Lawinen
Entstehung einer Schneelawine
Genau wie Bergstürze oder Rutschungen werden Lawinen den Massenbewegungen zugeordnet. Als Massenbewegungen werden Prozesse bezeichnet, bei denen große Mengen an Material (Gestein, Schutt, Eis etc.) durch die Wirkung der Schwerkraft talabwärts bewegt werden. Lawinen können in unterschiedlichen Formen, wie den Geröll-, Schnee-, oder Schlammlawinen auftreten. Im Folgenden sollen vor allem Schneelawinen betrachtet werden. Die Entstehung von Lawinen hängt im Wesentlichen von den Eigenschaften der Schneedecke ab. Um die Entstehung von Schneelawinen zu verstehen muss beachtet werden, dass zwischen verschiedenen Arten der Schneelawinen unterschieden wird:- Schneebrettlawinen: Charakteristisch für Schneebrettlawinen ist der Abgang einer ganzen Schneetafel. Sie entstehen an Hängen, deren Neigung steiler als 30° ist. Gleitet das Schneebrett ohne äußere Einwirkung ab, dann spricht man von einer spontanen Auslösung. Dazu kommt es, wenn sich neu gefallener Schnee nicht ausreichend verfestigen kann oder keine Bindung mit dem bereits vorhandenen Schnee eingeht. Bei der Überlastung ausgehend von natürlichen Schwachstellen in der Schneedecke kann es zu einem Schädigungsprozess kommen. Dadurch entstehen am Rand des geschädigten Bereichs immer größere Spannungsspitzen, wodurch die Schädigung größer wird. Setzt sich die Schädigung weiter fort, kommt es entlang der Schichtgrenzen zu einem Bruch. Dadurch können sich innerhalb kürzester Zeit große Hangteile ablösen und abgleiten.
- Lockerschneelawinen: Charakteristisch für diese Schneelawinen ist der punktuelle Abgang. Lockerschneelawinen sind im Vergleich zu Schneebrettlawinen meist harmlos, da sie kleiner ausfallen. In ihrer Entstehung ähneln Sie den Schneebrettlawinen. Die beiden Formen der Schneelawinen unterscheiden sich jedoch in der Masse des abgleitenden Schnees.
Darüber hinaus, muss berücksichtigt werden, dass eine Schneedecke kein ruhig daliegendes Gebilde ist. Aufgrund ihrer Deformierbarkeit befindet sich die gesamte Schneedecke dauernd in einer langsamen Kriechbewegung in Fallrichtung des Hanges. Die Kräfte, welche in einer Schneedecke wirken, entstehen primär aus ihrem Eigengewicht. Infolge differenter Hangneigungen entstehen Veränderungen in der Bewegungsgeschwindigkeit. Hierdurch wirken sich Zug- und Druckkräfte auf die Übergangszonen aus. Wirken die Kräfte zwischen zwei Schichten gegeneinander, resultieren daraus Scherkräfte. Die Zusätzliche Belastungen im Anrissgebiet, z.B. durch Skifahrer, bewirkt eine Zunahme der Spannungen in der Schneedecke, sodass ein Initialriss ausgelöst werden kann. Sobald die aufliegende Schneeschicht durch Risse vollständig abgelöst ist, fängt sie an zu gleiten und kann dabei als Fließlawine, Geschwindigkeiten bis zu 100 km/h erreichen. Dieser Vorgang beschreibt die typische Skifahrerlawine.
Der nachhaltige Schutz vor Lawinen spielt eine wichtige Rolle in der nachhaltigen Katastrophenvorsorge. Speziell Bewohner der Alpenregionen oder anderer Gebirge sind auf Frühwarnsysteme angewiesen. Gerade zu Zeiten des Klimawandels kann der nachhaltige Lawinenschutz leben retten. Durch die Veräderung des globalen Klimas verlieren die Schneemassen an Halt, da das stabilisierende Eis zu schmelzen beginnt. Unweigerlich kommt es dadurch zu häufigeren Lawinenereignissen. Mit dem Klimawandel hat die Gefahr bezüglich der häufigeren Lawinenauslösung zugenommen.
