Aachener Stiftung Kathy Beys

Fairtrade-Standards

Einleitung

Die Fairtrade-Standards werden dafür entwickelt, das Leben von Kleinbauern sowie Beschäftigten auf Plantagen, die in den ärmsten Ländern der Welt leben, nachhaltig zu verbessern. Damit stellen die Fairtrade-Standards ein bedeutendes Regelwerk des Fairtrade-Systems und des fairen Handels allgemein dar. Denn mithilfe einer gemeinschaftlichen Entwicklung, Pflege und Kontrolle, sowie der inhaltlichen Qualität der Produkte, wird die Glaubwürdigkeit von Fairtrade hergestellt.
Die Fairtrade-Standards richten sich jedoch nicht nur an die Kleinbauern und deren Produkte, sondern auch an die Fairtrade-Stakeholder. Erst eine verbindlichen Selbstverpflichtung zur Einhaltung der Standards berechtigt Fairtrade-zertifizierte Produzentenorganisationen oder Händler dazu, ihre Produkte unter dem Fairtrade-Siegel zu verkaufen.
Außerdem sind Fairtrade- Standards Referenzdokumente für Dritte, wie z.B. andere Zertifizierungssysteme des Fairen Handels, die regelmäßig auf Fairtrade-Standards verweisen bzw. sich daran orientieren und diese anerkennen.
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Mittlerweile können heutzutage bereits 1,6 Millionen Bauern, Bäuerinnen, Arbeiter und Arbeiterinnen in 70 Ländern können heute vom Fairen Handel profitieren.

Ziele

Mit den Fairtrade-Standards sollen einige Ziele verfolgt werden: Zum einen wäre da der sogenannte "Fairtrade-Preis". Dieser hilft den Produzenten einen Preis für ihre Rohstoffe zu erhalten, um die Kosten einer nachhaltigen Produktion zu decken. Hinzu kommt die
"Fairtrade-Prämie", die den Produzentenorganisationen die Möglichkeit biete in gemeinsame Projekte aus Bereichen wie Bildung, Gesundheit oder Infrastruktur zu investieren. Zum anderen soll den Produzentengruppen durch die Fairtrade-Standards eine Vorfinanzierung ermöglicht werden. Und außerdem sollen langfristige Handelsbeziehungen verfolgt und bessere Einblicke der Produzenten in das Geschehen auf dem Weltmarkt ermöglicht werden. Präzise formulierte Mindestanforderungen sollen sicherstellen, dass die Produktionsweise und der Handel aller Fairtrade-zertifizierten Produkte verantwortungsvoll in Hinblick auf Soziales, Ökonomie und Umwelt erfolgen.

Des Weiteren sollen beispielsweise folgende ILO-Konventionen bei den Fairtrade-Standards erfüllt werden: Die ILO-Konventionen zu gleicher Entlohnung (100), Arbeitnehmerrechten (110 und 111), Verbot illegaler Kinderarbeit und Sklavenarbeit (29, 105, 138, 182), sowie zu Vereinigungs- und Gewerkschaftsfreiheit (87, 98, 143).
Auch der Umweltschutz (u.a. Biodiversitätsschutz, Wasserschutz, Pestizidverbote, GMO-Verbot) spielt bei einem Drittel der Kriterien der allgemeinen Standards eine große Rolle. Zudem fördert Fairtrade aktiv den Bio-Anbau durch Zahlung eines zusätzlichen Bio-Zuschlags.
Neben Umweltschutz wird auch der Energieverbrauch und der Klimaschutz beachtet. Daher wurden erstmals 2011 Kriterien zum Schutz des Klimas in die allgemeinen Standards aufgenommen.

Inhalte

Die Fairtrade-Standards bestehen aus Kernanforderungen („core indicators“) und den Entwicklungs-Indikatoren („developmetn indicators“).Um die Fairtrade-Zertifizierung zu erhalten, müssen die Kernanforderungen von jeder Produzenten-Gruppe erfüllt werden.
Nachdem die erste Zertifizierung vonstatten gegangen ist, müssen die Produzenten die Entwicklungs-Anforderungen erfüllen. Die Entwicklungs-Anforderungen sind weitreichender und haben ebenfalls zum Ziel, die Organisation und die Arbeitsbedingungen der Produzenten zu verbessern, aber auch langfristig wirkende Maßnahmen zum Schutz der Umwelt umzusetzen.

Soziales
Im Bereich Soziales ist insbesondere die Stärkung von Kleinbauern-Familien angesiedelt. Dafür müssen sich die Kleinbauern, die am Fairtrade-System teilhaben wollen, zu Organisationen zusammenschließen, um die Voraussetzung zu schaffen ihre Produkte am Weltmarkt zu verkaufen.Sie sollen demokratisch an den Entscheidungen der Organisation beteiligt werden und aktiv an ihr mitwirken. Für eine gute Zusammenarbeit ist Transparenz eine wichtige Voraussetzung. Jede Art der Diskriminierung ist verboten.
Um bessere Bedingungen für Arbeiter und Arbeiterinnen (auch auf Plantagen) zu schaffen und um soziale Rechte und die Sicherheit am Arbeitsplatz der Beschäftigten zu wahren, müssen einige Kriterien erfüllt werden:

