Aachener Stiftung Kathy Beys

Nachhaltiges Einrichten

Einleitung

Wer heutzutage seine Wohnung oder sein Haus neu einrichten, renovieren oder sanieren möchte, verfolgt häufig auch das Ziel, neben ästhetischen Aspekten, in seinem Eigenheim einen guten Wohnwert zu schaffen und gleichzeitig eine Steigerung in der Klima- und Energieeffizienz herbeizuführen. Daher sollte man beim Renovieren umwelt­- und gesundheitsverträgliche oder gar rezyklierte Produkte verwenden.

Im folgenden Artikel werden in den Kategorien "Wandfarbe und Lacke", "Tapeten", "Bodenbeläge und Teppiche" und "Möbel" nachhaltige Handlungsweisen für den Verbraucher aufgezeigt:

Wandfarben und Lacke
Im Bereich der "Wandfarben und Lacke" kann man nachhaltig handeln, indem man emissionsarme Farben kauft, die unbedenklich für die Gesundheit sind. Denn Farben, die aus ganz natürlichen Rohstoffen bestehen, sind biologisch vollständig abbaubar. Daher können auch die Farbreste kompostiert werden und die verwendeten Eimer und Behälter problemlos gereinigt und kompostiert werden.
Beim Kauf von den Farben sollte man auf die Gütesiegel achten, die im unteren Bereich des Artikels aufgelistet werden. So sind zum Beispiel die vom Blauen Engel ausgezeichnete Farben und Tapeten unter anderem lösemittel- und formaldehydarm.

Auch vom europäischen Umweltamt gibt es Nachhaltigkeitszeichen, die für Farben, Lacke und Lasuren gelten. Das Zeichen kann nur für Produkte verwendet werden, bei deren Herstellung besondere Umweltaspekte (z.B. keine umwelt- und gesundheitsschädliche Stoffe) berücksichtig wurden. Für emissionsarme Wandfarben gilt das Gütesiegel RAL-UZ 102 des Umweltamtes.
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Tapeten
Beim Einrichten sollte bei der Auswahl der Tapeten nicht nur die Optik zählen. Denn auch die Zusammensetzung und die Art der Materialien sind wichtig, die von Papiertapeten über Raufaser bis zum Vlies reichen.

Doch vom Umweltbundesamt wurden Tapeten als bedenklich eingestuft, die Phthalate enthalten. Diese Stoffe entsprechen zwar den Bestimmungen der Europäischen Union, gelten hierzulande dennoch als Risiko. Mögliche Auswirkungen sind, dass diese Tapeten die Böden dauerhaft beschmutzen und sogar nach einiger Zeit in Organismen zu finden sind.
Die sogenannten PVC-Tapeten enthalten Weichmacher, die zwar für eine enorme Elastizität sorgen, aber schon bei Zimmertemperatur Bestandteile an den Raum abgaben und ausgasen. Mittlerweile werden immerhin schwerflüchtige Verbindungen (SVOC) genutzt, die im Gegensatz zu den leichtflüchtigen über einen längeren Zeitraum Stoffe abgeben.

Die Tapeten, die als unbedenklich eingestuft werden, sind Tapeten, die mit Umweltzeichen ausgestattet wurden. Diese Tapeten sind frei oder besonders arm an Formaldehyd und Schwermetallen ist. Zudem müssen die Primärfasern, die die Grundstruktur einer Tapete ausmachen, mit Holz aus ökologischer Forstwirtschaft hergestellt worden sein. Nähere Informationen über Tapeten aus Raufasern, Vlies, Vinyl, Textil und Glasfasern erhalten Sie hier:

