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DVFA: Schlüsselkriterien zur Nachhaltigkeit (ESG-KPI)

Die Deutsche Vereinigung für Finanzanalyse und Asset Management (DVFA) hat seit 2007 Schlüsselkriterien für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Governance) (kurz: ESG) entwickeln und weiterentwickeln lassen. Antrieb war und ist, dass weder Nachhaltigkeitsberichte noch Lageberichte den Erfordernissen von Investoren, Finanzanalysten und Kreditgebern genügen. Die „Key Performance Indicators“ (ESG-KPI) sind sogenannte extra-finanzielle Leistungsindikatoren und orientieren sich an den Bedürfnissen der Finanzbranche, indem sie Aspekte darstellen, die einen materiellen Einfluss auf die Lage und Entwicklung der Geschäftsergebnisse haben können. Unternehmen sollen die Daten offen legen, so dass konventionelle Analysten und Vermögensverwalter die Firmen besser beurteilen können. Die DVFA sieht es als Pflicht über die entscheidenden, quantifizierbaren öko-sozialen Risiken, Chancen und Leistungen zu berichten. Investoren fordern von Unternehmen entsprechend standardisierte Angaben. Öko-soziale Risiken, Chancen und Leistungen seien derart wichtig für Firmenerfolg und -bewertung, dass transparente, nachvollziehbare Informationen nötig seien, argumentieren sie.

Anfangs gab es zunächst 25 branchenübergreifende ESG-KPI, inzwischen gibt es die dritte Generation ESG-KPI 3.0 mit zusätzlichen rund hundert branchenspezifischen Kriterien. Die ESG-KPI sind messbar und sollen die Firmen vergleichbar machen. Sie betreffen zum Beispiel Umweltverträglichkeit, Nutzung erneuerbarerer Energiequellen, Gesundheit und Sicherheit von Produkten, Fehlquoten bei Mitarbeitern, Belegschaftsänderungen infolge von Umstrukturierungen, oder Korruption. Die meisten KPI bilden Risiken ab, denn für Investoren spielen diese eine extrem wichtige Rolle. Aber es gibt auch Kriterien für Zukunftsfähigkeit wie Kundenzufriedenheit oder Umsatzanteil neuer Produkte. Sie wurden entwickelt von 30 Experten aus Finanzwelt, Unternehmen, Wissenschaft und Nichtregierungsorganisationen und anschließend beurteilt und sondiert von mehr als 200 internationalen Finanzinstituten.

Der europäische Finanzprofiverband „European Federation of Financial Analysts Societies” (EFFAS) übernahm das DVFA-System zentraler Leistungsindikatoren, so dass sie europaweit gültig sind. Sie sind jedoch keine Pflicht, sondern auf freiwilliger Basis anwendbar. Die EFFAS verlangt nicht unbedingt eine Regulierung, aber eine Standardisierung. Der europäische Branchenverband für nachhaltige Geldanlagen Eurosif unterstützt sie ebenfalls. Von der Auswahl standardisierter Schlüsselindikatoren durch die Deutsche Vereinigung der Finanzanalysten (DVFA) und den Standards der Global Reporting Initiative (GRI) erwartet der Nachhaltigkeitsrat, dass die in den letzten Jahren stark gewachsene Vielfalt von teils unstimmigen Bewertungsmethoden vereinheitlicht und vereinfacht wird.

Die DVFA-ESG-KPI finden inzwischen auch über Europas Grenzen hinaus Anwendung. Das ‚International Corporate Governance Network’ (ICGN) verweist auf die Kriterien und verzichtet auf die Entwicklung eigener Indikatoren. Die DVFA-ESG-KPI sind zudem schon länger integraler Bestandteil des „Global Business Reporting Framework“ vom World Business Reporting Network, das 2007 gegründet wurde u.a. durch die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Universitäten und öffentliche Träger wie Japans Wirtschaftsministerium.

Bisher geben die Lageberichte der meisten Unternehmen kaum aussagekräftige Informationen zu ökologischen und sozialen Aspekten, Leistungen, Risiken oder Chancen. Die Mini-ESG-Berichtspflicht für Lageberichte in Deutschland habe keine Wirkung gehabt, kritisieren Beobachter. Und Nachhaltigkeits- bzw. CSR-Berichte entsprächen weder der Form noch dem Inhalt nach den Bedürfnissen von Investoren und Kreditgebern. Experten erwarten, dass die Firmenberichterstattung um Schlüsselkriterien für Nachhaltigkeit ergänzt werden muss. Immerhin orientieren sich viele in- und ausländische Unternehmen an den international anerkannten Standards der Global Reporting Initiative (GRI). Sie machen Firmen einer Branche vergleichbar, sofern sie die relevanten Daten herausrücken. GRI sei ein erster Schritt, sagen Vermögensverwalter, doch die geforderte Datenmenge noch zu groß.

Auch aus diesem Grund hat die DVFA die KPIs für extra-finanzielle Leistungen entwickeln lassen - sie sollen einer Aufblähung von Datenmengen und Aufwand für die Unternehmen entgegen wirken. Weil Unternehmen meist nur berichten, wenn sie mit klaren Anforderungen konfrontiert werden, hat die DVFA ihre so konkretisiert, dass Unternehmen diesen kaum ausweichen können. Investoren würden es nicht Unternehmen überlassen, zu entscheiden, mit welchen Daten sie sich als Kunden zufrieden gäben, heißt es. Einige deutsche Unternehmen orientieren sich bereits an den ESG-KPI des Finanzprofiverbandes, wie eine Umfrage unter den Dax-30-Konzernen durch das „Handelsblatt Business Briefing Nachhaltige Investments“ ergab. Um eine noch bessere Darstellung zentraler Leistungen von Unternehmen zu erreichen, unterstützt die DVFA die Initiative für eine integrierte Berichterstattung (International Integrated Reporting Comittee)

Anhand der rund 130 Einzelkriterien des Kriterienkataloges richtet der Schweizer Indexanbieter Stoxx die Bewertung und Gewichtung der Unternehmen für die im April 2011 gelaunchte Indexfamilie Stoxx ESG Leaders Index aus. Das von Stoxx verwendete Modell wird von der DVFA und EFFAS anerkannt.

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Letzte Aktualisierung

18.11.2015 10:36

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