Aachener Stiftung Kathy Beys

Biosphärenreservate

Einleitung

Um den internationalen Naturschutz zu stärken, hat die UNESCO sogenannte Biosphärenreservate geschaffen. In diesen Regionen sollen Wirtschaft und Umwelt miteinander verknüpft werden. Das bedeutet die Durchführung und Förderung einer ökologischen und ökonomischen nachhaltigen Entwicklung in dafür geschaffenen Naturräumen. Grundlage für die, seit 1976 eingerichteten Biosphärenreservate ist das UN-Programm „Der Mensch und die Biosphäre“ (Man and the Biosphere Programme, MAB-Programm).

Weltweit sind mittlerweile 621 Modellregionen aus 117 Staaten im Weltnetz der Biosphärenreservate verbunden. Allein in Deutschland gibt es derzeit 15 UNESCO-Biosphärenreservate. Da der Mensch bewusst in das Konzept der nachhaltigen Entwicklung miteinbezogen wird, werden die Biosphärenreservate auch als „Lernorte für nachhaltige Entwicklung“ bezeichnet. Dabei werden Leitgedanken wie die Frage nach der Verknüpfung von Umwelt und Wirtschaft und nach der Koexistenz von Mensch und Natur berücksichtigt.

Mithilfe der Bisphärenreservate soll die Vermarktung regionaler Produkte sowie die der ländlicher Raum gestärkt werden. Auch die Frage nach der Anpassung der Regionen an den Klimawandel spielt in diesem Kontext eine wichtige Rolle. Einen speziellen Fokus legen Biosphärenreservate auch auf die Bildung für nachhaltige Entwicklung – sei es mit Ausstellungen, Podiumsdiskussionen oder Führungen.

Innerhalb von Biosphärenreservaten gibt es Zonen ohne eine wirtschaftliche Nutzung. Hier stehen Umweltbeobachtung und Artenschutz im Vordergrund. Man gliedert diese Zonen in "Kernzonen", "Pflegezonen" und "Entwicklungszonen".
Die Kernzone fasst die natürlichen oder naturnahen Ökosysteme des Gebiets zusammen und muss die Voraussetzungen eines Naturschutzgebiets erfüllen.
Ziel der Pflegezone ist vor allem der Erhalt historisch gewachsene Kulturlandschaften, in der halb natürliche Ökosysteme dominieren, die wiederum zahlreiche verschiedene Biotoptypen beinhalten und einer Vielzahl Naturraum typischer Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bieten.
Auch die Entwicklungszone kann naturschutzgebietswürdige Biotope beinhalten.

Kriterien für die Anerkennung eines Biosphärenreservates

Die UNESCO verfügt ebenso über die Möglichkeit den Titel „Biosphärenreservat“, zu entziehen.
Werden die von der UNESCO vorgegebenen Kriterien, die ein Biosphärenreservat erfüllen, muss nicht erzielt, kann dem Reservat der Titel entzogen werden. Dabei erfolgt eine entsprechende Bewertung durch die MAB-Nationalkomitees. In Deutschland finden diese Kontrollen alle zehn Jahre statt. Insgesamt variieren die Kriterien und Regularien von Land zu Land. In Deutschland müssen Biosphärenreservate die Kriterien erfüllen, die auch für Naturschutzgebietes und Landschaftsschutzgebiets zu erfüllen sind. Darunter fallen unter anderem:

