Aachener Stiftung Kathy Beys

Compliance

Definition
Compliance im engeren Sinne bedeutet, sich im jeweiligen Land an Recht und Gesetz zu halten. Compliance im weiteren Sinne bedeutet, dass Unternehmen auch gesellschaftliche Erwartungen zu erfüllen haben. Andernfalls riskieren sie hohe Kosten, Umsatzverluste und Imageschäden - bis hin zum Verlust der „gesellschaftlichen Betriebsgenehmigung“ (engl: licence to operate). Heutzutage wird Compliance zunehmend im weiteren Sinne genutzt. Ein Grund dafür ist auch, dass Ansprüche wie aktiver Klimaschutz, Ressourcenschonung, Sozialstandards in der Lieferkette oder Korruptionsbekämpfung münden später oft in gesetzliche Regelungen. So geschehen beim Handel mit Emissionsrechten für Kohlendioxid oder dem Deutschen Corporate Governance Kodex.

Unternehmen müssen die Beachtung von Werten und Ansprüche von Interessengruppen (engl: Stakeholder) managen. Wie bedeutsam das ist, zeigten in den vergangenen Jahren Korruptionsskandale bei großen Konzernen (u.a. Siemens, Deutsche Telekom), deren Image dadurch beträchtlich litt. Praktisch bedeutet das: Korruption ist zu verhindern, selbst wenn sie in anderen Ländern oder Kontinenten zum Alltag gehört. Compliance erfordert folglich verantwortliches Wirtschaften, gewisse Selbstverpflichtungen oder freiwillige internationale Standards wie den Global Compact.

Auf gesellschaftliche Compliance sind Firmen meist nicht ausreichend vorbereitet - 44 Prozent haben keinen Überblick über ihre Ausgaben für „Compliance“, ergab vor einigen Jahren eine Umfrage von PriceWaterhouseCoopers. Mehr als die Hälfte der befragten Manager kannten damals deren Wertschöpfung nicht. Inzwischen haben einige Konzernen „Chief Compliance Officers“ benannt, die neben der Einhaltung von Recht und Gesetz auch die Einhaltung von Verhaltenskodizes sicherstellen sollen. Das Zentrum für Wirtschaftsethik, das wissenschaftliche Institut des Deutschen Netzwerks Wirtschaftsethik (DNWE), bietet eine Weiterbildung „Business Ethics & Compliance Management“, die Know how und Kompetenz vermittelt, um bei Zielkonflikten richtig zu entscheiden.

Compliance ist eine Risikovorsorge, auch in den Beziehungen zu Banken. Die Kreditinstitute müssen angesichts strenger Eigenkapitalrichtlinien von Basel II strengere Risikokriterien anlegen. Basel II ist eine Bankenregulierung und bezeichnet die Eigenkapitalvorschriften des Basler Ausschuss für Bankenaufsicht der letzten Jahre. Sie fordern insbesondere eine individuelle Einschätzung der Kreditwürdigkeit von Kreditnehmern. Banken müssen auch prüfen, ob mit Krediten an Unternehmen ökologische und soziale Risiken verbunden sein könnten. Es reicht nicht mehr, lediglich bei offensichtlichen Umweltverstößen oder absehbaren Umwelteffekten eine Umweltverträglichkeitsprüfung zu fordern, sondern es ist erforderlich, dass Kreditgeber Unternehmen generell besser durchleuchten. Ab 2013 soll das Reformpaket Basel III schrittweise in Kraft treten, das erforderlich wurden, nachdem die weltweite Finanz- und Wirtschaftskrise ab 2007 die Schwächen der bisherigen Bankenregulierung offen legte.

Compliance hilft Unternehmen überdies, Treibhausgase zu reduzieren, die Ressourceneffizienz zu steigern, Kosten zu senken sowie Innovationspotenziale zu erkennen – sofern die Informationstechnik stimmt. Riesige Datenmengen und mehrere Standorte erschweren den Überblick, inwieweit ein Unternehmen die Ansprüche erfüllt. Die weit verbreiteten manuellen, auf Excel-Dateien basierenden und arbeitsintensiven Verfahren sind komplex und kostspielig. Vielfach haben Abteilungen spezielle, aber untereinander nicht kompatible Software. Es gibt inzwischen aber softwarebasierte, konzernweit einheitliche Kontroll- und Berichtslösungen, die Umwelt-, Gesundheits-, Sicherheits- und Qualitätsdaten von hunderten von Standorten in zahllosen Ländern zentral sammeln können. Permanent erfasst und gepflegt sind Daten dann mit einigen „Mausklicks“ abrufbar. Derartige Verfahren sind schneller, präziser und senken die Kosten teilweise substanziell.

Internationaler Regulierungsrahmen für Banken (Basel III)
"Basel III ist ein umfangreiches Reformpaket des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht, mit dem die Regulierung, die Aufsicht und das Risikomanagement im Bankensektor gestärkt werden sollen. Das Ziel dieser Maßnahmen ist es:

  • die Widerstandsfähigkeit des Bankensektors gegenüber Schocks aus Stresssituationen im Finanzsektor und in der Wirtschaft, unabhängig von ihrem Ursprung, zu optimieren
  • das Risikomanagement und die Führungsstrukturen zu verbessern
  • die Transparenz der Banken zu stärken.
Bei den Reformen geht es in erster Linie um die Regulierung auf Einzelinstitutsebene (mikroprudenzielle Regulierung), die zur Stärkung der Widerstandskraft der einzelnen Banken in Stressphasen beiträgt
systemweite Risiken, die sich im gesamten Bankensektor aufbauen können, sowie die prozyklische Verstärkung dieser Risiken im Zeitverlauf (makroprudenzieller Ansatz).
Zu beachten ist, dass beide Aufsichtsansätze sich ergänzen, denn eine erhöhte Widerstandskraft der einzelnen Banken verringert wiederum das Risiko systemweiter Schocks.

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Schlagworte

Compliance, Definitionen, Global Compact

Letzte Aktualisierung

13.11.2015 10:21

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