Brundtland Bericht, 1987
Brundtland Bericht: Unsere gemeinsame Zukunft
Brundtland Report: Our Common FutureDer offizielle Titel lautet: "Unsere gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung." Herausgeber: Volker Hauff
Inhalt
Die Brundtland Kommission, auch Weltkommission für Umwelt und Entwicklung genannt, veröffentlichte 1987 den Report "Unsere gemeinsame Zukunft", in dem erstmals das Konzept der nachhaltigen Entwicklung formuliert und definiert wurde und damit der Anstoss für einen weltweiten Diskurs und öffentliche Aufmerksamkeit für das Thema Nachhaltigkeit war. Die deutsche Version wurde von dem damaligen Forschungsminister Volker Hauff herausgegeben. Definition "Nachhaltige Entwicklung"
Von der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung wurde nachhaltige Entwicklung so definiert:
„Sustainable development meets the needs of the present without compromising the ability of future generations to meet their own needs.“
Nachhaltig ist eine Entwicklung, „die den Bedürfnissen der heutigen Generation entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen.“
„Dauerhafte (nachhaltige) Entwicklung ist Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können. Zwei Schlüsselbegriffe sind wichtig:
- der Begriff Bedürfnisse, insbesondere die Grundbedürfnisse der Ärmsten der Welt sollen Priorität haben
- der Gedanke von Beschränkungen, die der Stand der Technologie und der sozialen Organisation auf die Fähigkeit der Umwelt ausübt, gegenwärtige und zukünftige Bedürfnisse zu befriedigen."
„Die Menschheit ist einer nachhaltigen Entwicklung fähig - sie kann gewährleisten, dass die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt werden, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zur Befriedigung ihrer eigenen Bedürfnisse zu beeinträchtigen.“
Aufbau des Berichtes
Vorwort von Volker Hauff
Vorwort von Gro Harlem Brundtland
Auf dem Weg zu globalem Bewußtsein: Der Bericht der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung
Teil I:
Teil II:
Teil III:
Vorwort
Aus dem Vorwort von Volker Hauff zitiert: "Im Frühjahr 1984 lud mich ... Gro Harlem Brundtland ein, Mitglied der Weltkommission für Umwelt und Entwicklung zu werden. Ich habe spontan meine Bereitschaft zur Mitarbeit erklärt, obwohl mir sofort klar war, daß mit dem Auftrag, den diese Kommission von der 83. UN-Vollversammlung bekommen hatte, eine sehr große Herausforderung verbunden war: Es geht um die Zukunftsperspektiven unserer Erde und die Möglichkeiten der Gestaltung dieser Zukunft durch unsere Generation. Ich erinnerte mich an den Bericht der Nord-Süd-Kommission - die Willy Brandt geleitet hatte - aus dem Jahr 1979. Der Bericht der Brandt-Kommission hieß: "Das Überleben sichern, gemeinsame Interessen der Industrie und Entwicklungsländer." Auch der Palme-Bericht aus dem Jahr 1981, der sich mit dem Thema Frieden und Sicherheit beschäftigt hat, stand unter dem Motto "Gemeinsame Sicherheit". An diese Tradition der Gemeinsamkeit der Ganzheit unseres Erdballs wollte die Brundtland-Kommission anknüpfen. Der Bericht trägt deshalb den Titel "Unsere gemeinsame Zukunft". ... Nach drei Jahren hat unsere Kommission unter Leitung von Gro Harlem Brundtland ihre Arbeiten zum Thema wirtschaftliche Entwicklung und Umwelt abgeschlossen. Die beiden zentralen Begriffe sind mit der Forderung bezeichnet: Wir brauchen "neues Wachstum" im Rahmen einer "dauerhaften Entwicklung" unserer Welt. Der Begriff dauerhafte Entwicklung ist dabei definiert als ein Entwicklungsweg - als ein Wachstumsprozeß - der die Handlungsmöglichkeiten kommender Generationen nicht schon heute einschränkt. ... Seit dem Beginn menschlichen Lebens sind einige hunderttausend Jahre vergangen Zivilisationen und Kulturen kamen und gingen. Aber die Zukunft menschlichen Lebens und die Bewohnbarkeit unseres Planeten waren in dieser Zeit nie grundsätzlich in Frage gestellt. Dies hat sich in unserer Generation, die im nuklearen Zeitalter aufgewachsen ist, grundlegend geändert. Die Möglichkeit der totalen Vernichtung durch Knopfdruck stellt uns ganz neue Fragen. ... Angesichts dieser Entwicklungen