Aachener Stiftung Kathy Beys

Norwegische Umweltpolitik

Die zentralen Punkte der norwegischen Klimapolitik

In ihrem 21. Report über die norwegische Klima-Politik fasst die norwegische Regierung die Hauptelemente ihrer Umweltpolitik zusammen. Damit diese möglichst nachhaltig ist, legt die norwegische Regierung verschiedene Schwerpunkte fest. Die Grundlage der Klimapolitik bilden allgemeine politische Instrumente wie die CO2-Steuer oder dem Zertifikatshandel. In Zukunft soll die CO2-Steuer für die Öl- und Gasindustrie, um umgerechnet 26,50 Euro pro Tonne, auf beinahe das Doppelte erhöht werden. Zudem sollen die Investitionen in den Ausbau der Eisenbahn steigen. Darüber hinaus sollen Fuß- und Fahrradwege gebaut werden.

Durch die Aufforstung von Wäldern soll in Zukunft die Lagerung von CO2 erhöht werden. Außerdem will die Regierung den Bau von Biogasanlagen fördern. Da speziell die Arktisregion wie keine andere vom Klimawandel betroffen ist, soll die internationale Klimazusammenarbeit verstärkt werden. Zusätzlich soll das Engagement in der Klimaforschung gesteigert werden. Die Basis der bisherigen Aktivitäten als Grundlage für ein eigenes Klimagesetz soll untersucht werden.

Norwegen möchte in Zukunft eine Rolle als Leader im Kampf gegen den Klimawandel einnehmen. Diese Motivation wird auf internationalen Umwelt- und Klimakonferenzen deutlich. Mit großem Engagement setzt sich Norwegen dafür ein, ein neues verbindliches Klimaabkommen auszuhandeln, das auch die USA und die Entwicklungsländer einschließt um somit eine wirklich weltweite Kooperation zustande kommen zu lassen.

Im Jahre 2012 verabschiedete die norwegische Regierung ein Weißbuch zur Klimapolitik. Das wichtigste Ziel ist die Reduzierung von CO2-Emissionen bis 2020 um 30 Prozent, verglichen mit dem Niveau von 1990. Des Weiteren will Norwegen bis 2050 CO2-neutral sein. Als Teil eines internationalen Klima-Abkommens wäre Norwegen bereit, bereits bis 2030 CO2-Neutralität zu erreichen.

Trotz seiner Bemühungen ist Norwegen nicht vor Kritik gefeiht. Das Thema Walfang ist in Norwegen stets aktuell. Seit 1986 besteht weltweit ein von der Internationalen Walfangkommission (IWC) beschlossenes Verbot des kommerziellen Walfangs. Das Moratorium soll eine Erholung der jahrzehntelang dezimierten Walbestände ermöglichen. Norwegen hat einen Vorbehalt gegen das Moratorium der IWC eingelegt und praktiziert weiterhin den Fang von Zwergwalen.

Bezogen auf den Klimaschutz stellt besonders die Rolle Norwegens als einer der größten Ölexporteure ein Gegensatz zu den angestrebten Zielen dar. Versuchen die Skandinavier auf der einen Seite die Umwelt und das Klima durch erneuerbare Energien zu schonen, fördern sie den Wandel des Klimas auf der anderen Seite, indem sie fossile Brennstoffe ausbeuten.


Gegenwärtige Maßnahmen zur Nachhaltigkeit

Um die Abhängigkeit von einer einzelnen Energiequelle zu vermeiden, und um die Ziele der Klimapolitik zu erreichen, legt Norwegen großen Wert auf die Erschließung regenerativer Energien. Neben der wichtigsten Stromquelle in Form der Wasserkraft ist es ein Ziel der Norweger in Zukunft verstärkt auf die Windkraft zu setzen. Diese besitzt speziell in den hohen Breiten ein großes Potenzial. Neben dem Klimaschutz ist der Erhalt, bzw. die Regeneration der Fischbestände, eine zentrale Aufgabe der Norwegischen Umweltpolitik.

Wasserkraft
Die Wasserkraft ist eine der ausgereiftesten Technologien im Bereich der erneuerbaren Energien. Bereits vom heutigen Standpunkt aus betrachtet, ist die Wasserkraft ein wichtiger Faktor für die Energieversorgung von Gegenwart und Zukunft, da sie eine mögliche Alternative zum Erdöl darstellt. Auf europäischer Ebene zählt Norwegen zu den größten Produzenten von Strom aus Wasserkraft. Im internationalen Vergleich nimmt Norwegen im Jahr 2007 den 6. Rang hinter Ländern wie China, der USA und Russland ein. Aufgrund der hohen Verfügbarkeit der Wasserressourcen kann sich Norwegen auf die Gewinnung von Strom durch erneuerbare Energien stützen. Für viele Regionen und Kommunen ist diese Form der Stromerzeugung eine der wichtigsten Finanzierungsquellen. Insgesamt werden 95 Prozent des norwegischen Strombedarfs aus der Wasserkraft gewonnen. Mit 4,196 GWh ist Tonstad die produktivste Anlage in Norwegen.

