Aachener Stiftung Kathy Beys

IPCC AR4 AG II: Kenntnisstand über künftige geografische Auswirkungen des Klimawandels, 2007

Der Bericht der Arbeitsgruppe II: Auswirkungen, Anpassung und Verwundbarkeiten des 4. IPCC-Berichtes stellt den Kenntnisstand über künftige Auswirkungen in doppelter Gliederung dar. Zunächst werden Systeme betrachtet, danach erfolgt die hier besprochene geografische Analyse.

Geografische Analyse

Afrika
  • bis 2020 leiden 75-220 Mio. Menschen unter Wassermangel (80%)
  • schwerwiegende Beeinträchtigung der vom Regen abhängigen landwirtschaftlichen Produktion, Rückgang der Ernteerträge bis 2020 um bis zu 50% (80%)
  • abnehmende Fischressourcen durch Überfischung und Zunahme der Wassertemperaturen
  • Anstieg des Meeresspiegels wird zum Ende des 21. Jahrhunderts eine Bedrohung für Küstenregionen. Die Kosten für Anpassung werden zwischen 5-10% des BIP liegen. Zusätzliche Einnahmeausfälle entstehen durch negative Auswirkungen auf den Tourismus (80%).
  • Afrika ist der am meisten durch den Klimawandel verwundbare Kontinent. Seine Anpassungsfähigkeit im Hinblick auf künftige Klimaänderungen dürfte nicht ausreichend sein (80%).
Asien
  • Im Einzugsgebiet des Himalaya wird es in den nächsten 20-30 Jahren wegen der Gletscherschmelze vermehrt zu Überschwemmungen kommen, danach gehen die Abflüsse zurück (50%)
  • In Zentral-, Süd-, Ost- sowie Südostasien wird die verfügbare Süßwassermenge abnehmen und sich wegen des dortigen Bevölkerungszuwachses und des steigenden Lebensstandards bis 2050 nachteilig auswirken (80%)
  • Endemische Krankheiten und Todesfälle aufgrund von Durchfallerkrankungen werden zunehmen (80%)
Australien und Neuseeland
  • Wasserprobleme werden sich in Süd- und Ostaustralien sowie in Nord-Neuseeland wegen abnehmender Niederschläge und verstärkter Verdunstung vermehren (80%).
  • Abnehmende Biodiversität in ökologisch reichen Gebieten, z.B. Great Barrier Reef, Tropengebiete in Queensland, alpine Bereiche in NZ und Tasmanien (>90%).
  • Für tiefliegende Küstengebiete werden durch eine immer stärkere Besiedelung, den Anstieg des Meeresspiegels und die an Stärke und Häufigkeit zunehmenden Stürme zunehmende Risiken erwartet (>90%)
  • Australien, insbesondere Ost- und Südaustralien, wird infolge von Dürre und Bränden einen Rückgang der landwirtschaftlichen Produktion hinnehmen müssen (80%)
  • Neuseeland wird aufgrund längerer Vegetationszeiten und des geringeren Frostrisikos anfänglich in den südlichen und westlichen Landesteilen eher Vorteile in Bezug auf die Entwicklung der land- und Forstwirtschaft haben
Europa
in Europa wird es generell zu einer starken räumlichen Differenzierung der Folgen des Klimawandels kommen. Allgemein werden die extremen Wetterereignisse zunehmen, wie Starkniederschläge und Hitzewellen, die zu erheblichen gesundheitlichen Konsequenzen bei der Bevölkerung führen können. Gleichzeitig werden sich Verbreitungsgebiete von Fauna und Flora ändern, die Anpassung der Ökosphäre an die sich schnell verändernden Lebensbedingungen dürfte schwierig werden. In Gebirgsregionen ist mit einem Artensterben von bis zu 60% der dort heute vorkommenden Arten zu rechnen (90%).

Für Südeuropa wird mit 80% Wahrscheinlichkeit erwartet:
  • Abnahme des Niederschlagswasserangebotes
  • mehr Brände
  • Rückgang des Sommertourismus in Folge der größer werdenden Hitze
  • Zunahme des Ernteausfallrisikos wegen Niederschlagsarmut und Hitze
Für Mittel- und Osteuropa wird mit einem Vertrauensniveau von 80% erwartet:
  • Zunahme von Hitzewellen mit negativen Auswirkungen auf die Gesundheit
  • Zunahme von Wald- und Moorbränden
  • Rückgang des Ertrages aus der Waldbewirtschaftung
In Nordeuropa wird mit 80% Sicherheit anfangs erwartet:
  • verminderter Heizbedarf
  • steigende Ernten wegen klimatischer Verbesserung
  • verstärktes Waldwachstum
Später können dann vermehrte winterliche Hochwasser und andere Veränderungen die anfänglichen Vorteile überwiegen, so dass auch Nordeuropa unter dem Strich mehr Nachteile als Vorteile zu erwarten hat (80%).
Mit hoher Gewissheit (>90%) sieht die AG2 des IPCC, dass die Anpassungsfähigkeit Europas an den Klimawandel von der reichen Erfahrung mit der Bewältigung von Extremwetterereignissen profitieren wird.