  • Das für ein Biosphärenreservat vorgesehene Gebiet muss unter naturwissenschaftlichen, für Naturschutz und Landschaftspflege relevanten Gesichtspunkten eine gewisse Individualität besitzen und als Einheit betrachtet werden können; bestimmend oder mitbestimmend dafür können auch frühere oder gegenwärtige menschliche Einflüsse sein.
  • Der Gesetzgeber hat den Begriff der Großräumigkeit nicht definiert, es gibt daher auch keine gesetzlich festgelegte Mindestgröße für ein Biosphärenreservat. Das Deutsche MAB-Nationalkomitee legt in seinen „Kriterien für Anerkennung und Überprüfung von Biosphärenreservaten der UNESCO in Deutschland“ fest, dass Biosphärenreservate in der Regel mindestens 30.000 ha umfassen und nicht größer als 150.000 ha sein sollen, wobei länderübergreifende Biosphärenreservate diese Gesamtfläche bei entsprechender Betreuung überschreiten dürfen. Diese Angaben sind als Richtwerte gedacht und besitzen keine Verbindlichkeit. Tatsächlich haben sich die Größe und der Zuschnitt eines Gebiets am Schutzzweck und an den naturräumlichen Gegebenheiten zu orientieren, dabei sollten möglichst alle naturraumtypischen Ökosysteme der Natur- und Kulturlandschaft mehrmals vertreten sein.
  • Das Gebiet muss für einen bestimmten Landschaftstyp charakteristisch sein. Damit orientiert sich der Gesetzgeber am MAB-Programm, durch das ein weltumspannendes Netz von Biosphärenreservaten errichtet werden soll, welches die Ökosystemtypen und biogeographischen Einheiten der Erde erfasst (Louis, BNatSchG §14a, Rn. 6). Ausgewählt werden soll ein repräsentativer Ausschnitt eines bestimmten Landschaftsraums, in dem großflächige Bereiche der Natur- und Kulturlandschaft enthalten sind. Diese Bereiche sollen die durch die vielfältige Nutzung geprägte Landschaft und die darin historisch gewachsene Arten- und Biotopvielfalt widerspiegeln.
  • Das Biosphärenreservat weist gemäß Abs. 2 eine Unterteilung in Kern-, Pflege- und Entwicklungszonen auf. Die verbleibenden Flächen müssen überwiegend, d.h. zu mehr als 50% die Voraussetzungen eines Landschaftsschutzgebiets erfüllen. Der Schutzzweck des Landschaftsschutzgebiets kann in der Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts, der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter, wegen der Vielfalt, Eigenart und Schönheit oder der besonderen kulturhistorischen Bedeutung der Landschaft oder wegen ihrer besonderen Bedeutung für die Erholung begründet sein. Dies entspricht auch der Zielrichtung des Biosphärenreservats, weshalb eine Ausweisung nur sinnvoll und zielgerichtet erscheint, wenn der überwiegende Teil des Gebiets die Kriterien eines Landschaftsschutzgebiets erfüllt.
  • Das Biosphärenreservat muss beispielhaft der Entwicklung und Erprobung von die Naturgüter besonders schonenden Wirtschaftsweisen dienen. Es werden dauerhaft-umweltgerechte Landnutzungsweisen erprobt, die auch außerhalb des Modellgebiets zur Anwendung kommen sollen. Durch nachhaltige Nutzungen können Grundlagen für das Leben und Wohnen, Wirtschaften und Erholen im Biosphärenreservat langfristig gesichert und Optionen für zukünftige Entwicklungen geschaffen werden. In Biosphärenreservaten sollen neue Ansätze einer nachhaltigen Nutzung erprobt und etabliert werden, die sowohl ökologisch als auch ökosoziologisch tragfähig sind.
(Quelle: www.naturschutzrecht-online.de)

Eine ausführliche Beschreibung der Kriterien die ein Biosphärenreservat einhalten muss erhalten sie hier.

Tourismus in deutschen Biosphärengebieten

Zur Ermittlung quantifizierbarer Daten zur wirtschaftlichen Bedeutung des Naturtourismus in Biosphärenreservaten erstellte der Lehrstuhl für Geographie und Regionalforschung der Universität Würzburg im Kontext des Umweltforschungsplans des Bundesumweltministeriums eine Studie die 2014 veröffentlicht wurde. Gerade für eine langfristige Inwertsetzung und zur Akzeptanzsteigerung der Gebiete sind die gesammelten Daten besonders wichtig. Im Rahmen der Studie wurde zunächst in sechs Untersuchungsgebieten der Status des Tourismus für die jeweilige Regionale Wirtschaft ermittelt. Mittels einer Hochrechnung wurde dann die Tourismussituation in Biosphärenreservaten für ganz Deutschland ermittelt.

