Aachener Stiftung Kathy Beys

Ratingagenturen und Research-Netzwerke

Ratingagenturen für Nachhaltigkeit, nachhaltiges Wirtschaften oder CSR recherchieren und messen meist ökologische und soziale Leistungen und Schwächen von Unternehmen und Staaten, darin liegt ihre Kompetenz. Für Finanzbeurteilungen sorgen Vermögensverwalter oder Institutionelle Investoren. Sie filtern aus dem Universum nachhaltig orientierter Titel die für sie auch finanziell interessanten Titel.

Nachhaltigkeitsratings sind nicht unbedingt auf Anhieb verständlich, zumal die Bewertungen teilweise diametral auseinander liegen. Dies hängt mit unterschiedlichen Methoden, Kriterien und insbesondere Gewichtungen und Abnehmerinteressen zusammen. Wie Ratingagenturen vorgehen und welche Maßstäbe sie haben, erfahren Sie bei den jeweiligen Portraits. Weitere Erläuterungen bietet seit 2010 eine Serie zu Research und Ratings im „Handelsblatt Business Briefing Nachhaltige Investments“.

Grundsätzliche Bemerkungen:

Diskrepanzen – Ratinghäuser und Researchabteilungen in Banken nutzen zur Beurteilung öko-sozialer Leistungen von Unternehmen und Staaten verschiedene Methoden und kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Hintergrund ist, dass die Interessen und Bedürfnisse der unterschiedlichen Anleger- und Anspruchsgruppen sehr verschieden sind und Researcher dies berücksichtigen müssen. Außerdem gibt es keine hundertprozentige Nachhaltigkeit - viele Gründe sprechen dagegen. Aus diesem Grund bestehen konzeptionelle Unterschiede zur Ermittlung dessen, was nachhaltige ist oder unter Nachhaltigkeit in einem Land bzw. von einer Anlegergruppe verstanden wird. Daneben erklären auch personell-strukturelle Verschiedenheiten, warum Ratings teilweise weit auseinander liegen und selbst bei ähnlich strengen Ansätzen deutliche Unterschiede bestehen.

Drei Beispiele: Manche Häuser, unabhängige Research-Agenturen oder Abteilungen in Banken, bewerten direkt die Unternehmen, andere bewerten zunächst die Branchen und dann die Firmen, um öko-sozial verantwortbare Titel zu finden. Manchmal ist schon die Branche ein Problem. Die meisten Akteure bewerten ökologisch, soziale und Governance-Aspekte, einige aber auch ökonomische Aspekte. Bei manchen Researchagenturen kommen alle Analysten aus demselben Kulturkreis, bei internationalen Netzwerken kommen die Analysten aus Kulturen mit verschiedenen Wertvorstellungen, was eine durchweg gleiche Einschätzung von Sachverhalten erschweren kann.

Information – Trotz unterschiedlicher und manchmal widersprüchlich erscheinender Resultate sind Ratings für Investoren und gesellschaftliche Gruppen eine unerlässliche Informationsquelle. Anleger und andere Anspruchsgruppen sollten klären, welche Aspekte ihnen wichtig sind, und die Ratingmethode wählen, die diese am besten abdeckt.

Maßstäbe – Weil Nachhaltigkeit komplex ist, beruhen Ratings auf bis zu 250 Kriterien. Manche Fachleute fordern eine Konzentration auf Kernkriterien – wie dem Flottenverbrauch bei der Autoindustrie. Noch hat sich das nicht durchgesetzt, aber es ist eine Konsolidierung bei den Kriterien und eine höhere Gewichtung zentraler Aspekte zu beobachten.