Im Hinblick auf den Klimawandel wird es in Zukunft immer wichtiger werden das Entwicklungs-, Schwellen- und vor allem Industrieländer verstärkt erneuerbare Energiequellen suchen, erschließen und weiterentwickeln. Norwegen setzt mit 60 Prozent der gesamten Stromgewinnung aus erneuerbaren Ressourcen ein deutliches Zeichen. Da die Energiegewinnung aus der Wasserkraft kaum Kohlendioxid freisetzt, kann Norwegen zusätzlich einen wichtigen Teil zur Reduzierung der CO2-Emissionen beitragen. Aufgrund der langen Geschichte der Wasserkraft in ihrem Land, verfügen die Norweger über das entsprechende Know-how für den Bau und die Planung von Anlagen. Bei der Umsetzung der Anlagen wird besonders auf Effizienz, Umweltverträglichkeit und Nachhaltigkeit geachtet. Um die Wasserkraftanlagen mit Wasser zu versorgen, werden Flüsse gestaut. In einem weiteren Schritt aktiviert der Durchfluss aus den Dämmen die Turbinen, mithilfe derer Strom produziert wird. Manche Dämme erzeugen durch ihre Stauung große Seen, während andere Dämme lediglich das Wasser aus Flüssen zur Anlage umleiten. Die Dämme der Wasserkraftwerke sind meist in erhöhten Berglandschaften angesiedelt. Dort profitieren sie von den Gletschern, da diese eine zweite Ebene der Wasserspeicherung darstellen.

Ein Abschmelzen der Gletscher als Folge des Klimawandels könnte jedoch die Verhältnisse der Wasserverfügbarkeit und dessen Speicherung drastisch ändern. Zur Untersuchung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserkraft liegen mehrere Szenarien vor. Die Alternation des Klimas wirkt sich auf den Niederschlag und die Temperatur in einem Einzugsgebiet aus. Dies hat wiederum Auswirkungen auf das Abflussvolumen sowie auf die Saisonalität der Strömung. Zudem besteht die Möglichkeit, dass Extremereignisse wie Hochwasser oder Dürren in veränderter Häufigkeit auftreten, wodurch die Kosten und Risiken für die Wasserkraft beeinflusst werden. Ein weiteres Szenario wäre das vervielfachte Aufkommen von Sedimentfracht infolge veränderter hydrologischer Bedingungen und stärkerer Extremereignisse. Das zusätzliche Sediment würde an den Turbinen zu verstärkten Abschürfungen führen und letztendlich die Effizienz bei der Stromgewinnung verringern. Hinzu kommt, dass die Sedimentfracht die Stauseen schneller füllen würde und somit weniger Wasser gespeichert werden könnte.

Windkraft
Norwegen verfügt europaweit über eines der größten natürlichen Potenziale an Windkraft. Besonders die Küstenregionen Norwegens sind hohen Windgeschwindigkeiten ausgesetzt. Im Kontext des Klimawandels könnten diese sogar noch verstärkt werden. Bei zunehmenden Temperaturen werden erhöhte Windgeschwindigkeiten um ca. 1,2 % bis zum Jahr 2040 prognostiziert. Trotz des großen Potenzials fällt der Anteil an der gesamten Energieproduktion Norwegens mit 1 Prozent sehr gering aus. Einen Aufschwung erhofft die Regierung mit der Einführung von „grünen Zertifikaten“. Durch diese soll verstärkt auf die Stromgewinnung mittels Windkraft gesetzt werden. Auch soll dadurch die Abhängigkeit von einer einzelnen Energieform minimiert werden. Um den Handel mit den Zertifikaten voranzutreiben, haben sich Schweden und Norwegen 2011 auf einen gemeinsamen Stromzertifikatehandel geeinigt. In diesem Abkommen verpflichten sich beide Vertragspartner zu einer jährlichen Stromerzeugung zu gleichen Teilen aus erneuerbaren Energien in einer Höhe von insgesamt 26,4 TWh.

Beide Länder haben sich zum Ziel gesetzt im Zeitraum von 2012 bis 2035 Zertifikate auszugeben, die insgesamt 198 TWh Strom entsprechen. Durch den Zertifikatehandel werden groß angelegte Investitionen insbesondere im Bereich der Windenergie erhofft. Interesse kommt dabei vor allem von deutschen Investoren. In Kombination mit dem geplanten Ausbau des Stromnetzes bietet Norwegen zudem ausreichend Potenzial zur Deckung des zukünftigen Bedarfs an Strom aus erneuerbaren Energien.

