Risiken dazu beiträgt, dass wirtschaftliche, soziale und Umweltschutzziele miteinander verknüpft werden können.
Abschließend kann festgehalten werden, dass die Katastrophenvorsorge als Element der nachhaltigen Entwicklung betrachtet werden kann. Zudem lässt sich eine Beziehung zwischen den beidenn Fachgebieten "nachhaltige Entwicklung" und "Katastrophenvorsorge" feststellen, die verdeutlicht, dass ein Gebiet das andere bedingt.
Dokumente
Merkblatt ErdbebenGrundlegende Begriffe zum Thema Erdbeben
Interne Links
Externe Links
Merkblatt zur Vorsorge und EigenhilfeErdbebenkatalog für die Bundesrepublik Deutschland mit Randgebieten
Erdbeben - Vorhersagbar oder aus heiterem Himmel?
Vorgehen im Ernstfall
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Erdbebendatenbank