  • Papier- und Raufasertapeten
Mithilfe des Blauen Engels kann man als Verbraucher herausfinden, ob diese Tapeten umwelt- und gesundheitsverträglich sind. Denn die vom Blauen Engel ausgezeichnete Tapeten sind ohne chemische Hilfsmittel hergestellt, die Glyoxal oder Formaldehyd enthalten oder Formaldehyd abspalten können. Die Formaldehydabgabe der Tapeten an die Umgebungsluft ist streng begrenzt. Die Tapeten sind darüber hinaus frei von bestimmten Konservierungsstoffen, gefährlichen Azofarbstoffen sowie von krebserzeugenden, erbgutverändernden und fortpflanzungsgefährdenden Substanzen. Pigmente, die Quecksilber-, Blei-, Cadmium- oder Chrom-VI-Verbindungen enthalten sind ebenso unzulässig.
Der Blaue Engel steht für einen sparsamen Ressourceneinsatz und verlangt für die Herstellung so gekennzeichneter Papiertapeten einen Anteil von mindestens 600 kg Altpapier pro 1.000 kg Tapete. Außerdem müssen mindestens die Hälfte dieses Altpapiers aus mittleren und unteren Sorten stammen. Daher müssen für die Herstellung von 1.000 kg Raufasertapete die Hersteller sogar mindestens 800 kg Altpapier einsetzen, das zu mindestens 40 % den mittleren und unteren Sorten zugerechnet wird. Die Primärfasern, die in Tapeten mit dem Blauen Engel verarbeitet wurden, müssen überwiegend aus Holz aus nachhaltiger Holzwirtschaft stammen.

  • Vliestapeten
Eine schadstoffarme Alternative zu Papier- und Raufasertapeten sind Vliestapeten. Sie werden aus Zellstoff- und Textilfasern hergestellt und sind sowohl in glatten wie auch in geprägten Designs erhältlich. Vliestapeten lassen sich leicht verarbeiten, sind wasserdampfdurchlässig und enthalten kein Formaldehyd. Einige Produkte sind sogar frei von PVC und Weichmachern und nur in geringen Mengen oder gar nicht mit zinnorganischen oder flüchtigen organischen Verbindungen belastet.

  • Vinyltapeten
Im Gegensatz zu Papier- und Raufasertapeten und Vliestapeten, sind die dreidimensionalen Strukturen von Vinyltapeten sind kein Gewinn fürs Raumklima. Denn der Effekt, der die Vinyltapete an Putz erinnern lässt, wird mit Hilfe des Kunststoffes PVC (Polyvinylchlorid) erreicht, der auf eine Papierbahn aufgetragen und unter Hitze aufgeschäumt wird. Die Nachteile des Kaufs einer Vinyltapete sind offensichtlich: Einerseits kann die Durchlässigkeit für Wasserdampf je nach Dicke der Kunststoffschicht eingeschränkt sein. Andererseits enthalten Vinyltapeten meist Weichmacher aus der Gruppe der Phtalate, die auch in die Raumluft übergehen und so eingeatmet werden können. Phtalate können ins Fettgewebe,in die Leber und die Nieren eindringen und somit bei längerer Belastung Immunschwächen, allergische Reaktionen und Schäden des zentralen Nervensystems hervorrufen. Zudem stehen sie im Verdacht, krebserregend zu sein.

  • Textiltapeten
Die Textiltapeten werden hergestellt, indem man auf Papierbahnen Kunststoff- oder Naturfasern anbringt. Daher hängt die Wasserdampfdurchlässigkeit dieser Tapeten davon ab, mit welchen Klebern Fasern und Papierbahnen verbunden wurden. Kunstharzkleber setzen die Wasserdampfdurchlässigkeit der Tapeten herab. Auf den ersten Eindruck wirken Textiltapeten mit Jute, Baumwolle, Leinen oder anderen Naturfasern angenehm im Raum, jedoch werden die Wollfäden meist mit umwelt- und gesundheitsschädlichen Mitteln gegen Mottenbefall behandelt. Auch für Allergiker sind Textiltapeten kein geeigneter Wandschmuck, da sich Staub in ihnen besonders gut festsetzen kann.

  • Glasfasertapeten
Glasfasertapeten sind zwar wasserfest, hygienisch, langlebig und leicht zu überstreichen. Fürs Verkleben der Fasern auf dem Trägermaterial werden jedoch Kunstharze eingesetzt, die die Raumluft negativ beeinflussen können.

Bodenbeläge und Teppiche
Auch bei Bodenbelägen und Teppichen gilt, dass die verwendeten Werkstoffe und Materialien schadstoffarm sein sollten. Außerdem sollten beim Kauf die sozialen Kriterien im Herstellungsprozess sowie die Langlebigkeit des Materials Berücksichtigung finden.Ein Label, das für soziale Mindeststandards im Herstellungsprozess steht, ist das Rugmark-Siegel für handgeknüpfte Teppichböden.
Allgemein gilt, dass Parkettböden aus Holz, Fliesen, Linoleum oder Kork langlebiger sind als Teppichböden. Doch die Feinstaubbelastung in Räumen mit glatten Böden ist viermal höher als dort, wo Teppichböden den Staub binden.

