Gemeinschaftsgärten / Urban gardening
Einleitung
Urban Gardening gilt als Trend, der mittlerweile in Großstädten weltweit Zulauf findet. Bei Urban Gardening handelt es sich um verschiedene Arten von urbaner Landwirtschaft, in Form von städtischen Gemeinschaftsgärten. Diese Arten reichen von Interkulturellen Gärten, über Community Gardens, City Farms bis hin zu Nachbarschaftsgärten oder auch Guerilla Gardening.Mithilfe von städtischen Gemeinschaftsgärten können die Nachhaltigkeitsdimensionen Ökologie, Ökonomie und Soziales bzw. Gesellschaft in Einklang gebracht werden: Dabei können die Akteure nicht nur Naturerfahrungen in der Stadt sammeln und selbst aktiv werden. Auch das städtische Gemeinschaftsleben wird gefördert und gewisse Stadtteile verschönert. Dabei werden brach liegende Gebiete aufgeräumt und bepflanzt, wobei gleichzeitig die Lebensqualität für die Bewohner dieser Gebiete ansteigt. Urban Gardening bietet ebenfalls ausgegrenzten Minderheiten wie beispielsweise Migranten oder Flüchtlingen die Gelegenheit sich mit ihren, teils besonderen landestypischen Kenntnissen zu integrieren und "Local Food" anzubauen. Daher tragen diese postfossilen Handlungsstrategien nicht nur zu einer verbesserten Klimabilanz bei, sondern fördern den Umgang des Gesellschaft mit der Natur.
Interkulturelle Gärten
Interkulturelle Gärten dienen, dem Namen entsprechend, der Annäherung von Menschen verschiedener Kulturen: Seinen Durchbruch in Deutschland hat Urban Gardening zu Beginn der 1990er Jahre, als Deutschland zum Einwanderungsland von Migrantinnen und Migranten verschiedener Nationen wurde. Mithilfe der Interkulturellen Gärten, trafen sich MigrantInnen und Deutsche beim gemeinsamen Gärtnern inmitten von Großstädten. Dies erleichterte nicht nur das gegenseitige Kennenlernen, sondern auch die Entstehung von Zugehörig- und Gemeinsamkeiten.Die Bewegung der Community Gardens in New York könnte als Inspirationsquelle gedient haben. Diese hatten zum Ziel brachliegendes Land in vernachlässigten Stadtteilen für die Stadtbewohner zu nutzbaren Gartenflächen und Erholungsflächen umzubauen. Diese Community Gardens trugen auch zu einer verbesserten Selbstversorgung bei und zur Motivation sich selbst zu organisieren. Dabei wurde das Gefühl der Gemeinschaftlichkeit verbessert und gleichzeitig gelegentliche Differenzen in sozial benachteiligten Gebieten geschlichtet.
In Deutschland entstand 1996 in Göttingen die ersten "Internationalen Gärten", die Flüchtlingen zu einer besseren Integration verhelfen sollte. Die Unterhaltungen wurde dabei bewusst auf deutsch geführt.
Im Jahr 2002 erfolgte dann die Gründung des deutschen Netzwerks "Interkulturelle Gärten", das bundesweit von Vertreter/innen unterkultureller Gartenprojekte unterstützt wird. Die Koordination übernimmt die Stiftung Intetkultur, neben Aufgaben wie Wissenstransfer, Erfahrungsaustausch und Vernetzung in den Bereichen Fundraising, Fortbildung und Öffentlichkeitsarbeit.
Auch in Österreich und der Schweiz haben sich interkulturelle Gartenprojekte gebildet: In Österreich koordiniert das Netzwerk Gartenpolylog mehr als 30 Gemeinschaftsgärten. . In der Schweiz werden die Interkulturellen Gärten, die es beispielsweise in Bern, Basel und Zürich gibt, auf der Homepage www.interkulturelle-gaerten.ch unter Interkulturelle Gartenprojekte vorgestellt.
Interkulturelle Gärten und ähnliche städtische Gärten, die Gemeinschaftlichkeit, Nachhaltigkeit und Interkulturalität miteinander verbinden, gibt es heutzutage auf der ganzen Welt. In Deutschland, beispielsweise in Berlin, leisten Interkulturelle Gärten einen großen Beitrag zum Aktionsprogramm Agenda 21, welches 1992 durch die Konferenz der Vereinigten Nationen (UNO) beschlossen wurde.
Ein weiterer Aspekt städtischer Gemeinschaftsgärten ist die Förderung von Frauen, insbesondere in Ländern, in denen ein Ungleichverhältnis zwischen Männern und Frauen herrscht. So sprechen Gemeinschaftsgartenprojekte auch speziell Mädchen an, die beim gemeinsamen Gärtnern Selbstbewusstsein und Verantwortung erlernen können.
