Aachener Stiftung Kathy Beys

Nachhaltiges Spielzeug

Einleitung

Nachhaltigkeit beim Spielzeug bedeutet, darauf zu achten, umweltschonendes Material, zum Beispiel aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holz zu kaufen und Spielzeuge mit Schadstoffen in Farben und Lacken zu vermeiden. Ebenso Grundvoraussetzung für nachhaltiges Spielzeug ist die umweltschonende Weiterverarbeitung und Entsorgung. Außerdem sollte die Langlebigkeit der Spielsachen berücksichtigt werden. Doch ob die Rohstoffe aber aus nachhaltiger Bewirtschaftung und ökologischem Anbau stammen, ist auf den Spielsachen kaum ersichtlich. Außerdem gibt es bisher in diesem Bereich noch keine Nachhaltigkeitsstandards, die nachhaltiges Spielzeug kennzeichnen und für Verbraucher sofort erkennbar machen.

Giftige Inhaltsstoffe in Kinderspielzeug

Die größten Gefahrenquellen in Kinderspielzeug sind giftige Inhaltsstoffe und ebenso Sicherheitsmängel. Bei Kindern reichen bereits niedrige Konzentrationen von schädlichen Inhaltsstoffen, um massive Schäden anzurichten. Zu den giftigen Inhaltsstoffen gehören vor allem die Phthalate, wie zum Beispiel DEHP (Diethylhexylphthalat). Sie werden in PVC- und anderen Kunststoffspielsachen immer noch als Weichmacher eingesetzt und gelten als hormonell wirksam und krebserregend. Verwendete Duftstoffe können Allergien und Depressionen auslösen und die Anfälligkeit für Durchfall und Ohreninfektionen erhöhen. Harald Brugger, Chemieexperte von "die umweltberatung" Wien nimmt dazu Stellung und sagt: „Teilweise nehmen Kinder einzelne Stoffe in höheren Konzentrationen auf, als zum Beispiel aus Lebensmitteln, weil sie viel Zeit mit den Spielsachen verbringen und diese auch in den Mund stecken“.

Zu den häufigsten Sicherheitsmängeln gehören ablösbare Kleinteile und scharfe Kanten. Kleinteile können sich beim Spielen ablösen oder abbrechen und von den Kindern verschluckt werden können. Dies kann zu Erstickungen führen. An scharfen Kanten können sich Kinder ebenfalls schwer verletzen.

Gesetzliche Rahmenbedingungen

Während es in der Mode- und Lebensmittelbranche bereits Nachhaltigkeitssiegel gibt, die Produkte mit nachhaltigem Wert kennzeichnen, sind diese für Spielzeug kaum vorhanden. Ein ganzheitliches Nachhaltigkeitslabel, dass für gesundheits-, umwelt- und sozialverträgliches Spielzeug steht und von den Verbrauchern erwünscht wird, gibt es derzeit noch nicht.

Wirft man jedoch einen Blick auf die gesetzlichen Rahmenbedingungen, so ist die wichtigste, europaweit für alle Hersteller und Händler verpflichtende Rechtsvorschrift die Europanorm für die Sicherheit von Spielzeug (EN71). Diese Norm legt für Spielwaren, die in der EU verkauft werden sollen, die Mindestanforderungen fest. Experten der Umweltberatung und der AGES halten diese grundsätzlich für ausreichend umfangreich.
Dr. Daniela Schachner vom Institut für Lebensmitteluntersuchung der AGES (Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit) erklärt: „Die EN 71 besteht aus insgesamt 11 Teilen. Geregelt sind darin zum Beispiel die physikalischen Eigenschaften, verschluckbare Teile (für Kinder unter 3 Jahre) oder auch die Anforderungen an Geschoßspielzeug. Ebenso sind Grenzwerte für kinetische Energie oder den Schalldruckpegel angegeben“.
In der EN 71 sind ebenso die Sicherheit von Füllmaterialien, die Speichelechtheit und der Schadstoffgehalt festgelegt. Für elektrische Spielzeuge gelten wieder eigene Normen für Sicherheit.

In Österreich sind diese europäischen Vorgaben sogar in der österreichischen Spielzeugverordnung, BGBl. Nr. 823/1994 idgF. in nationales Recht umgesetzt worden. In Deutschland fällt Spielzeug jedoch auch noch in den Geltungsbereich des Lebensmittelsicherheits- und Verbraucherschutzgesetz (LMSVG). Je nach Art des Spielzeugs kommen zusätzlich diverse ÖNORMEN, die Weichmacherverordnung, Azofarbstoffverordnung, die Magnetspielzeugverordnung so wie die Spielzeugkennzeichnungsverordnung zum Einsatz.