  • Kautschuk
In den letzten Jahren nimmt die Nachfrage nach Bodenbelägen aus Kautschuk zu, da Kautschuk zu den ökologisch unbedenklichen Baustoffen zählt. Kautschuk-Bodenbeläge sind aufgrund ihrer dichten Oberfläche nicht nur extrem widerstandfähig und leicht zu reinigen, sondern auch die einzigen unter den elastischen Bodenbelägen, die nicht beschichtet werden müssen. Da sie keine Weichmacher und Halogene enthalten und besonders emissionsarm sind, wurden sie bereits 2006 als erste elastische Bodenbeläge überhaupt mit dem Blauen Engel ausgezeichnet.

  • Linoleum
Linoleum hat die positiven Eigenschaften mit PVC gemeinsam, aber eine deutlich positivere Ökobilanz. Linoleum hat fast ausschliesslich natürliche Rohstoffe wie Leinöle, Harze und Jute, die innerhalb von wenigen Jahren nachwachsen.Der ebenfalls enthaltene Kalkstein sei weltweit reichlich vorhanden. Außerdem ist Linoleum strapazierfähig, pflegeleicht und in vielen Farben erhältlich.
So wurden beispielsweise die Linoleumbeläge der weltweit tätigen Tarkett-Unternehmensgruppe mit dem Cradle-to-Cradle Silver Zertifikat ausgezeichnet. Es kennzeichnet Produkte, die umweltsichere, gesunde und recycelbare oder kompostierbare Materialien verwenden. Auch der Einsatz erneuerbarer Energien, der verantwortungsvolle Umgang mit Wasser und soziale Aspekte werden berücksichtigt.

  • Teppiche
Teppiche sind für viele Allergiker, die Probleme mit Milben oder Hausstaub haben, nicht besonders gut geeignet. Aber auch was die Ökobilanz angeht, können sie bei einem Teppich durchaus daneben greifen. Mehr zu Teppichen als Bodenbelag erfahren Sie im Artikel «Renovieren: Fussbodenbelag und Teppich». Eine Kampagne für eine nachhaltige Teppichindustrie gibt weitere Informationen unter: Label STEP.

Recyclingmöbel
Die Artikel "Nachhaltige Möbel" und "Nachhaltigkeitsstandards für Möbel" finden Sie hier und hier.

In den letzten Jahren kann man von einem wahren Boom der Recyclingmöbel sprechen. Doch was kann man sich genau darunter vorstellen? Zunächst einmal hat das vom Designer ausgewählte Material den Charakter der Erstnutzung, doch wird dann zu einem neuen Möbel umfunktioniert. Am häufigsten werden die Materialien wie Altholz, Glas, Karton, PVC oder Reste aus anderen Produktionsprozessen verwendet. Deshalb sind Recyclingmöbel nicht nur Unikate, die jeweils kein zweites Mal auf dem Markt zu finden sind, sondern leisten außerdem einen wichtigen Beitrag zur Müllvermeidung.

Bei der Produktion von Recyclingmöbeln aus Altmöbeln, Industrieabfällen oder Altholz entstehen mittlerweile edle Recyclingmöbel, die herkömmlichen Designmöbeln in nichts nachstehen. Denn mit dem Schwung der Produktion von Recyclingmöbel hat sich auch das Design verändert, sodass man damit nicht mehr das "Öko-Image" verbinden kann. Somit sin Recyclingmöbel in den letzten Jahren hochwertiger, moderner und damit auch beliebter geworden.

Mittlerweile erkennen auch große Hersteller das Potenzial von Recyclingmöbeln, da beim Möbelkauf heutzutage nicht mehr nur Aussehen und Preis entscheiden, sondern auch Aspekte der Nachhaltigkeit. Deshalb modifizieren Designer die Produktionswege, die Produktionsweise und die Materialzusammensetzung ihrer Produkte.

Die Designern von Recyclingmöbeln lassen sich in zwei Kategorien unterteilen: Einerseits in die Kategorie der Designer, die beispielsweise Altholz oder -papier verwenden, als wäre es neues Arbeitsmaterial. Einem solchen Recyclingmöbel sieht man seine nachhaltige Produktionsweise nicht auf den ersten Blick an. Andererseits ist den Designern der zweiten Kategorie der Prozess des Recyclings zugleich Bestandteil des Designs. Charakter und Beschaffenheit des einstigen Materials bleiben erhalten, es entstehen beispielsweise Leuchten aus Schallplatten oder Wandregale aus alten Schubladen.

