Foodwatch (Archiv)
Der Inhalt des von Ihnen gesuchten Artikels wurde überarbeitet, um größtmögliche Aktualität zu gewährleisten.Foodwatch ist eine nicht Nichtregierungsorganisation (englische Abkürzung NGO), agiert also unabhängig vom Staat und der Lebensmittelwirtschaft und hat sich zum Ziel gesetzt verbraucherfeindliche Praktiken der Lebensmittelindustrie zu entlarven sowie für das Recht der Verbraucher für qualitativ gute, gesundheitlich unbedenkliche und ehrliche Lebensmittel zu kämpfen. Die Organisation Foodwatch ist ein gemeinnütziger Verein, dem jeder beitreten kann. Sie finanziert sich aus Förderbeiträgen und Spenden von mehr als 25.000 Förderern. Darunter befinden sich namhafte Personen, wie Prof.Franz Taschner (Viamedica-Stiftung für gesunde Medizin), Roger Willemsen (Publizist und Fernsehmoderator), Dr. Konrad Schily (FDP-Politiker), Charlotte Roche (Moderatorin und Autorin) und Tim Mälzer (Restaurantbesitzer und Starkoch).
Thilo Bode, der ehemalige Greenpeace-Chef, gründete 2002 Foodwatch ursprünglich mit einem Team von fünf Mitarbeitern. Im Rahmen der BSE-Krise befassten sie sich zunächst mit den Auswüchsen der konventionellen Landwirtschaft, mit Futtermittelskandalen und illegalen Tiermehlexporten. In diesem Prozess wurde ihnen jedoch bewusst, dass wenn sie den Menschen die Missstände im Lebensmittelmarkt nahebringen möchten, dann müssen sie die Verbraucher dort „abholen“, wo sie täglich hingehen: im Supermarkt. Insofern verlagerte sich der Schwerpunkt der Kampagnen auf die Nahrungsmittelindustrie. Konkrete Beispiele von Verbrauchertäuschung und Etikettenschwindel veröffentlicht das nun gewachsene Team seit fünf Jahren auf der Homepage abgespeist.de. Außerdem verleiht Foodwatch de „Goldenen Windbeutel“, der Foodwatch-Preis für die dreisteste Werbelüge. Mit dieser Preisverleihung prangern sie legale und tägliche Täuschungen im Supermarkt an und erreichten damit eine breite Öffentlichkeit. Denn Foodwatch nennt die Verantwortlichen ebenfalls beim Namen, macht Gesetzesvorschläge und bringt Politik in Zugzwang.
Ihre Methoden sind simpel: Indem die Mitglieder der Organisation mithilfe von Recherchen und Analysen versuchen Werbelügen der Industrie aufzudecken, möchte Foodwatch den Verbraucher unterstützen und seine Gesetze schützen, der ihrer Meinung nach meist machtlos der Nahrungsindustrie ausgeliefert ist. Denn damit bestimmen Lobbyisten, was auf den Tellern der Verbraucher landet und was man über Essen wissen darf. In ihren Leitsätzen formuliert die Organisation, dass sie den Verbrauchern eine gesunde und ausgewogene Ernährung ermöglichen möchte mit dem Slogan: "Solange wir uns nicht gemeinsam wehren, sitzt die Lebensmittelwirtschaft am längeren Hebel."