Im Vergleich zur Stromgewinnung durch die Wasserkraftwerke ist die Stromproduktion durch die Windkraftanlagen jedoch weitaus geringer. Dies hängt nicht zuletzt mit den höheren Kosten zusammen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Verbraucherzentren relativ weit von den Küsten entfernt liegen, wodurch es zu höheren Übertragungs- und Netzintegrationskosten von Offshore-Windenergie kommt.

Aquakulturen
Ein weiterer Schritt in Richtung Nachhaltigkeit ist die in Norwegen traditionelle Fischerei. Aufgrund der ausgeprägten Überfischung der Weltmeere ist die Zahl der Fischpopulationen in den letzten Jahren starke reduziert worden. Damit die natürlichen Fischbestände sich erholen können und in Zukunft auch vor einer weiteren Überfischung geschützt sind, werden in Norwegen Aquakulturen betrieben. Dabei sind aus vielen Fischjägern, Fischzüchter geworden. In den vergangenen Dekaden wurde die Aquakultur zu einem boomenden Wirtschaftszweig.

Der Begriff "Aquakultur" meint die Züchtung von Farmfisch in Netzkäfigen, vor allem die Aufzucht von Lachs. Neben diesen "Verkaufsschlagern" werden auch Meer-, Regenbogenforellen, Austern und Miesmuscheln gezogen. In Zukunft wird darüber hinaus die rentable "Produktion" von Dorsch, Heilbutt und Steinbutt in solchen geschlossenen Systemen, angestrebt.

Zur Förderung der norwegischen Aquakulturen, lässt die Regierung und das Parlament beträchtliche Forschungsmittel in die Meerwirtschaft fließen. So konnten mittlerweile durch diesen Wirtschaftszweig einige tausend Dauerarbeitsplätze in Küstennähe entstehen.

Begonnen hat man mit dem Betrieb von Aquakulturen in den 70er Jahren. Zu diesem Zeitpunkt, wurde in erster Linie die Lachszucht westlich von Bergen ausgeübt. Abgesehen von Öl und Gas, ist der Fischereisektor zum bedeutendsten Exportzweig aufgestiegen. Mit seinen zahlreichen Fjorden und den vielen Tausenden von Inseln sowie der selbst im Winter günstigen Wassertemperatur bietet Norwegen ideale Voraussetzungen für die Aquakultur. Als das große Potenzial der Aquakluturen erkannte,wurden zahlreiche mittelständische Unternehmen gegründet. Das bewirtschaftete Wasservolumen wurde zunächst auf 8.000 cbm und später 12.000 cbm begrenzt.

Der Produktionsausstoß einer Aquakultur-Farm liegt im Jahr bei etwa 200 bis 300 T. Die Fischbrut und der Jungfisch werden in Spezialbetrieben gezüchtet, von wo sie nach einem Jahr in die Zuchtfarmen gelangen. Bis zur Schlachtreife verbringen sie circa zwei Jahre in den Netzgehegen, bevor sie geschlechtsreif werden und an Qualität verlieren. In den größeren Betrieben läuft die Verarbeitung des Fisches vollmechanisiert ab. Dabei setzen sich die automatischen Fütterungsmaschinen immer mehr durch. Sie steuern die Futterzufuhr, die aus Fischabfällen besteht.

Doch wie bei allen Massentierhaltungen drohen auch hier Gefahren. Immer wieder treten Seuchen auf: Tiere sterben ohne erkennbaren Grund an Herzversagen oder werden von der Lachslaus befallen. Die Fischereiforschung geht davon aus, dass das Auftreten der Lachslaus durch eine Verminderung des Einsatzes von chemischen Mitteln vermindert werden könnte. Um dieses Problem zu beheben sind Experten der Meinung, dass das Zusammenbringen von Lippfischen, wie z.B. dem Klippenbarsch, mit den Lachsen ein Auftreten dieses Parasiten verhindern könnte. Versuche haben gezeigt, dass ungefähr 600 Klippfische ausreichen würden, um ein Gehege mit 26.000 Lachsen von Läusen freizuhalten.
Doch die Realität sieht es anders aus. Um Infektionen mit Pilzen, Bakterien und Parasiten zu begegnen, wurden über Jahre mehr Antibiotika eingesetzt als zur Behandlung von Menschen im Lande. Hinzu kommt das Naturschützer den Lachs als "Mastschwein der Meere" beschreiben.


Dokumente

Norwegian climate policy
Norway's climate policy
Norwegian Climate Policies 1990 – 2010

Interne Links

Externe Links

Economists call Norway's climate policy hypocritical
Norwegian Climate Policy:Greenhouse gas emissions from international shipping
Norway's climate policy

Schlagworte

Klimapolitik, Norwegen

Letzte Aktualisierung

07.10.2015 11:47

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