Nachhaltigkeitszeichen für Spielzeuge

  • CE-Konformitätszeichen
Mit dem CE-Konformitätszeichen (Conformité Européenne) wird in der EU am Markt erhältliches Spielzeug gekennzeichnet. Denn durch die Anbringung der CE-Kennzeichnung bestätigt der Hersteller oder Importeur, dass das Spielzeug der geltenden EU-Norm EN 71 entspricht. Das CE-Zeichen ist aber kein Güte- oder Qualitätssiegel, da jedoch keine Verpflichtung besteht, die Einhaltung der Kriterien durch externe, unabhängige Stellen prüfen zu lassen.
Daher obliegt die Gewährleistung der Produktsicherheit der Verantwortung des Herstellers. Das CE-Zeichen muss auf Spielwaren oder deren Verpackung deutlich sichtbar, leserlich und dauerhaft angebracht sein. Außerdem müssen der Name, gegebenenfalls die Firma sowie die Anschrift des Herstellers oder Importeurs angegeben sein. Dies kann im Fall einer Beanstandung wichtig sein. Harald Brugger von „die Umweltberatung“ empfiehlt deshalb: „Vom Kauf von Spielzeug das diese Kennzeichnungen nicht trägt, soll auf jeden Fall Abstand genommen werden“.

  • GS-Zeichen
Das GS-Zeichen steht für "geprüfte Sicherheit".Das Label kennzeichnet ebenfalls Spielzeug, das den geltenden Sicherheits- und Gesundheitsstandards entspricht und weist zusätzlich darauf hin, dass dies durch eine unabhängige, zugelassene Kontrollstelle überprüft wurde. Letztere sind oft neben dem GS-Zeichen namentlich angeführt (z.B. z.B. TÜV, DEKRA, ÖVE, VDE). Im Rahmen der GS-Zertifizierung werden in den Fertigungsstätten auch produktbezogene qualitätssichernde Maßnahmen überprüft. Die Prüfung wird vom Importeur oder Hersteller freiwillig in Auftrag gegeben.

  • TÜV-Proof-Zeichen
Um das TÜV-Proof-Zeichen anwenden zu können, müssen die Anforderungen des TÜV PROOF Kriterienkataloges erfüllt werden. Dieser Kriterienkatalog deckt die grundsätzlichen Sicherheitsanforderungen des Anhang II der EG-Spielzeugrichtlinie 88/378/EWG hinsichtlich mechanisch/physikalischer und chemisch/hygienischer Eigenschaften ab, sodass eine CE-Konformitätsbeurteilung abgedeckt ist. Ebenso werden Mindestanforderungen an Funktionalität und Verarbeitungsqualität berücksichtigt.
Mehr…

Kritik

Die Rechtsvorschriften für Spielzeug in der EU scheinen eindeutig zu sein, doch unabhängige Produktprüfungen ergeben, dass es immer wieder Beanstandungsquoten von bis zu 50 % gäbe. Harald Brugger von "die umweltberatung" ist der Meinung, dass es zu wenig Kontrollen und gleichzeitig leider immer wieder Hersteller gäbe, die sich nicht an die Vorgaben halten. Ein weiteres Problem sieht er im Import von no-name Billigspielzeug aus Niedriglohn-ländern. Denn die Beanstandungsquote bei Markenspielzeug sei wesentlich niedriger ist, als bei Billigprodukten, vor allem was Inhaltsstoffe betrifft.

Faires Spielzeug

Derzeitig ist faires Spielzeug in der EU noch Mangelware, da 70-90 % der weltweit gehandelten Spielwaren in China und anderen südostasiatischen Niedriglohnländern und häufig unter äußerst problematischen Bedingungen produziert werden. Deshalb sind Menschenrechtsverstöße, zu niedrige Löhne, mangelnde Arbeitssicherheit, schlechte Sozialstandards und illegale Kinderarbeit verbunden mit zahlreichen Gesundheitsrisiken sowie unzumutbaren Bedingungen in den Fabrikwohnheimen für die Wanderarbeiterinnen traurige Realität. Ein einheitliches Soziallabel für Spielzeug aus diesen Ländern gibt es nicht.