Kritik an foodwatch
Seit der Gründung von Foodwatch vor elf Jahren hat sich die Nichtregierungsorganisation zu einem mächtigen Sprachrohr der Verbraucher entwickelt. Dies hat zur Folge, dass mittlerweile selbst große Lebensmittelkonzerne Foodwatch gegenüber Fehler einräumen und nur hinter vorgehaltener Hand über angeblich unfaire Methoden der Verbraucherorganisation klagen. Kritik an der Organisation äußert zum Beispiel Jörg Waldeck, Geschäftsführer von Momenument Public Affairs, einer Agentur, die strategische Politik- und Kommunikationsmaßnahmen für Firmen entwickelt gegenüber der Zeitung "Die Welt": "Während andere NGOs zunehmend auf Dialog und Kooperationen setzen, fährt Foodwatch häufig eine reine Konfliktstrategie". Des Weiteren wird in dem Artikel beschrieben, dass Foodwatch oft weniger an einer Lösung von Problemen interessiert sei als an der Skandalisierung.Harald Melwisch, Geschäftsführer Nahrungsmittel bei Unilever Deutschland klagt ebenfalls: "Es hat Treffen und Gespräche mit Foodwatch gegeben. An einem konstruktiven Dialog ist die Organisation aber nicht interessiert. Im Vergleich mit anderen Nichtregierungsorganisationen ist dieses Verhalten uneffektiv. Inhaltlich erreicht Foodwatch gar nichts." Im Gegensatz dazu sagt er, dass eine Organisation wie Greenpeace zwar auch kritisch mit Unilever und Positionen des Konzerns etwa zur Gentechnik umgehe, doch "Greenpeace geht es um Inhalte, das ist zwar ein harter, aber konstruktiver Dialog".
Der Vorteil von Foodwatch liegt in dem Vertrauen der Bevölkerung, da sich die Mehrzahl der Verbraucher sich von Nichtregierungsorganisationen unabhängiger als von staatlichen Institutionen oder der Industrie selbst informiert fühlt. Laut einer Studie des Kommunikationswissenschaftlers und Trendforschers Peter Wippermann sind nur die Stiftung Warentest und persönliche Freunde noch glaubhafter. Denn während 72 Prozent der Verbraucher NGOs Glauben schenken, halten nur 34 Prozent für glaubwürdig, was Unternehmen kommunizieren. Der Politik vertrauen nur 15 Prozent.
Auch die Industrie unterstüzt das Denken der Verbraucher, wie zum Beispiel im Falle des Pferdefleischskandals im Frühjahr 2013. Dabei musste die Ernährungsbranche an Glaubwürdigkeit einbüßen, zumal sich viele Lebensmittelhersteller und Handelskonzerne unwillig zeigten, Informationen preisgeben zu wollen. Dieses Verhalten verschärfte die Situation noch und trug zu einem weiteren Triumph von Foodwatch bei.
Die Verbraucherministerin Ilse Aigner bleibt ebenfalls nicht von Kritik verschont, die im März an der Vorstellung einer Initiative der Stiftung Verbraucherschutz teilnahm. Diese Initiative versorgt Schulen mit Informationen zum Thema Ernährung. In diesem Zusammenhang entwickelte Foodwatch die Meldung "Aigner bringt McDonald's an die Schule.", nachdem Foodwatch von weiteren Förderern dieser Initiative erfuhr. In einer Stellungnahme des Ministeriums heißt es, dass es keine Gelegenheit gehabt haben sich dazu zu äußern. "Statt sich auf einen Dialog einzulassen und etwas zu bewirken, setzt Foodwatch auf Panikmache und Konfrontation", bemängelt Aigner-Sprecher Holger Eichele. "In meinen Augen ist das unseriös." Foodwatch entgegnet jedoch, dass die Ministerin Gespräche bisher ablehnte. "Unternehmen, Politik und Verbände wissen, dass wir mit jedem in Dialog treten und bereit sind, auch in vertraulichen Gesprächen unsere Positionen klarzumachen", teilt die Organisation mit.
Peter Wippermann stellt jedoch ebenfalls fest, dass Foodwatch dem Vertrauensbonus nicht immer gerecht werde:"Es gibt vieles, was man in der Ernährungsbranche kritisieren könnte. Aber echte Skandale werden von Foodwatch ja gar nicht verfolgt. Sie greifen in Wirklichkeit nur das Marketing an und machen sich so zum Vormund des Verbrauchers." Diese Erkenntnis führt er auf das Berliner Symposium des Nestlé Zukunftsforums zurück, für das er unter anderem tätig ist. Bei dieser Veranstaltung nutzten Topmanager aus Industrie und Handel das Forum zur Diskussion, außer Thilo Bode, der ebenfalls anwesend war. Der Kommunikationswissenschaftler Peter Wippermann fügt hinzu: "Stattdessen schickte er ein Team, das vor den Toren gegen Nestlé demonstrierte".
Ein weiterer Kritikpunkt erfolgt von Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungswirtschaft (BVE). Er wirft der Organisation sogar vor, die Arbeit ihrer Lobby-Konkurrenten wie des Verbraucherzentrale Bundesverbandes zu entwerten. "Ich kann bei Foodwatch weder das Mandat noch die ausreichende Kompetenz erkennen", sagt Christoph Minhoff. Doch trotz der Anschuldigungen kann man feststellen, dass die PR-Maschine von Foodwatch effizient funktioniert. Dabei helfen ebenfalls enge Kontakte zu Journalisten, die sich in Aufsichtsräten, Förderern und Mitarbeitern von Foodwatch befinden.
Obwohl Foodwatch eine NGO ist, ist sie nicht frei von wirtschaftlichen Einflüssen. So spendete zum Beispiel Schokoladen-Produzent Alfred Ritter Foodwatch zu Beginn 250.000 Euro, der im Laufe der Jahre auch von Foodwatch angegriffen. Mittlerweile lehnt Foodwatch nach eigenem Bekunden alle Spenden aus der Lebensmittelbranche ab und Spender, die mehr als 5000 Euro in einem Jahr gezahlt haben, werden namentlich auf der Internetseite genannt. Dazu zählen ebenfalls die Gregor Louisoder Umweltstiftung oder die Moderatorin Charlotte Roche.
Stellungnahme von Foodwatch
In einem weiteren Artikel der "Welt am Sonntag" nimmt der Foodwatch-Gründer Thilo Bode zu den Anschuldigungen Stellung und sagt: "Wenn es mal Fortschritte im Verbraucherschutz gab, dann wurden die immer gegen den Widerstand der Industrie durchgesetzt. Das wird bei allen künftigen Maßnahmen nicht anders sein." Außerdem wirft er den Unternehmen der Lebensmittelindustrie mangelnde Veränderungsbereitschaft vor. "Eine ausgesprochene Korpsmentalität in der Lebensmittelindustrie blockiert kleinste Veränderungen". Gleichzeitig betont er, dass Foodwatch durchaus offen für Diskussionen mit der Lebensmittelindustrie sei: "Wir haben zudem beispielsweise einen sehr intensiven Dialog mit Nestlé. Der ist hart und offen. Wir reden auch mit Dr. Oetker und Danone." Zu der Vorhaltung von Wirtschaftsseite, bei Foodwatch mit Argumenten nicht durchzudringen, erklärte Bode: "Das kann schon sein, wenn die Argumente nicht gut sind. Und die Argumente der Nahrungsmittelindustrie sind extrem schwach."In einer Stellungnahme von Foodwatch wurde der Artikel als "in hohem Maße tendenziös, verzerrend und fehlerhaft"betitelt und man verlange nach einer "Korrektur der gröbsten Verzerrungen". In diesem Brief hat Foodwatch eine 14 Punkte umfassende Liste mit Vorwürfen verfasst, die zunächst von der Redaktion auf ihre Stichhaltigkeit überprüft werden musste. In dem Antwortschreiben von der"Welt am Sonntag" weist sie den Vorwurf zurück und schreibt, dass sich die Redaktion zu keinerlei Korrektur veranlasst sehe.
Dokumente
Originalartikel von "Die Welt am Sonntag"Foodwatch-Kritik, (PDF)
Antwort von "Die Welt am Sonntag", (PDF)
Interne Links
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Externe Links
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