Lateinamerika
  • Der Anstieg der Temperatur führt im östlichen Amazonasgebiet ab 2050 zur Umwandlung von tropischen Wäldern in Savannen, semi-aride Vegetation wird tendenziell arider Vegetation weichen. Infolge des Rückgangs der tropischen Vegetation wird ein signifikanter Verlust an Biodiversität erwartet (80%).
  • In trockenen Gebieten führen Versalzung und Wüstenbildung zum Rückgang des landwirtschaftlichen Ertrages, ebenso wird die Produktivität der Viehhaltung zurückgehen, die Nahrungsmittelsicherheit wird daher abnehmen (80%).
  • Tief liegende Gebiete erleben ein Überschwemmungsrisiko infolge des Meeresspiegelanstieges, mittelamerikanische Korallenriffe und südostpazifische Fischbestände werden nachteilige Veränderungen erfahren (80%).
  • Die Verfügbarkeit von Wasser für Mensch und Landwirtschaft nimmt ab, insbesondere wegen Veränderungen der Niederschlagsmuster und wegen des Verlustes von Gletschern (80%).
Die grundsätzliche Anpassungsfähigkeit leidet unter dem Fehlen von Monitoringsystemen, Kompetenzaufbau in Politik und Verwaltung sowie geeigneten politischen, institutionellen und technologischen Rahmenbedingungen, durch das generell niedrigere Einkommen und durch eine Ansiedlung in verwundbaren Gebieten (80%).

Nordamerika
  • Durch die Erwärmung in den Rocky Mountains sinkt das Wasserdargebot im Sommer, verschärfte Konkurrenz um Trinkwasser ist die Folge (>90%).
  • Wälder werden durch Schädlinge, Krankheiten und Brände zunehmend geschädigt (>90%)
  • Erträge regenabhängiger Landwirtschaft wird in den ersten Dekaden um 5-20% steigen, auf stark vom Niederschlag abhängige Anbauprodukte werden jedoch große Herausforderungen zukommen (80%).
  • Zunahme von Hitzewellen mit gesundheitlichen Auswirkungen insbesondere auf die ältere Bevölkerung (>90%).
  • Gefährdung der Küstengebiete durch starken Bevölkerungszuwachs, Zunahme von Überschwemmungen und Tropenstürmen sowie eine insgesamt geringe Bereitschaft zur Anpassung an den Klimawandel (>90%)
Polarregionen
  • Rückgang der Dicke und Ausdehnung von Gletschern und Eisschilden, Meereseisbedeckung und Permafrostböden, Veränderung natürlicher Ökosysteme, Verdrängung durch das Eindringen fremder Arten (80%).
  • Rückgang der notwendigen Heizenergie (50%)
  • Verbesserung der Schiffbarkeit polarer Meere (50%)
Kleine Inseln
  • Besondere Verwundbarkeit durch den Anstieg des Meeresspiegels, Überschwemmungen, Sturmfluten, Erosion. Gefahren für lebenswichtige Infrastrukturen und Siedlungen (>90%).
  • Durch Erosion der Korallenriffe und Küstenerosion Verschlechterung des Küstenzustands mit Beeinträchtigung lokaler Ressourcen wie Fischerei oder Tourismus (80%).
  • Wegen abnehmender Niederschläge Rückgang der Süßwasserressourcen auf ein in niederschlagsarmen Zeiten kritisches Niveau (>90%)
  • Vermehrte Einwanderung nicht heimischer Arten besonders auf Inseln mittlerer und hoher Breiten (80%)
Fazit
Die Auswirkungen der Klimaänderung werden regional unterschiedlich sein. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich (90-99%), dass sie – aggregiert und auf die Gegenwart diskontiert – jährliche Nettokosten verursachen, die sich mit zunehmendem globalem Temperaturanstieg im Laufe der Zeit immer weiter erhöhen werden“ (Zitat aus dem Bericht der AGII des 4. IPCC Berichtes)

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Schlagworte

IPCC

Letzte Aktualisierung

03.11.2015 11:04

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