Aachener Stiftung Kathy Beys

Ökologische und soziale Probleme sind oft verwoben und rufen Gerichte auf dem Plan

Soziale und ökologische Rücksichtslosigkeit ist oft verknüpft und kann heftige, für Unternehmen schädliche Gegenreaktionen zur Folge haben. So fördert Europas größter Ölmulti Shell seit mehr als fünf Jahrzehnten Rohöl in Nigeria und verseucht damit die Lebensgrundlagen der lokalen Bevölkerung. Seither sollen, so Umweltschützer, Millionen Tonnen Rohöl aus den Anlagen des Konzerns in Nigerdelta ausgelaufen sein. Auch die Vereinten Nationen haben in einem Bericht 2011 den Konzern für massive Umweltschäden in Nigeria kritisiert.

Außerdem fühlen sich die Menschen vor Ort an den Gewinnen aus dem Ölgeschäft nicht fair beteiligt. Weil deren Widerstand der Bevölkerung nicht fruchtete, ist die Gegenwehr aggressiver geworden: Öldiebstahl, Vandalismus, Sabotage. Unter anderem infolgedessen hat der niederländisch-britische Konzern im zweiten Quartal 2013 weniger Gewinn erwirtschaftet. Nach Bekanntgabe dessen brach der Aktienkurs im Tagesverlauf laut einem Bericht des Handelsblatts am 2.8.2013 um mehr als fünf Prozent ein.

Das Verhalten hat auch rechtliche Konsequenzen: Erstmals hat sich ein europäischer Großkonzern vor einem Gericht in seiner Heimat für Umweltschäden in einem Entwicklungsland verantworten müssen Eine Tochtergesellschaft von Shell muss einem nigerianischen Bauern wegen Umweltschäden Schadensersatz zahlen, hat Ende Januar 2013 ein Gericht in Den Haag entschieden. Das Unternehmen habe die Ölleitungen im Nigerdelta nicht ausreichend vor Sabotage schützt, so die Begründung.

Andere Forderungen der Kläger wies das Gericht ab, etwa dass der Mutterkonzern Verantwortung trage. Die Farmer und die Umweltorganisation „Friends of the Earth“ hatten den Konzern verklagt, weil dieser die Pipelines in Nigeria nicht richtige gewartet, Sabotage nicht wirksam verhindert und die negativen Auswirkungen von Öllecks für Grundwasser und Boden in den Jahren 2004, 2005 und 2007 nicht beseitigt habe. Im Mai 2013 sind sie in Berufung gegangen. Die niederländische Umweltorganisation Milieudefensie legte ebenfalls Berufung ein, weil sie den Mutterkonzern für mitverantwortlich für die dramatischen Umweltschäden in Nigeria hält.

Unterdessen hat die deutsche Umweltorganisation BUND mit Friends-of-the-Earth-Gruppen aus aller Welt im August 2013 Shell in einer Petition dazu auf, die überfällige Sanierung des Nigerdeltas endlich mit vollem Einsatz zu starten. Shell habe die von der UNO 2011 geforderten Säuberungsaktionen nicht durchgeführt, heißt es darin. „Die Einheimischen müssen nach wie vor ölverseuchtes Wasser trinken. Fischerei in den verdreckten Flüssen und Seen ist weiterhin unmöglich.“


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Letzte Aktualisierung

26.08.2015 15:12

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