Transparenz zu nachhaltigen Investmentfonds
Klare Verhältnisse auf zwei Seiten Papier: Die Branchenorganisation "Forum Nachhaltige Geldanlagen e.V." veröffentlicht Fondsprofile, die die verschiedenen Ansätze vergleichbar machen sollen. Das gilt als wichtiger Schritt für mehr Transparenz.Im deutschsprachigen Raum sind 384 nachhaltige Publikumsfonds mit 38 Milliarden Euro Volumen und völlig unterschiedlichen Konzepten zugelassen (Stand 31.12. 2012). Angesichts der Fülle sei ein Durchblick kaum mehr möglich beklagen seit längerem nicht nur Anleger, sondern selbst Finanzberater, die bei dem Thema kompetent sind. Diese mangelnde Transparenz gilt als einer der Gründe, warum sich nachhaltige Investments in Deutschland so langsam verbreiten.
Seit Mitte 2012 erhalten Investoren und Finanzberater einen leichteren Überblick: Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) veröffentlicht seither auf seiner Webseite eine so genannte „FNG-Matrix“ sowie erste übersichtliche Fondsprofile zur kostenfreien Nutzung. Die Fondsprofile beschreiben auf nur zwei Seiten die wesentlichen Elemente der nachhaltigen Anlagestrategien und machen die Fonds damit vergleichbarer, verständlich und kompakt.
Das FNG startete mit 40 Profilen, ein Jahr später, im Juni 2013, waren bereits mehr als 100 Profile online, zu dem Zeitpunkt rund ein Drittel der in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Vertrieb zugelassenen nachhaltigen Publikumsfonds. „Wann für alle Fonds Profile veröffentlicht werden können, hängt von den Anbietern ab“, sagt FNG-Vorstandsvorsitzender Volker Weber. Die Profile stehen auch über die kostenlose Datenbank nachhaltiges-investment.org sowie den Informationsdienst zur Nutzung bereit. Das Berater-Netzwerk Ökofinanz-21 hatte 2010 beim FNG angeregt, eine Sortier- und Beratungshilfe zu erarbeiten, um mehr Transparenz in den Markt zu bringen.
Fondsdatenmatrix und Fondsprofile
Um Übersichtlichkeit zu erreichen, hat das Forum mit internen und externen Experten eine Systematik entwickelt, eine sogenannte Fondsdatenmatrix. Sie soll Beratern und Kunden ermöglichen, nachhaltige Geldanlageprodukte leichter einzuordnen, untereinander zu vergleichen, mit den eigenen Vorstellungen abzugleichen oder gezielt solche zu suchen, die zu den eigenen Prioritäten passen. Die Fondsprofile und Fondsmatrix seien „eine Sortierhilfe, keine Werturteile“, betont Ingo Scheulen von Okofinanz-21. „Die Bewertung muss Jede und Jeder selbst vornehmen, je nach dem, was einem wichtig (wertvoll) ist.“
Die Daten für das jeweilige FNG-Fondsprofil liefern anhand der Matrix die Anbieter, das FNG überprüft die Angaben und verdichtet sie gegebenenfalls weiter. Es betont aber: „Um Missverständnissen vorzubeugen: Die Werkzeuge entbinden die Berater und Beraterinnen nicht von der selbstständigen Überprüfung des Marktes und der konkreten Produkte.“
Das Profil eines Fonds zeigt zunächst dessen Nachhaltigkeitsansatz. Daraus wird auf einem Blick ersichtlich, ob der jeweilige Fonds für die drei Kernbereiche Umwelt, Ethik & Soziales und Unternehmensführung Ausschlusskriterien hat und/oder einen thematischen Fokus auf eines der Themen legt. Zudem wird erfasst und teils erläutert, welche anderen der folgenden Anlagestrategien er verfolgt: Best-in-Class, Engagement (aktive Firmendialoge), Stimmrechtsausübung oder „ESG-Integration“, das heißt die Integration einiger materiell wichtiger Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekte. Dadurch wird beispielsweise sofort ersichtlich, ob ein Best-in-Class-Fonds auch ethische Ausschlusskriterien hat oder nicht, und ob ein Umwelttechnikfonds auch soziale und Governance-Kriterien anlegt.
Anschließend listen die Profile für die drei Kernbereiche Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Governance) tabellarisch auf der rechten Seite auf, welche Ausschlusskriterien mit welchen Toleranzschwelle bestehen, seien es Tabu-Branchen oder Verstöße gegen die Internationalen Arbeitsnormen. Auf der linken Seite zeigt eine Tabelle, welche Positivkriterien oder thematischen Schwerpunkte der Fonds anwendet.
Das FNG erfragt bei den Fondsanbietern zudem Angaben zur Nachhaltigkeitsanalyse. Ergänzend enthalten die Fondsprofile allgemeine Informationen zum Produkt (Produktname, ISIN, Produktart, Emittent), zur Verteilung des Kapitals auf die Anlageklassen (Allokation), zur Risikoklasse sowie zur Länderallokation im Rahmen der Beschreibung der Anlagestrategie, wenn der Fonds hier einen Schwerpunkt hat. Zudem wird dargestellt, ob der Eurosif-Transparenz-Kodex unterzeichnet wurde und ob Investmentansätze, Portfolios und/oder nachhaltige Anlageuniversen offen gelegt werden.
„Da es keinen einheitlichen Beurteilungsmaßstab für nachhaltige Anlageprodukte gibt, ist jede Maßnahme zugunsten neutraler vergleichender Darstellungen außerordentlich zu begrüßen“, sagte Thomas Kohrs dem Handelsblatt Business Briefing Nachhaltige Investments. Er ist Leiter Competence Center Wertpapieranlage & Vorsorge der Frankfurt School of Finance & Management. „Die Fondsprofile des Forums sind ausgesprochen gut, um die Marktteilnehmer besser zu informieren.“ Es wäre wünschenswert, würde dies dazu beitragen, Nachhaltigkeit stärker in den Fokus breiterer Anlegergruppen zu rücken.
Das FNG sieht seine Initiative als Beitrag zur Qualitätssicherung. Die Verbraucherminister der Länder haben am 14. September 2012 das FNG-Nachhaltigkeitsprofil und den Transparenz Kodex von Eurosif als „Grundlagen bezüglich eines Kriterien-Katalogs“ für ein aus ihrer Sicht zu schaffendes bundesweites Qualitätssiegel für nachhaltige Finanzprodukte genannt.
Allerdings sind die Profile vorrangig ein nötiger Beitrag zu mehr Transparenz; zur Qualität der Fonds äußern sie sich hingegen nicht. Genauso wenig wie das seit Mai 2008 existierende Europäische Transparenzlogo etwas zur Anlagestrategie aussagt. Genau deswegen ist die FNG-Matrix nötig geworden.
Vielfach war vom FNG und Produktanbietern aber gefordert worden, zur Qualitätssicherung eine Kategorisierung von Anlageprodukten vorzunehmen. Davon wollte die Branche lange nichts wissen. Aber 2011 beschloss der FNG-Vorstand, sich für die Einführung eines Qualitätssiegels einzusetzen. Er gründete Mitte 2012 eine Arbeitsgruppe (AG), die ein erstes Konzept entwickelte und im März 2013 mit verschiedenen Interessengruppen diskutierte. Das FNG rechnet damit, Ende 2013 Ergebnisse für ein Qualitätssiegel veröffentlichen zu können. Es spricht sich für eine modulare Methodik mit einer abgestuften Vergabe von Siegelvarianten aus, um den unterschiedlichen Präferenzen der Anleger gerecht werden zu können.
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