Siehe auch Klimawandel in den Alpen
Nachhaltige Vorsorge und Messungen als Schutz vor Lawinen
Das Ziel des Lawinenschutzes ist der optimale Schutz von Menschen, Siedlungen und Infrastrukturanlagen gegenüber Lawinen. Um diesen Schutz zu gewährleisten und möglichst nachhaltig zu gestalten wurde eine Vielzahl an Maßnahmen entwickelt. Dazu zählen vor allem bauliche, planerische, waldbauliche und temporäre Lawinenschutzmaßnahmen. Die Wichtigkeit eines nachhaltigen Lawinenschutzes wird dann bewusst, wenn man bedenkt, dass ohne einen Lawinenschutz ein Leben in den Alpen nicht denkbar wäre. Im Folgenden werden die verschiedenen Schutzmaßnahmen näher betrachtet:Baulicher Lawinenschutz
Beim baulichen Lawinenschutz stehen zunächst zwei Basisstrategien im Vordergrund. Zum einen sollen Stützwerke, die in horizontalen Reihen angelegt werden, einen Lawinenabbruch verhindern. Ist eine Lawine jedoch bereits ausgelöst worden, nützen die Stützbauwerke nur wenig, sodass ein anderes vorgehen notwendig ist. Bauwerke in Form von Dämmen oder Galerien werden in diesem Falle eingesetzt, um die herabstürzenden Schneemassen aufzufangen und gefahrlos abzuleiten.
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Planerische Maßnahmen
Ein weiteres Element der nachhaltigen Schutzmaßnahmen vor Lawinen sind sogenannte Lawinengefahrenkarten. Durch unterschiedliche Signaturen deuten diese daraufhin, welche Siedlungsräume besonders durch Lawinen bedroht werden. Auch zeigen die Karten die Häufigkeit und Intensität möglicher Ereignisse innerhalb eines Gebietes. Die Lawinengefahrenkarten dienen der Nutzungsplanung und stellen ein wichtiges Instrument der Notfallplanung dar. Die unterschiedlichen Gefahrenstufen werden mit den Farben Rot, Blau, Gelb und Weiss dargestellt.
- Rote Gebiete: Gebiete mit dieser Markierung gelten als besonders stark gefährdete Regionen. Im Falle des Lawinenniedergangs muss mit Gebäudezerstörung gerechnet werden. Darüber hinaus sind Personen sowohl innerhalb als auch außerhalb von Gebäuden gefährdet. In einem rot gekennzeichneten Areal dürfen keine neuen Bauzonen erstellt bzw. keine neuen Bauten und Anlagen errichtet werden.
- Blaue Gebiete: Im Vergleich zu roten Gebieten treten in blauen Regionen Lawinen seltener auf. Auch ist deren Druckwirkung geringer als noch in den roten Gebieten. Innerhalb von Gebäuden sind Personen kaum gefährdet. Außerhalb davon besteht jedoch eine Gefährdung. Neue Bauzonen sollten erst nach Abwägung der Interessen erstellt werden. Die Baubewilligung ist zudem mit Auflagen verknüpft. Die exponierten Gebäudeteile müssen zusätzlich durch bautechnische Maßnahmen gesichert werden. Auch sind Evakuationspläne für die Bewohner notwendig.
- Gelbe Gebiete: In gelben Gebieten ist die Gefährdung eher gering. Menschenleben sin kaum in Gefahr. Auch kann mit nur geringen Schäden an Gebäuden gerechnet werden. Ein typisches Beispiel für eine gelbe Region ist das Auslaufgebiet von Staublawinen.
- weiße Gebiete: Weiße Gebiete sind durch die geringste Gefährdung gekennzeichnet. Hier besteht keine Notwendigkeit für planerische Schutzmaßnahmen.
Waldbauliche Maßnahmen
Der Wald gilt als einer der effektivsten Maßnahmen des Lawinenschutzes. Die kostengünstige Schutzmaßnahme stellt zudem den flächenmäßig wichtigsten Lawinenschutz dar.
Der Wald schützt auf zweierlei Wegen vor Lawinen. Einerseits sind die Schneehöhen auf dem Boden kleiner, da sich ein Teil des Neuschnees auf den Baumkronen ablagert. Andererseits verleiht der Wald der Schneedecke zusätzliche Stabilität, indem die Wurzeln und Äste dem Untergrund mehr Profil geben. Der Wald kann somit als natürliche Stützverbauung betrachtet werden. Wichtige Kennzahlen für die Effektivität der Schutzwirkung sind der Kronendeckungsgrad, vorhandene Öffnungen und die Stammzahl pro ha.
Auch im Sinne der Nachhaltigkeit stellen sich waldbauliche Maßnahmen als sehr positiv heraus. So wird nicht nur das Lawinenrisiko gesenkt, sondern auch das Klima geschützt.
Temporäre Maßnahmen
Temporäre Maßnahmen dienen zur kurzfristigen Abstimmung an die aktuelle Schnee-und Lawinensituation. Eingesetzt werden sie vorzüglich an Stellen, an denen bauliche Schutzmaßnahmen nicht ausreichen oder aufgrund der hohen Kosten nicht sinnvoll sind. Zu den bedeutendsten temporären Lawinenschutzmaßnahmen zählen Sperrungen, Evakuation sowie die künstliche Auslösung von Lawinen und die frühzeitige Warnung. Temporäre Maßnahmen sind zudem nicht wie die baulichen oder planerischen Maßnahmen von längerer Dauer bzw. dauerhaft an einen Ort angebracht, sondern nur kurzer Dauer.
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Der Schutz vor Lawinen nimmt im Kontext der Nachhaltigkeit eine bedeutend Rolle ein. Menschleben können gerettet und wirtschaftliche Schäden minimiert werden. Auch natürliche Lebensräume werden vor einer drohenden Zerstörung durch die Schneemaßen geschützt und bleiben erhalten.
Zusammenspiel von nachhaltiger Entwicklung und Katastrophenvorsorge
Ohne eine entsprechende Katastrophenvorsorge ist eine nachhaltige Entwicklung nicht möglich!Diese Aussage scheint zunächst relativ schlüssig. Betrachtet man diese Annahme genauer, ist auch eine Umformulierung möglich - eine nachhaltige Entwicklung als Katastrophenvorsorge. In beiden Fällen wird unterschwellig ein Bezug zum Klimawandel hergestellt. Nach Ansicht der Verfasser des Weltrisikoberichts von 2012 hat die Zahl der Katastrophen und die damit einhergehenden Schäden in der letzten Dekade stark zugelegt. Daraus lässt sich schließen, dass eine zerstörte Umwelt zur Erhöhung des Katastrophenrisikos beiträgt. Mit einem Fortschreiten der nachhaltigen Entwicklung soll der Zerstörung des Planeten jedoch entgegengewirkt werden und somit das Risiko von Naturkatastrophen gesenkt werden. Durch Senken der CO2-Emissionen, im Rahmen der nachhaltigen Entwicklung, soll eine weitere Erwärmung des Klimas verhindert werden. Da der Klimawandel unter anderem als Grund für den steigenden Meeresspiegel genannt werden kann, soll somit durch die nachhaltige Entwicklung Katastrophen wie Überschwemmungen entgegengewirkt werden.
In Zukunft ist es deswegen umso wichtiger, dass der wechselseitige Zusammenhang zwischen Umweltzerstörung und Katastrophenvorsorge auch in der Politik stärker beachtet wird. So sollte der Schutz vor Naturkatastrophen unter Einbeziehung umweltschonender Maßnahmen teil des nationalen nachhaltigen Entwicklungsprogramms werden. Im Weltrisikobericht wird zudem dargestellt, dass ein Konzept der Reduzierung von Risiken dazu beiträgt, dass wirtschaftliche, soziale und Umweltschutzziele miteinander verknüpft werden können.
Abschließend kann festgehalten werden, dass die Katastrophenvorsorge als Element der nachhaltigen Entwicklung betrachtet werden kann. Zudem lässt sich eine Beziehung zwischen den beidenn Fachgebieten "nachhaltige Entwicklung" und "Katastrophenvorsorge" feststellen, die verdeutlicht, dass ein Gebiet das andere bedingt.
Dokumente
- Klimaökologie und Klimawandel am Aletsch- und Rhone-gletscher im Wallis/Südschweiz
- Gravitative Massenbewegungen und Schneelawinen
Interne Links
Externe Links
- Lawinen
- Lawinenschutz
- Bergwald als Lawinenschutz
- Baulicher Lawinenschutz - Schutz für Siedlungen und Verkehrsachsen