Guerilla Gardening
Der Begriff "Guerilla Gardening" entstammt dem Englischen und bedeutet, dass Gärtnern im öffentlichen Raum mit oder ohne Genehmigung vollzogen wird. Die von den Guerilla GärtnerInnen verfolgten Ziele sind unterschiedlich: Sie reichen von "politischem Protest, politischem Handeln, Rückeroberung des öffentlichen Raums, Verschönerungen brachliegender Freiräume, Gärtnern und Naturerfahrung, sozialen Aspekten bis hin zu einer kreativen Ausdrucksmöglichkeit".Eine Besonderheit des Guerilla Gardening ist, dass Bepflanzungsaktionen oft heimlich stattfinden. Bepflanzt und bewirtschaftet werden Verkehrsinseln, Hinterhöfe, Brachflächen und öffentliche Parks. Obwohl dabei meist bürokratische Prozesse ausser Kraft gehoben werden, wird niemandem Schaden zugefügt und nichts wird beschädigt. Das wahre Ziel ist meist die Verbesserung der Lebensqualität der Stadtbewohner im Allgemeinen. Eine einheitliche Definition und Abgrenzung zu Gemeinschaftsgärten gibt es bisher jedoch nicht.
Solidarische Landwirtschaft
Über den Begriff Solidarische Landwirtschaft wurde bereits in diesem Artikel: Solidarische Landwirtschaft berichtet.Selbsterntefelder
Selbsterntefelder bieten NutzerInnen die Möglichkeit über ein Jahr hinweg eine definierte Parzelle auf einem landwirtschaftlichen Grund zu beernten. Oftmals werden diese von einer LandwirtIn bepflanzt und auch gegossen. Die Nutzung der Parzellen ist meist einjährig. Mehrjährige Pflanzen können somit nicht angebaut werden. Auf jeder Parzelle werden die gleichen Kulturen angebaut. Oft gibt es aber die Möglichkeit, selbst zusätzlich Gemüse anzubauen.Selbsterntefelder sind in der Regel nicht gemeinschaftlich organisiert und erfordern weniger Interaktion zwischen GärtnerInnen. Auch die für Gemeinschaftsgärten typischen Gemeinschaftsflächen (Sitzecken, Kinderspielbereiche,...) gibt es nicht.
Dokumente & Literatur
Verein SOL: "Interkulturelle Gemeinschaftsgärten" aus Sustainable Austria Nr.46 März 2009, (PDF)"Eine ethnografische Betrachtung dreier Gemeinschaftsgärten in Wien oder von der Gemeinschaft im Garten" - Esther Höranter, 2012, (PDF)
Coca Dominguez Yara, Taborsky Ursula: "Gemeinschaftsgärten: Grüne Räume der Integration", in: Biffl,G., Dimmel,N. (Hg.) „Grundzüge des Managements von Migration und Integration“ Migrationsmanagement, Band 1, omniunum, 2011.
Madlener Nadja, Taborsky Ursula., "Interkulturelle Gemeinschaftsgärten – Nahrungsvielfalt durch Eigenmacht", in: Loibl,E., Hoppichler,J. (Hg.) „Schmackhafte Aussichten? Die Zukunft der Lebensmittelversorgung“, Forschungsbericht 63, Bundesanstalt für Bergbauernfragen, 2010.
Meyer-Renschhausen Elisabeth, "In den Schluchten New Yorks"
„Unter dem Müll der Acker – Community Gardens in New York City“, Ulrike Helmer Verlag,Königstein/Taunus, 2004
Die Community Gardens und ihre bunten GärtnerInnen in New York City sind Thema des Buches. Bereits in den 70iger Jahren entstanden die ersten dieser Gärten. Meyer- Renschhausen beschreibt die Probleme, mit denen die Gemeinschaftsgärten kämpfen mussten, aber auch ihre sozial-politische und sozial-ökonomische Relevanz.
Müller Christa, "Die Gärten Göttingens – Zum Nachmachen"
„Wurzeln schlagen in der Fremde – Die Internationalen Gärten und ihre Bedeutung für Integrationsprozesse“, Ökom Verlag, München, 2002
Die Entstehung des ersten Internationalen Gartens in Göttingen, sowie Prozesse und Projekte, die in diesem Garten abliefen, sind Inhalt des Buches. Es ist nach wie vor ein Standardwerk zur Einführung in die Thematik mit praktischen Hilfestellungen.
Taborsky Ursula, "Naturzugang als Teil des Guten Lebens. Über die Bedeutung interkultureller Gärten in der Gegenwart". Peter Lang Verlag, Frankfurt am Main, 2008
Die Bedeutung von interkulturellen Naturzugängen und gemeinschaftlichen Nutzungsformen von „tätigem“ Wissen und Land (Allmenden) für das Gute Leben ist Thema der veröffentlichten Diplomarbeit. Herunter gebrochen auf den Bereich von Eigenmacht, Eigensinn und Partizipation zeigt die Autorin vielfältige Hintergründe für die Existenz interkultureller Gemeinschaftsgärten in der heutigen Zeit auf.
Interne Links
- Umwelt
- UN Biodiversitätskonvention
- Artenschutzkonferenz 2013
- Nachhaltige Ernährung
- Nachhaltige Entwicklung
- Nachhaltigkeit in der Forstwirtschaft
- Naturschutz
- Nachhaltigkeit
Externe Links
meine-ernte.de- Meine Erntegartenpolylog.org- Verein Gartenpolylog
anstiftung.de- Anstiftung Ertomis
eine-andere-welt-ist-pflanzbar.de- Eine andere Welt ist pflanzbar
nachhaltig.at- Gemeinschaftsgärten Sonderheft SOL
interkulturelle-gaeten.ch- Interkulturelle Gartenprojekte Schweiz