Während bei vielen Recyclingmöbel-Herstellern der ökologische Aspekt im Vordergrund steht, kommt mancher Designer aus ästhetischen Gründen zu einem Recyclingmöbel. Als Beispiel kann man den niederländischen MöbeldesignerPiet Hein Sek anführen, der bei der Herstellung weniger die Umwelt als vielmehr die faszinierende Oberfläche von wettergegerbtem Holz im Sinn hatte. Auf diese Weise haben Eeks Recyclingmöbel inzwischen in die internationalen Designshops geschafft.

Nachhaltigkeitszertifikate im Bereich Einrichten

Die mit dem Blauen Engel gekennzeichnete Produkte sind zum Beispiel:
- emissionsarme Wandfarben
- Schadstoffarme Lacke
- Tapeten und Raufaser überwiegend aus Papierrecycling
- Emissionsarme Produkte aus Holz und Holzwerkstoffen
- Elastische Fußbodenbeläge
- Emissionsarme textile Bodenbeläge

Das natureplus-Label gibt es für Bodenbeläge, Holz und Holzwerkstoffe sowie für Farben und Oberflächenbeschichtungsmittel. Produkte, die dieses Label tragen, sind für die Gesundheit unbedenklich und umweltgerecht hergestellt (z. B. Minimierung von Energie,Emissionen und Abfällen, möglichst nachhaltige Rohstoffgewinnung, Entsorgungskonzept).
Das europäische Umweltzeichen gibt es für harte Bodenbeläge sowie für Farben, Lacke und Lasuren. Zu den Vergabekriterien zählen unter anderem die Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Herstellung und die Minimierung umwelt- und gesundheitsschädlicher Stoffe.
Naturland steht für umweltschonend produzierte Holzprodukte. Es gelten strenge ökologische Kriterien, z. B. bezüglich der Holzherkunft und der Verarbeitung.
Das eco-Institut-Label zeichnet Holzfußböden, Laminat und Paneele aus, die auf Schadstoffe und Emissionen überprüft und als gesundheitlich unbedenklich eingestuft wurden.
Mit dem Siegel des Forest Stewardship Council (FSC) sind zahlreiche Renovierungsmaterialien aus Holz und Holzprodukten ausgezeichnet, die aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammen. Voraussetzung für die Vergabe ist die Einhaltung strenger
Umwelt- und Sozialstandards, die durch unabhängige Kontrollstellen überprüft wird.
Mit dem Zeichen des Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes (PEFC) werden Holzprodukte aus nachhaltiger Forstwirtschaft gekennzeichnet. Die Standards berücksichtigen besonders die Bedürfnisse der kleinen, oft von Familien geführten forstwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland und Österreich. Mit diesen ökologischen Standards wird der Zustand des Waldes geprüft. Daraufhin kann ein Betrieb nach Unterzeichnung einer freiwilligen Selbstverpflichtung und Zustimmung zu repräsentativen Kontrollen in der Region das Siegel beantragen.
Das GuT-Signet kennzeichnet umweltfreundliche Teppichböden, die auf Schadstoffe, Gerüche und Emissionen überprüft wurden. Zudem zählt zu den Kriterien auch die Berücksichtigung von Umweltaspekten bei der Herstellung (Luft- und Wasserreinhaltung etc.).
Das RUGMARK-Siegel zeichnet handgeknüpfte Teppiche aus, die unter Einhaltung sozialer Mindeststandards, wie z. B. Verbot von Kinderarbeit und Zahlung der im Land üblichen gesetzlichen Mindestlöhne, hergestellt wurden. Weiteres Vergabekriterium
ist die Akzeptanz unangekündigter Kontrollen.


Dokumente
natureplus.de- Anforderungen an Wandfarben, PDF

Interne Links
Externe Links
utopia.de
bundesregierung.de
alpina-farben.de
nachhaltigleben.de
as-creation.de
oeko-fair.de
fairhandeln-nachhaltigleben.de
suchdichgruen.de
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nachhaltigleben.ch

Schlagworte

Einrichtung, Lebensstil, Möbel, Nachhaltigkeit

Letzte Aktualisierung

12.11.2015 10:11

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