Klimaregulierungen und gesellschaftliche Akzeptanz sind kritische Faktoren
In vielen Branchen entscheidet der Klimaschutz, ob man zu den Gewinnern oder Verlierern gehört, die sich durch Treibhausgasvorschriften ergäben. Das berechnete die Ratingagentur Innovest 2007 für die Investoreninitiative Carbon Disclosure Project (CDP). Das am besten positionierte Unternehmen könnte zusätzliche Renditen von 10,6 Prozent bezogen auf die Gewinne vor Steuern, Zinsen und Amortisation (EBITDA) realisieren. Das Schlechteste könnte 25 Prozent seines EBITDA durch Aufwendungen für rechtliche Compliance verlieren, so Innovest. Zeitgleich berechnete die Schweizer Vermögensverwaltung SAM, dass Unternehmen mit guter Bewertung der Klimaaktivitäten in den fünf Jahren zuvor eine höhere Eigenkapitalrendite hatten als der Branchendurchschnitt.Besonders groß sind die Wertverlustrisiken für energieintensive Unternehmen. Die meisten Versorger würden selbst bei einem konservativen CO2-Preis Firmenwerte vernichten, berechnete Trucost 2007: American Electric Power damals stolze 3,6 Mrd. Dollar, die französische EDF 3,3 Mrd. Dollar. Trucost erstellt seit Jahren immer wieder Berechnungen zu den Klimakosten für Unternehmen, dem CO2-Fußabdruck von Investmentprodukten oder auch, wie Ende 2012, den Bericht zur Umfrage der Investoreninitiative CDP zu Klimadaten und –strategien asiatischer Unternehmen.
Unterdessen hat die EU-Klimapolitik die Daumenschrauben angezogen, was die Wettbewerbsposition von Kohlekraftwerken verschlechterte. Gleichwohl kamen die WestLB (seit 2012 Potigon), das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (Pik) und die Nichtregierungsorganisation Germanwatch in ihrer Studie „Deutsche Stromversorger – in der CO2-Falle?“ zu differenzierteren Ergebnissen. Der Stromwirtschaft drohe wegen sinkender Margen und Investitionsunsicherheiten, dass sie ihren Ruf als Branche mit geringen Risiken und hohen Erträgen einbüßt, so die die vom Bundesforschungsministerium geförderte Studie.
Zu einem Umsteuern wird Energieversorger womöglich auch die schwindende gesellschaftliche Akzeptanz für Kohle zwingen: Seite Ende 2007 stoppen RWE, EnBW, Eon, Vattenfall, die dänische Dong Energy und auch regionale Unternehmen hierzulande ein Kohlekraftwerksprojekt nach dem anderen, weil Bürgerproteste und wirtschaftliche Unwägbarkeiten zu groß sind. Ein Kohlekraftwerksprojekt nach dem anderen wird in Deutschland abgesagt.
Dies sorgt auch Kreditgeber. Darum hat die WestLB (2012 übergegangen in die Portigon), damals einer der größten Finanziers für die Energiebranche, im Dezember 2009 als wohl erste internationale Bank eine „Kohlepolitik“ verabschiedet. Sie schreibt für die Kreditprüfung strenge technische Standards vor sowie die Beachtung ökonomischer Unsicherheiten und Reputationsrisiken sowie die Einhaltung ihrer Geschäftsgrundsätze für Umwelt und Soziales.
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Carbon Disclosure Project (CDP)