Auf diesem Wege konnte festgestellt werden, dass jährlich ca. 65 Millionen Menschen die 15 deutschen Biosphärenreservate besuchen. Dabei wurde ein Bruttoumsatz von knapp drei Milliarden Euro erwirtschaftet. Dies entspricht mehr als 86.000 sogenannten Einkommens äquivalenten, die in Biosphärenreservaten durch Tourismus geschaffen bzw. gesichert werden. Diese deutlichen Resultate machen deutlich, dass der Tourismus in Biosphärenreservaten einen beträchtlichen wirtschaftlichen Beitrag zu der regionalen Wirtschaft leistet. Die Tagesgäste erhalten dabei eine besondere Bedeutung. So machen diese einen Anteil von mehr als 60 Prozent des Tourismus in den Biosphärenreservaten aus.

Einige Biosphärenreservate sind bereits heute beliebte Tourismusdestinationen, darunter die Wattenmeere, das Berchtesgadener Land oder Südost-Rügen. Andere haben, so die Studie, die reelle Chance, sich zu beliebten Reisezielen zu entwickeln.

Biosphärenreservate in Deutschland

Im folgenden finden Sie eine Auflistung der deutschen Biosphärenreservate:

NameEigenschaften
Südost- RügenExtensiv genutzte, reich gegliederte und vielgestaltige Kulturlandschaft Rügens, Boddenlandschaft mit großflächigen extensiven Schaftriften auf Moränenkernen, alten Laubwälder und Niedermooren. Vorkommen von Seeadler, Fischadler, Raubseeschwalbe und Kreuzkröte
Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und HalligenErstreckt sich über 4.431 km² von der dänischen Grenze bis zur Elbmündung; Besteht es aus drei Zonen; Halligen sind Marschinseln, die durch keinen oder nur einen niedrigen Sommerdeich geschützt sind; Nahrung stammt aus dem Meer oder von kargen Böden; Tourismus spielt eine zentrale Rolle
Hamburgisches WattenmeerZeigt auf einmalige Weise, wie sich Pflanzen und Tiere an die ständig wechselnde Landschaft anpassen, und es bietet ein Zuhause für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, die andernorts selten geworden sind. Rund 10.000 Arten von einzelligen Organismen und Pilzen, bis hin zu höheren Pflanzen und Tieren leben hier. Am spektakulärsten ist der Vogelzug im Frühjahr und Herbst mit bis zu zwölf Millionen Vögeln, die eine Rast im Wattenmeer einlegen
Niedersächsisches WattenmeerWeltweit einzigartiges Wattenmeer, neben der Hochregion der Alpen letzte Naturlandschaft in Mitteleuropa. Sand - und Schlickwatt, Salzwiesen, Dünen, Strände und das Meer sind die prägenden Lebensräume. Wichtiges Watvogel-Rastgebiet (bis zu 1,3 Mio. Vögel, über 30 Arten), z.B. Alpenstrandläufer, Säbelschnäbler, Austernfischer, Brandgans. Insgesamt über 2.000 Tierarten, darunter zahlreiche Endemiten; Vorkommen von Kegelrobbe, Seehund und Schweinswal
SchaalseeVon den Eiszeiten geprägte Kulturlandschaft; kalkreiche, tiefe Seen und Sümpfe, Auenwälder mit ErlenEschenwäldern, Bruchwälder, Moore, Trockenrasen, Grünland. Vorkommen von Seeadler, Rotbauchunke und Großer Maräne
Schorfheide-ChorinGlazial überformte Landschaft mit Buchen- und Kiefernwäldern, Mooren und oligotrophen Seen. Vorkommen von Schreiadler, Kranich und Sumpfschildkröte
Flusslandschaft ElbeLetzter naturnaher Strom Deutschlands; naturnahe Hart- und Weichholz-Auwaldkomplexe, Bruch- und Niederungswälder an den Seitenzuflüssen, in der Aue weite Überschwemmungsflächen mit Stromtalwiesen, Sandufer, Binnendünen mit Sandtrockenrasen und unterschiedlichste Gewässerformen wie Altwasser und Qualmwasserzonen. Lebensraum für den Elbe-Biber, hohe Weißstorchdichte (Ciconia ciconia), wichtiger Zugkorridor für nordische Gastvögel