Daher sollte man als Verbraucher zu Marken-Spielwaren greifen und billiges Spielzeug ohne Angabe des Herstellers oder Händlers vermeiden. Als Kunde hat man ebenfalls die Möglichkeit das Verkaufspersonal im Spielwarenhandel gezielt nach fair produzierten Produkten. Je mehr seitens der KonsumentInnen deutlich gemacht wird, dass Nachfrage nach sozialverträglich hergestelltem Spielzeug besteht, umso eher werden Unternehmen diesen Forderungen nachkommen und transparenter informieren.
Auch im Fachhandel hat man die Möglichkeit sich zu erkundigen, ob sich der Spielzeughersteller für vernünftige Arbeitsbedingungen einsetzt und in der Produktion bzw. bei seinen Lieferanten zumindest die Einhaltung des Verhaltenskodex des Weltverbandes der Spielwarenin-dustrie (ICTI) anwendet. Denn mit dem ICTI-Kodex verpflichten sich Firmen, Mindestlöhne einzuhalten, Überstunden zu bezahlen, auf Kinderarbeit zu verzichten und Sozialleis-tungen zu gewähren.
Mehr…


Tipps für Verbraucher

  • Holzspielzeug erfüllt in der Regel die höchsten ökologischen Kriterien. Beachten Sie, ob das FSC oder PEFC Label auf den Produkten ist. Die verwendeten Hölzer stammen aus nachhaltiger bzw. regionaler Waldwirtschaft.
  • Vermeiden Sie Spielzeug aus PVC (Polyvinylchlorid). Von der Produktion bis zur Entsorgung sind mit diesem Kunststoff oft erhebliche Umwelt- und Gesundheitsbelastungen verbunden. PVC ist im ursprünglichen Zustand ein sehr harter Kunststoff, der für Spielsachen erst durch Weichmacher bearbeitet werden muss. Aber Achtung: Die Verwendung von PVC muss nicht gekennzeichnet werden. Auf Importprodukten wird es oft als Vinyl bezeichnet.
  • Kunststoffspielzeug aus Polyethylen (PE) und Polypropylen (PP) gilt als weniger bedenklich. Die Produktion kommt mit weniger schädlichen Zusätzen aus und die Materialien sind gut wieder vertwertbar.
  • Achten Sie auf die rote „spiel gut“-Plakette. Sie kennzeichnet pädagogisch wertvolles Spielzeug, das zusätzlich auf Umweltverträglichkeit überprüft wurde.
  • Waschen Sie Stoff- und Plüschtiere nach dem Kauf bei niedriger Temperatur in der Waschmaschine, um Rückstände von wasserlöslichen Chemikalien zu entfernen.
  • Bevorzugen Sie Vollholzprodukte! Aus dem Leim von Sperrholzprodukten kann giftiges Formaldehyd ausdünsten.
  • Kaufen Sie mit biologischen Ölen oder Bienenwachs behandeltes Holzspielzeug. Denn gewachstes Holzspielzeug kann man waschen. Lassen Sie es anschließend gut trocknen.
  • Unbehandeltes Holz ist aus hygienischen Gründen für Babys nicht geeignet, da es optimalen Nährboden für Bakterien bietet.
  • Vermeiden Sie unnötige Verpackungen und achten Sie auf umweltgerechte Entsorgung der verschiedenen Materialien, da dies Ressourcen und das Klima schont.
  • Vermeiden Sie batteriebetriebene Spielwaren. Batterien sind Problemstoffe und in Spielwaren nicht immer kindersicher eingebaut.
  • Versuchen Sie erweiterbare und kombinierbare Spielwaren zu schenken. Ein Baukastensystem, das sich ergänzen lässt, oder eine Puppe mit vielen Kleidern erhält nachhaltig das Interesse der Kinder.
  • Durch Riechen, Fühlen und optische Prüfung lässt sich minderwertiges Spielzeug am besten von hochwertigem unterscheiden. Produkte, die unangenehm riechen oder parfümiert duften und scharfe Kanten aufweisen sollten vermieden werden.
  • Kinderspielzeug muss nicht immer neu sein. Oft können gebrauchte, gut erhaltene Spielsachen auch ausgeborgt oder aus zweiter Hand erworben werden. Das schont Ressourcen, die Müllberge und den Geldbeutel. Zudem sind diese Spielwaren schon ausgedämpft, falls flüchtige Schadstoffe enthalten waren.

Interne Links

* Nachhaltigkeit in der Modebranche

Externe Links

bewusstkaufen.at
lifeguide-augsburg.de
utopia.de
nachhaltiger-warenkorb.de
ages.at
ages.at
umweltberatung.at
fair-spielt.de
ecoshopper.de
tuv.com
bsr-online.de
ak-umwelt.at

Schlagworte

Lebensstil, Möbel, Recycling, Ressourcen, Spielzeug

Letzte Aktualisierung

29.09.2015 08:12

Diesen Artikel: