Unsichtbarer Rucksack
Einleitung
Der Begriff des "unsichtbaren Rucksacks" hat sich parallel neben dem Begriff des "ökologischen Rucksacks" (engl. ecological rucksack) entwickelt, der von Friedrich Schmidt-Bleek, früherer Vizepräsident des Wuppertal Instituts und der heutige Präsident des Factor-10-Instituts in Carnoules, Frankreich, geprägt wurde. Der Begriff des "ökologischen Rucksacks", beschreibt den engen Zusammenhang zwischen materiellem Wohlstand und den damit verbundenen Stoffströmen. Das bedeutet, dass jeder Rohstoff, jedes Produkt und sogar jede Dienstleistung einen ökologischen Rucksack mit sich herum schleppt: Nämlich in Form von Ressourcen, die zwar einst der Natur entnommen worden sind, um beispielsweise ein bestimmtes Produkt herzustellen, aber letztendlich nicht zum Bestandteil des Produktes wurden. Als Beispiel kann man die bei der Energieproduktion verbrannten Mengen an Kohle, Öl oder Gas auflisten, die zwar zur Herstellung von Produkten gebraucht werden, jedoch anschließend kein materieller Bestandteil davon werden.Unsichtbare Stoffströme
Gleichzeitig ist der Begriff der hidden flows - der verborgenen Stoffströme, geprägt worden. Dieser findet besonders im Import von Ware aus dem Ausland Anwendung. Zum Beispiel, wenn Rohstoffe aus dem Boden gebaggert werden, die bei der Gewinnung entstandenen Abfälle, jedoch im Ausland zurück bleiben. Es ist jedoch wichtig, dass das Importland diese Stoffströme in den Bilanzen berücksichtigt, da sonst die ökologischen Lasten nach außen verlagert werden werden und in den Bilanzen des Importlands "unsichtbar" sind. Diese "unsichtbaren" Stoffströme wurden jahrelang in keiner Bilanz aufgelistet und hatten somit auch keinen ökonomischen Wert. Dies hat zur Folge, dass sich eventuelle Kosten der Abraumhalden oder Tagebaulöcher (z.B. aufgrund von Rekultivierungen oder aufgrund von Absicherungen gegen das Absaufen oder Abrutschen dieser Abraumhalden oder Tagebaulöcher) nicht in den Rohstoffpreisen und somit auch nicht in der Kostenstruktur niederschlagen. In Form des Preises, fehlt also ein Regulativ, das den Umgang der wertlosen Ressourcen der Erde regelt.Ein Ersatz-Regulativ, das man jedoch nur in dicht besiedelten Regionen der Erde antrifft, ist der Preis der Fläche. Aufgrund der Konkurrenz um die Nutzung der Fläche, hat ein großflächiger Ressourcenabbau meist nur geringere Chancen.
Ein weiteres, anschaulicheres Beispiel für einen unsichtbaren Rucksack liefert Friedrich Schmidt-Bleek in seinem Buch "Nutzen wir die Erde richtig? Die Leistungen der Natur und die Arbeit des Menschen". Er sagt, dass er seinem Computer nicht ansehen könne, dass für seine Herstellung 14 Tonnen Natur in Gang gebracht und verändert wurden. Der unsichtbare Rucksack würde sogar noch schwerer werden, wenn man bedenkt, dass bei dessen Benutzung ebenfalls Ressourcen, wie beispielsweise Energie verbraucht würden. Laut Schmidt- Bleek, wird sein Rucksack, der mittlerweile seinen Fussboden zum Einstürzen brächte, jedoch an anderen Orten der Erde gefüllt, sodass er ihn selbst nicht zu Gesicht bekäme. Er stellt außerdem fest, dass jedes Kilogramm Industrieprodukt bei uns im Durchschnitt etwa 30 Kilogramm Natur mit sich rumschleppen würde. Somit werden heute weniger als 10 % der in der Natur bewegten Materialien letztlich in nutzbringende Industrieprodukte verwandelt. Als Lösung des Problems, stellt Schmidt-Bleek das MIPS-Konzept (»Material-Input pro Einheit Service«) vor, das als grundlegendes Mass zur Abschätzung der Umweltbelastung durch ein Produkt dienen soll.
Literatur
Stefan Bringest: "Erdlandung. Navigation zu den Ressourcen der Zukunft." (ISBN 3-7776-1192-1)Klaus Hahlbrock: "Kann unsere Erde die Menschen noch ernähren? Bevölkerungsexplosion – Umwelt – Gentechnik" (ISBN 978-3-596-17272-6)
Friedrich-Schmidt-Bleek: "Nutzen wir die Erde richtig? Die Leistungen der Natur und die Arbeit der Menschen" (ISBN 978-3596-17275-7)
Mojib Latif: "Bringen wir das Klima aus dem Takt? Hintergründe und Prognosen" (ISBN 978-3-596-17276-4)
Wolfram Mauser: "Wie lange reicht die Ressource Wasser? Vom Umgang mit dem blauen Gold" (ISBN 978-3-596-17273-3)
Interne Links
- Ökologischer Rucksack- MIPS Konzept
- Ökologischer Fussabdruck
- Nachhaltiger Konsum
- Ökologie
- Ressourcen
- Earth Overshoot Day
- Wasser-Fussabdruck
- Nachhaltige Wasserwirtschaft
- Checkliste Dematerialisierung
- Faktor 10 Club-Appell 1997
- Auszug aus dem Faktor 10-Manifesto
- Carnoules Appell 2000
- TAKEDA Preis (Japan) 2001
Externe Links
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbHWebseite des Faktor 10-Institutes
Jill Jäger: Was verträgt unsere Erde noch?
Friedrich Schmidt-Bleek: MIPS