kam unsere Kommission zu einer radikalen und unorthodoxen Forderung, nämlich der Forderung nach "einem neuen Zeitalter wirtschaftlichen Wachstums". Die Mitglieder der Kommission waren sich einige, keine weitere Bestandsaufnahme der Weltlage vorzulegen. Der Anspruch, mit dem wir die Arbeit durchgeführt haben, lag bei der Erarbeitung von Handlungsempfehlungen, die den Prozeß der dauerhaften Entwicklung einleiten sollten. Heute wissen wir, daß Wachstum unerläßlich ist zur Überwindung der Massenarmut und zur Befriedigung der Bedürfnisse einer wachsenden Zahl von Menschen. Die Mitglieder der Kommission waren davon überzeugt, daß dieses Wachstum nicht nur notwendig, sondern auch realisierbar ist: allerdings nur dann, wenn dieses Wachstum im Rahmen einer dauerhaften Entwicklung stattfindet. Unter "dauerhafter Entwicklung" verstehen wir eine Entwicklung, die den Bedürfnissen der heutigen Generationen entspricht, ohne die Möglichkeiten künftiger Generationen zu gefährden, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen und ihren Lebensstil zu wählen. Die Forderung, diese Entwicklung "dauerhaft" zu gestalten, gilt für alle Länder und alle Menschen. Die Möglichkeit kommender Generationen, ihre eigenen Bedürfnisse zu befriedigen, ist durch Umweltzerstörung in den Industrieländern ebenso gefährdet wie durch Umweltvernichtung durch Unterentwicklung in der Dritten Welt. ... Eine dauerhafte Entwicklung bedeutet ein Wachstum, das die Grenzen der Umweltressourcen respektiert, das also die Luft, die Gewässer, die Wälder und Böden lebendig erhält, ein Wachstum, das die genetische Vielfalt erhält und das Energie und Rohmaterial optimal nutzt. ... Ich sehe Zeichen der Hoffnung. Sie beruhen auf der Tatsache, daß eine wachsende Zahl von Menschen in Ost und West, in Nord und Süd ihre Verantwortung für die Welt und für kommende Generationen erkennt. ... Ich hoffe, es wächst die Einsicht, daß wir eine dauerhafte Entwicklung deswegen brauchen, weil nur so zu verhindern ist, daß der ganze Planet zerstört wird: Arme und reiche Länder sind durch gemeinsame Interessen verbunden. Der WEg zu dauerhafter Entwicklung erfordert Weitsicht und Internationalismus. ... Die Dauerhaftigkeit des Fortschritts der Menschheit hängt zu einem ganz wesentlichen Teil davon ab, daß wir erkennen, daß wir Nachbarn sind auf einem kleinen und wunderbaren Planeten, und daß unsere Pflicht, füreinander zu sorgen, eine Verpflichtung auf Gegenseitigkeit ist. Letztlich fordern Brandt, Palme und nun auch Brundtland das gleiche: Wir brauchen eine neue Ethik des menschlichen Überlebens - und wir brauchen sie bald. (Bonn, 15. Juli 1987, Volker Hauff)"
Zusammenfassung
Zusammenfassend heißt es in dem letzten Kapitel mit dem Titel "Handeln tut not":
"Die Veränderungen gehen so schnell vonstatten, daß die wissenschaftlichen Disziplinen und die gegenwärtig vorhandenen Einrichtungen zur Beurteilung und Beratung nicht mithalten können. Die Versuche politischer und wirtschaftlicher Institutionen ..., sich auf die Schwierigkeiten einzustellen und sie zu bewältigen, scheitern. Viele Menschen, die Wege suchen, diese Probleme politisch zur Sprache zu bringen, sind über die Entwicklung zutiefst beunruhigt. ... Damit die Einstellungen sich verändern und eine Neuorientierung von Politik und Institutionen zu beziehen, darauf, was heute erreicht werden kann und muß. Aber um die Möglichkeiten für künftige Generationen offenzuhalten, muß unsere Generation heute beginnen, und zwar gemeinsam beginnen, national und international. ... Wir sind einstimmig überzeugt, daß für die Sicherheit, das Wohlergehen und das Überleben des Planeten selbst dieser Wandel heute beginnen muß."
Weitere Informationen zum Brundtland-Bericht finden Sie auf diesen Seiten des Lexikons.
Dokumente
"Report of the World Commission on Environment and Development: Our Common Future" auf der Dokumentenseite der UN
Interne Links
- Brundtland Bericht: Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, 1987
- Leitbild einer „nachhaltigen Entwicklung“
- UN: Vereinte Nationen
- Die Entdeckung der Nachhaltigkeit
Homepage der WHO