  • "Verbot von Diskriminierung,
  • Möglichkeiten zur Weiterbildung,
  • Verbot von Kinderarbeit und Zwangsarbeit,
  • Tarifverhandlungen und Versammlungsfreiheit,
  • die Arbeitsbedingungen müssen den gesetzlichen Mindestanforderungen entsprechen,
  • Sicherheit am Arbeitsplatz und Gesundheitsvorsorge müssen gewährleistet werden,
  • die Verwaltung der Fairtrade-Prämie muss ermöglicht werden".
Ökonomie
In den Fairtrade-Standards ist ein Fairtrade-Mindestpreis und/oder eine Fairtrade-Prämie festgelegt, die an die Produzenten ausgezahlt werden muss. Der Mindestpreis hilft den Produzenten-Organisationen dabei, dass durch die Einnahmen die Kosten einer nachhaltigen Produktion gedeckt werden. Die Prämie verbessert die Lebenssituation der Bauernfamilien, Plantagen-Arbeiter und -Arbeiterinnen und ihrer Dorfgemeinschaften, indem in Gesundheit, Bildung, Umwelt, Ökonomie usw. investiert wird. Die Bauern und Beschäftigten können selber darüber entscheiden, wofür die Prämie genau verwendet werden soll. Außerdem wird von den Händlern der Fairtrade-Produkte verlangt, dass sie den Bauern und Bäuerinnen eine Vorfinanzierung der Ernte ermöglichen, wenn diese darum bitten. Damit wird den Produzenten die Möglichkeit geboten sich weiterzuentwickeln und finanzielle Hürden zu überwinden. Denn besonders die ländliche Bevölkerung wird in ihrer ökonomischen Entwicklung gestärkt und dazu ermutigt, selber unternehmerisch zu handeln.

Ökologie
Im Bereich "Ökologie" schreibt Fairtrade für Kleinbauernorganisationen, Plantagen und Vertragsanbau folgende Umwelt-Standards vor, die eingehalten werden müssen:
  • "Reduzierung des Einsatzes von Agrochemikalien im konventionellen Anbau
  • Einhaltung von Sicherheitsvorkehrungen und Arbeitsschutzmaßnahmen
  • Abfallmanagement,
  • Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit
  • Schutz der Wasserressourcen
  • Verbot von gentechnisch veränderten Organismen und die Bewahrung der Biodiversität
  • Fairtrade-Produkte müssen laut den Standards nicht biologisch angebaut werden. Trotzdem wird der Anbau von biologischen Produkten gefördert – zum Beispiel durch höhere Fairtrade-Mindestpreise für Bio-Produkte."

Entwicklung

Die Fairtrade-Standards werden von http://www.fairtrade.net nach den von ISEAL (International Social and Environmental Accreditation and Labelling Alliance) vorgegebenen Richtlinien ("best practice") entwickelt. ISEAL setzt den Rahmen und die Vorgaben, die Fairtrade hinsichtlich der Standardentwicklung einhalten muss, um als glaubwürdig zu gelten. Dies bedeutet also, dass alle wichtigen Akteure des Fairtrade-Systems beteiligt sind, wenn die Standards entwickelt werden: Dies sind neben FLO selbst unter anderem Produzenten, Händler und die nationalen Siegelinitiativen.

Weitere faire Siegel

Heutzutage gibt es mittlerweile eine Vielzahl von „fairen“ Siegeln, die für unterschiedliche Ansätze, Kriterien und auch die Art und Weise, wie die Einhaltung überprüft wird, stehen. Daher existieren neben dem Fairtrade-Siegel auch folgende Siegel:

  • GEPA- The Fair Trade Company
Die GEPA gilt mittlerweile als größte Fair Handels-Importorganisation in Europa.Sie arbeitet partnerschaftlich meistens mit Kooperativen und Genossenschaften zusammen und das auf der Basis von fairen Löhnen, demokratischen, partnerschaftlichen und langfristigen Strukturen. Ihre Produkte sind hauptsächlich in Weltläden erhältlich, sowie auch im Supermarkt. 75 Prozent der GEPA-Produkte stammen aus geprüft biologischem Anbau – damit schützen die biofairen Produkten Mensch und Natur. Neben der GEPA gibt es andere ähnliche Organisationen wie etwa El Puente, dwp-Ravensburg oder Banafair, die ähnlich arbeiten.

  • Fair+
Fair+ ist ein eigenständiges Zeichen der GEPA, deren Produkte den verschiedenen Monitoring- und Zertifizierungssystemen des Fairen Handels unterliegen. Mit der Entwicklung von Fair+ kommt GEPA dem eigenständigen Entwicklungsauftrag nach, die benachteiligten Produzenten weiterhin zu fördern. Die Handelspartner der GEPA werden weit über dem Weltpreis und auch über den allgemein verbindlichen Mindesstandarts des fairen Handels bezahlt. Dies kann durch einen Länder- oder Qualitätsaufschlag erfolgen, wodurch den Produzenten vor Ort beispielsweise zusätzliche Bildungsangebote für ihre Kinder in Anspruch nehmen können.

  • Fairtrade Siegel von ALDI Süd und LIDL
Auch die Supermärkte LIDL und ALDI Süd vertreiben Eigenmarken mit dem Fairtrade Siegel, d.h. Produkte bei denen die Fairtrade Kriterien erfüllt wurden. In den meisten Fällen bezieht sich die Anwendung von Fairtrade Kriterien jedoch nur beispielsweise auf den Schokoriegel und den Kaffe, aber nicht automatisch für das komplette Unternehmen.

Dokumente

"Kleine Helfer für unterwegs", (Fairtrade-Broschüre)
Fairtrade-Standards, (PDF)
Entwicklung der Fairtrade-Standards und -Preise, (PDF)

Interne Links

Externe Links

fair4you-online.de
gepa.de
fair-plus.de
weltlaeden.de
forum-fairer-handel.de
label-online.de
oekoplusfair.de
oekotest.de
faire siegel.de
fairtrade-deutschland.de

Schlagworte

Fairtrade

Letzte Aktualisierung

26.02.2015 11:10

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