SpreewaldGroßes Niederungsgebiet mit naturnahen Erlenbruchwaldkomplexen, extensiven Feuchtwiesen und einem weit verzweigten Fließgewässernetz. Vorkommen von Schwarzstorch (Ciconia nigra), Fischotter (Lutra lutra) und zahlreichen Libellenarten
Karstlandschaft SüdharzVielfältige, typische Karsterscheinungen, wie Erdfälle, Dolinen, Felsabbrüche, Karstquellen und Höhlen; ausgedehnte naturnahe Buchen- und Laubmischwälder und bedeutende Reste einer kleinbäuerlichen Kulturlandschaft mit großflächigen Trockenrasen und Streuobstwiesen. Lebensraum bundesweit bedeutender Arten wie Ebensträußiges Gipskraut und Dreizähniges Knabenkraut, Hirschkäfer und Schwalbenschwanz
Oberlausitzer Heide- und TeichlandschaftTeil des größten deutschen Teichgebietes eingebettet in eine von Kiefernforsten, Mooren und Binnendünen geprägten Heidelandschaft; Reproduktionsschwerpunkt des Fischotters in Deutschland, Vorkommen des Ziegenmelkers
Vessertal- Thüringer WaldGroßflächiges Waldgebiet mit Resten naturnaher Bergmischwälder mit Tanne an ihrer nördlichen Arealgrenze, Silikatblockhalden, Felsen, Hochmooren, eingestreuten Bergwiesen und einem dichten Netz naturnaher Fließgewässer. Vorkommen von Birkhuhn, Mopsfledermaus und Nordischer Moosjungfer
RhönGroßflächige naturnahe Laubwälder auf Kalkstein und Basalt, Schlucht- und Blockschuttwälder, offene Basalt-Blockschutthalden, Moore, großflächige Bergmähwiesen und beweidete Halbtrockenrasen, naturnahe Mittelgebirgsbäche mit ihren Auen. Außeralpines Vorkommen des Birkhuhns, Vorkommen von Raubwürger und Berghexe
BliesgauTypische Trockenrasenlandschaften mit ihrer submediterranen Flora und Fauna, wertvolle Streuobstbestände, artenreiche Wiesentypen, ausgedehnte Buchenwälder und die von der Blies durchzogene Auenlandschaft. Vorkommen zahlreicher Orchideenarten, hohe Populationen des Skabiosenscheckenfalters und des Steinkauzes
PfälzerwaldLaubwaldgebiet mit artenreichen Wiesentälern, Bruchwäldern, Nass- und Feuchtwiesen, Nieder- und Zwischenmooren, Quellbereichen. Vorkommen von Wanderfalke, Wildkatze und Luchs
Schwäbische AlbSteil abfallender Albtrauf mit Hang- und Schluchtwäldern, Albtäler mit naturnahen Fließgewässern, traditionelle Kulturlandschaft der Albhochfläche mit ihren Wacholderheiden, Magerrasen, Wiesen, Weiden, Ackerflächen und Wäldern sowie Streuobstwiesen im Albvorland. Wertgebende Arten sind z. B. Rotmilan, Steinschmätzer und Heidelerche sowie zahlreiche Orchideen- und Enzianarten
Berchtesgadener LandTypische Landschaft der nördlichen Kalkalpen mit Bergmischwäldern und montanen Fichtenwaldkomplexen, Gewässern, Rasengesellschaften, Felsschuttfluren. Vorkommen von Steinadler (Aquila chrysaetos), Schneehuhn und Murmeltier-

(Quelle: www.bfn.de)


Dokumente

Kriterien für Biosphärenreservate in Deutschland (Zusammenfassung)
Kriterien für die Anerkennung und Überprüfung von Biosphärenreservaten der UNESCO in Deutschland
Biosphärenreservate in Deutschland
Modellregionen für ein ökologisches Wirtschaften

Interne Links

Externe Links

Biosphärenreservate
Biosphärenreservate: Mensch und Biosphäre
Die 15 deutschen Biosphärenreservate
UNESCO-Biosphärenreservate

Schlagworte

Artenschutz, Biosphärenreservat, Natur, Naturschutz, Umwelt

Letzte Aktualisierung

07.10.2015 11:42

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