Arbeitsweise - Analysten der Research- und Ratingagenturen beurteilen weltweit Tausende börsennotierte Unternehmen mit Hilfe von bis zu 250 ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien. Sie durchleuchten Firmenwebseiten und Nachhaltigkeitsberichte und schicken den Firmen teils umfangreiche Fragebögen oder besuchen sie. Zudem werten sie externe Datenbanken aus, das Internet, Zeitungen, wissenschaftliche Arbeiten sowie Erfahrungen von Umwelt- und Menschenrechtsgruppen. Aus dem Informationswust erstellen sie Nachhaltigkeitsprofile und / oder Ranglisten, auch C(S)R-Ratings genannt. Das Kürzel steht für Corporate (Social) Responsibility, für gesellschaftliche Unternehmensverantwortung. CSR betrifft das Kerngeschäft und die Verantwortung für die ökologischen und sozialen Folgen der eigenen unternehmerischen Tätigkeit. Es ist eine Art, das Kerngeschäft zu managen.

Qualität – Um mehr Transparenz und Qualität im Nachhaltigkeitsresearch zu sichern, wurde 2004 der Europäische Fachverband AICSRR gegründet, inzwischen umbenannt zu Arista. Ziel ist die Förderung und Weiterentwicklung von Qualitätsstandards für Nachhaltigkeitsratings. Führende europäische Research- und Ratinghäuser für Nachhaltigkeit haben sich bereits im Gründungsjahr zu zehn weit reichenden, von der EU-Kommission unterstützten Qualitätsprinzipien, Transparenz und externe Kontrolle verpflichtet. Dazu zählen: Unabhängigkeit, aktive Einbeziehung wichtiger Interessengruppen, Dialog mit Unternehmen, ethische Standards sowie Qualität hinsichtlich Umfang, Kriterien, Methoden und Aktualität der Untersuchungen. Einige Researchhäuser sind inzwischen extern zertifiziert.

Kosten – Branchenstudien von Banken gibt es oft gegen geringe Gebühren. Sie lassen aber viele Fragen offen, denn das komplette Wissen erhalten nur Kunden des jeweiligen Hauses. Unabhängige Researchanbieter können Ratings nicht umsonst anbieten, da ihr Geschäftsmodell darauf basiert. Ein umfassender Unternehmensbericht kostet um die 500 Euro, ein Branchenbericht je nach Anzahl untersuchter Firmen 2000 bis 7000 Euro. Großinvestoren erhalten Zugang zu Datenbanken. Die Preise hängen ab von Nutzungstiefe und -häufigkeit und dem auf dieser Basis gemanagten Volumen.

Nachfolgend stellen wir eine Auswahl wichtiger Rating- und Researchagenturen aus dem deutschsprachigen Raum vor:

Institut für Markt-Umwelt-Gesellschaft (Imug / Eiris)Imug Nachhaltiges Investment ist eine unabhängige Ratingagentur mit Sitz in Hannover, die Nachhaltigkeitsratings zu Unternehmen, Staaten und Finanzinstituten erstellt. Imug ist seit Mitte der 90ziger Partner der EIRIS Global Plattform - ein weltweites Netzwerk unabhängiger Ratingagenturen. Imug ist völlig unabhängig von Banken und Investoren. Während Eiris in Händen einer nicht-gewinnorientierten Stiftung liegt, sind die Gesellschafter des deutschen Partners Imug zwei Gründungsmitglieder und fünf Mitarbeiter der obersten Führungsebene.

Eiris und Imug gehören zu den wenigen Researchhäusern, die extern nach dem europäischen Qualitätsstandards Arista zertifiziert sind.

Bisher gibt es Bewertungen zu 3200 Konzernen nach 250 sozialen, ökologischen und ethischen Kriterien. Dabei geht das Netzwerk arbeitsteilig vor, was es von den meisten Researchhäusern und dem Research von Vermögensverwaltern absetzt. Mit gleicher Methodik, gleichem Qualitätsmanagementsystem und einheitlichen Standards analysieren die Partner die jeweiligen Unternehmen in ihrem Einzugsbereich. Imug bewertet im Auftrag von Eiris die im Dax 30 und MDax notierten Unternehmen sowie Aktiengesellschaften aus Österreich und der Schweiz, insgesamt circa 170 Unternehmen.

Anders als bei vielen Researchhäusern und – abteilungen definieren die Kunden ihre Anlagekriterien. Die Datenbank des Netzwerks enthält kein standardisiertes Bewertungsraster, das manche Unternehmen per se ausschließt. Es gibt keine vorab festgelegten Rankings oder Punkte, etwa für Leistungen im Umweltschutz. Fondsmanager und Investoren entscheiden bei Eiris und Imug selbst über Fragen Ausschlusskriterien, Positivkriterien und Gewichtungen. Sie beraten ihre Kunden hierbei.

Grundlage für alle Beurteilungen von Unternehmen und Firmenanleihen ist ein von Eiris entwickeltes Research-Handbuch mit Nachhaltigkeitskriterien und ausführlichen Erläuterungen. Dies soll sicherstellen, dass die Analysten der verschiedenen Länder und Kulturen dasselbe unter den Bewertungsmaßstäben verstehen. Die anlässlich jedes Geschäfts- oder Nachhaltigkeitsberichts aktualisierten Firmenprofile werden von Eiris kontrolliert und frei gegeben. Bei Mängeln, auch in Prozessen, fordert Eiris Korrekturen.

Das Netzwerk hat 60 Analysten in Großbritannien, Deutschland, Spanien, Frankreich, Korea, Israel, Australien, Mexiko und Südafrika. Erfüllt ein Partner nicht die Qualitätsanforderungen, trennt man sich von ihm, so geschehen mit einer chinesischen Agentur. Mit der großen Analystenzahl sind Hürden im Research, wie sie in Entwicklungsländern auftreten, besser zu nehmen.

Neben einem Country Sustainability Rating, das über 74 Staatsanleihen nach Nachhaltigkeitskriterien bewertet, ist das Nachhaltigkeitsrating von Bankanleihen (Covered Bonds) eine weitere Spezialität von Imug. Hierbei wird nicht nur der Emittent, also die Bank, nach ESG-Kriterien analysiert, sondern auch der Deckungsstock bei Öffentlichen Pfandbriefen und bei Hypothekenpfandbriefen das Nachhaltigkeitsengagement im Hypothekargeschäft. Damit geht Imug deutlich über den Ansatz konkurrierender Ratingagenturen hinaus. Im Jahr 2012 hat die Agentur so ca. 130 deutsche, europäische und internationale Finanzinstitute und Förderbanken bewertet.

www.imug.de
InrateInrate ist eine unabhängige Nachhaltigkeitsrating-Agentur mit Sitz in der Schweiz, deren Wurzeln ins Jahr 1990 reichen. Sie bietet maßgeschneiderte Lösungen für Investoren an, die bei ihren Finanzanlagen Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (kurz -> ESG) berücksichtigen möchten – sei es im Rahmen einer nachhaltigen Anlagestrategie (SRI) oder um die nichtfinanziellen Risiken von traditionellen Anlagen zu minimieren. Durch die Kooperation mit internationalen Partnern stehen insgesamt rund 40 Analysten zur Verfügung.

Insgesamt bewerten sie anhand von rund 150 Indikatoren über 2500 börsennotierte Unternehmen in den Industrieländern und den Schwellenländern. Dazu kommen rund 130 Anleihen-Emittenten sowie 140 Länder (OECD, Schwellen- und Entwicklungsländer).

Das Nachhaltigkeits-Ranking zeigt nach Angaben von Inrate, wie stark eine Firma fähig und willens ist, mit Produkten, Produktionsprozessen und Geschäftspraktiken zur Nachhaltigkeit beizutragen, und inwieweit sie das tatsächlich über ihre Wertschöpfungskette hinweg tut. Hier fließen die Firmenberichterstattung, externe Quellen und Analysen der eigenen Spezialisten ein. Bewertet werden Umwelt- und Sozialmanagementprozesse (Arbeitsbedingungen, Corporate Governance), ökologische und soziale Wirkungen der Produkte und Dienstleistungen von der Herstellung bis zur Entsorgung sowie mögliche umstrittene Geschäftspraktiken.

Da Nachhaltigkeitsthemen nach Branchen unterschiedlich sind, wendet Inrate sektorspezifische Kriterien und ein selbst entwickeltes Sektorkonzept an: Bei der Zuordnung der Unternehmen zu einem Sektor ist der Verwendungszweck von Produkten und Dienstleistungen der Unternehmen ausschlaggebend. Kernfrage ist, welche Unternehmen Konsumentenbedürfnisse am nachhaltigsten abdecken können. Wer bietet beispielsweise Energie oder Mobilität mit den niedrigsten ökologischen und sozialen Nebenwirkungen an? Folglich werden Ölkonzerne mit Anbietern von Stromerzeugungstechnologien verglichen und Autohersteller mit Bahngesellschaften – und bei diesen Branchen fallen Öko-Kriterien stark ins Gewicht. Weil die Vergleichsgruppe anders gewählt wird, unterscheidet sich dieser Sektoransatz vom üblichen „Best-in-Class-Ansatz

Zweiter wesentlicher Bestandteil der Nachhaltigkeitsbewertung (Sustainability Assessment) ist eine umfangreiche Produktbewertung. Hierfür hat die Agentur rund 300 unternehmerischen Aktivitäten die damit einhergehenden direkten und indirekten ökologischen und sozialen Wirkungen zugeordnet und in einer so genannten „Impact Matrix“ erfasst. Dadurch hat sie die Produktangebote der Unternehmen standardisiert und untereinander vergleichbar gemacht. Auch fließen firmenspezifische Maßnahmen zur Produktoptimierung ein. Mit diesem Vorgehen, das 2012 eingeführt wurde, grenzt sich die Agentur von Akteuren ab, die überwiegend branchenspezifische Kriterien nutzen.

Die Nachhaltigkeitsbeurteilung wird von einem unabhängigen Beirat begleitet. Er überwacht den Ratingprozess, bestimmt wesentlich Ansatz und Methode mit und kontrolliert und verabschiedet die Ergebnisse. Er soll sicherstellen, dass die Bewertungen höchsten Anforderungen an Neutralität entsprechen und die höchsten Branchenstandards erfüllen. Anders als Imug, Oekom und Sustainalytics ist Inrate noch nicht nach dem europäischen -> Arista zertifiziert, obwohl die Agentur ihn mitbegründete. Die Zertifizierung ist, wie es heißt, in Vorbereitung.

www.inrate.ch
Oekom ResearchDie Oekom Research AG aus München ist eine 1993 gegründete unabhängige Ratingagentur für Nachhaltigkeit. Es ist die einzige große, von Banken oder Netzwerken unabhängige Ratingagentur in Deutschland. Aktionäre sind in erster Linie Privatanleger (ca. 90 Prozent der Anteile), darunter auch Mitarbeiter, und eine kleine Gruppe institutioneller Anleger, etwa eine Umweltstiftung, ein Verlag und zwei Ordensgemeinschaften. Sie gehört zu den wenigen Researchhäusern, die extern nach dem europäischen Qualitätsstandards Arista zertifiziert sind. Aus Gründen der Unabhängigkeit bietet Oekom Research keine Unternehmensberatung und keine Vermögensverwaltung an.

Oekom Research arbeitet nach der „Best-in-Class“-Methode. Das multidisziplinäre Analystenteam arbeitet mit einem der weltweit umfassendsten Kriterienkataloge, seine Arbeit wird von einem unabhängigen wissenschaftlichen Beirat begleitet. Die Ratings gelten als streng. Oekom filtert im Auftrag seiner Kunden – institutionelle Investoren, Banken und Vermögensverwalter - aus jeder Branche die Unternehmen heraus, die am besten mit Umweltschutz und sozialer Verantwortung umgehen. Oekom Research verfolgt dabei einen „absoluten Best-in-Class-Ansatz“, bei dem nicht die relativ besten Unternehmen einer Branche herausgefiltert werden, sondern die Unternehmen, die den definierten Mindestanforderungen an das Nachhaltigkeitsmanagement genügen.

Die Analysten nutzen pro Branche hundert überwiegend branchenspezifische Kriterien, sondiert aus einem Set von insgesamt 700 Kriterien. Bei den meisten Branchen machen sozio-kulturelles und Umweltrating je 50 Prozent des Gesamturteils aus. Da aber beispielsweise die Öl- und Gasbranche die Umwelt besonders belastet und dem Umweltschutz folglich sehr große Bedeutung zukommt, fällt er hier mit 60 Prozent ins Gewicht. In der Textilbranche mit ihren großen sozialen Problemen in der Zulieferkette ist das Verhältnis anders herum. Wichtig ist den Analysten zudem, dass Unternehmen nicht bloß eine neue Technologie entwickeln, sondern dass diese für die Produktpalette und Firmenstrategie relevant ist.

Die Agentur macht anders als manche Mitbewerber keine branchenübergreifenden Ratings. Auch das Nachhaltigkeitsverständnis ist verschieden. Das Rating zeigt, was Unternehmen anpacken müssen, um nachhaltig zu wirtschaften. Andere Agenturen fragen dagegen, welche Geschäftschancen Nachhaltigkeit bietet. Die Münchner kreiden es beispielsweise Energieversorgern an, wenn sie Menschenrechte verletzen, andere tun das nur, wenn ein materielles oder Reputationsrisiko droht. Oekom lehnt diese sogenannte „Materiality“-Methode ab, welche nur die Kriterien berücksichtigt, die direkte Auswirkungen auf ökonomische Maßstäbe haben. Gleichwohl ist die Münchener Agentur davon überzeugt, dass Unternehmen, die sich verantwortlich verhalten, auch wirtschaftlich besser dastehen.

Die rund 40 Oekom-Analysten bewerten im Rating-Prozess 3000 gelistete und nicht börsennotierte Firmen. Von diesen erhalten etwa ein Sechstel den sogenannten „Prime Status“, darunter 400 Großkonzerne – diese Unternehmen kommen ins nachhaltige Universum. Das multidisziplinäre Analystenteam wertet Firmenpublikationen, Zeitungsberichte, Datenbanken, das Internet, wissenschaftliche Forschungen sowie Einschätzungen von Umwelt-, Menschenrechts- und anderen Interessengruppen aus. Die Analysten befragen die Firmen auch zu offenen Punkten.
Bei dieser Researchagentur muss ein und derselbe Sachverhalt von unterschiedlichen Analysten gleich bewertet werden. Bei so vielen Analysten ist es allerdings eine Herausforderung, sicherzustellen, dass sie alle bei gleichen Sachverhalten zum gleichen Bewertungsergebnis kommen. Umfassende Bewertungshandbücher sowie ein Kontrollverfahren sollen das gewährleisten.

www.oekom-research.com
RepRiskRepRisk aus Zürich ist ein Research-Unternehmen, der Name steht für Reputationsrisiko. das sich auf Umwelt-, Sozial- und Governance (ESG)-Risiken spezialisiert hat. Der Name steht für Reputationsrisiko, weil das neben Finanz- und Compliance-Risiken das Hauptanliegen der Kunden ist.
Das 42-köpfige Analystenteam in mehreren Ländern durchforstet täglich tausende Publikationen, Medien- und Internetseiten, Newsletter, Regierungsstellen, Nichtregierungsorganisationen und Blogs nach Meldungen und Informationen, die für Unternehmen ein Umwelt-, Sozial-, Governance- oder Reputationsrisiko darstellen können. Dazu gehören etwa Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen oder Umweltbelastungen. Die Ergebnisse fließen gebündelt in eine Datenbank, das jeweilige Risiko des Unternehmens bzw. der Aktie bildet ein Rep-Risk-Index ab.

Die Datenbank hat mehr als 37000 Unternehmen (Stand 11/2013) erfasst, zu denen es seit 2006 kritische Nachrichten gab, und es werden täglich 10 mehr. Nutzer könnten ersehen, ob sie etwa einen deutschen Zulieferer im Portfolio haben, der mit einer asiatischen Produktionsstätte den Protest von Umweltaktivisten oder Kinderschutzorganisationen hervorgerufen hat.
Das ist nicht nur ethisch relevant, sondern die Risiken können auch den ökonomischen Wert der Aktie beeinträchtigen. Darum nutzen Vermögende und institutionelle Anleger, Analysten und Asset Manager diesen Dienst, aber auch Kredit- und Risikoverantwortliche sowie Manager von Zulieferketten und Nachhaltigkeitsabteilungen.

www.reprisk.com
SustainalyticsSustainalytics ist ein globaler Anbieter von Research zu Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten mit rund 20jähriger Erfahrung. Er entstand aus der Fusion mehrerer nationaler Agenturen, darunter einer deutschen. Das Unternehmen bezeichnet sich als „derzeit weltweit führender unabhängige Anbieter von ESG-Analysen“.

Die Agentur ist – anders als die Münchener Oekom Resarch oder die Hannoveraner Imug – nicht völlig unabhängig von Finanzinstituten: Zu ihren Anteilseignern zählen neben dem eigenen Vorstandschef Michael Jantzi der niederländische Pensionsfonds PGGM, die Triodosbank sowie Fortis Mees Pierson. Gleichwohl ergibt sich eine Unabhängigkeit bei den Nachhaltigkeitsbewertungen aus der Tatsache, dass Beratungs- oder Serviceleistungen für Unternehmen nicht zu den (Kern-) Geschäftsfeldern der Agentur gehören und es daher eigenen Angaben zufolge auch nicht zu Interessenkonflikten kommen kann. Andere Anbieter handhaben diese Trennung nicht so streng.

Das Research von Sustainalytics fußt auf dem sehr verbreiteten dreigliedrigen ESG-Ansatz. Dabei fallen je nach Branche und deren Herausforderungen Umwelt, Soziales und Governance bei der Bewertung mit unterschiedlichen Anteilen ins Gewicht. Ein Beispiel: Bei Metallen & Bergbau macht die Umwelt 35 Prozent aus, Soziales/Gesellschaft 40 Prozent und Unternehmensführung 25 Prozent. Unter den 80 Kriterien, mit denen diese Branche bewertet wird, haben manche ein sehr hohes Gewicht, etwa Kontroversen zur betrieblichen Geschäftstätigkeit hinsichtlich Umweltbelastungen, Arbeitsverhältnissen oder sozialen und gesellschaftlichen Vorfällen. Wichtiger als bei anderen Agenturen sind Management-Aspekte, die unabhängig von Sektoren unerlässlich zur Beurteilung von Nachhaltigkeitsleistungen sind, wie etwa Umweltmanagement-Systeme, Transparenz oder Richtlinien zum Umgang mit Mitarbeitern.

Die Analysen von Sustainalytics beruhen auf der Expertise von Branchenverantwortlichen und Analysten in den verschiedenen Regionen. Anders als bei manchen Researchhäusern gibt es für das ESG-Rating auch maßgeschneiderte Lösungen, bei denen die Kunden ihre Wertvorstellungen
und Präferenzen in die Gewichtung der Kriterien mit einfließen lassen können. Die Analysten prüfen im Zuge der Ratings zusätzlich, ob Firmen ethisch umstrittene Produkte herstellen und Geschäftspraktiken anwenden. Diese Produktindikatoren fließen jedoch nicht in das ESG-Urteil ein, sondern können von den Investoren als Negativkriterien vor- oder nachgeschaltet werden.
www.sustainalytics.com


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Schlagworte

Finanzen, Forschung, Informationsquelle, Ratingagentur, Research

Letzte Aktualisierung

18.11.2015 10:45

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