Aachener Stiftung Kathy Beys

Nationale Nachhaltigkeitsstrategie: Indikatorenbericht 2012

Im April 2002 veröffentlichte die Bundesregierung unter dem Titel „Perspektiven für Deutschland“ ihre Nationale Nachhaltigkeitsstrategie. Kernstück der Strategie sind 21 Indikatoren. Mit Hilfe dieser Indikatoren soll die Nachhaltigkeit der Entwicklung von Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft beobachtet werden. Zu den Indikatoren wurden größtenteils quantitative Zielvorgaben formuliert, die als Messlatte dienen.

Das Statistische Bundesamt veröffentlicht jeweils im Abstand von zwei Jahren einen Indikatorenbericht zur Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung (frühere Berichte im Lexikon: Indikatorenbericht 2006, 2010). Der ursprüngliche Indikatorensatz mit 21 Themen ist in vier Kategorien "Generationengerechtigkeit", "Lebensqualität", "Sozialer Zusammenhalt" und "Internationale Verantwortung" unterteilt. Die Indikatoren wurden überarbeitet und im Vergleich zu den Vorjahren wurde der Bericht um einige Unterpunkte erweitert, so dass effektiv nun 38 Indikatoren untersucht werden. "Drei Indikatoren wurden neu in den Bericht aufgenommen. Die ökonomischen Kennzahlen wurden zum Beispiel um die Messgrößen Schuldenstandquote und strukturelles Defizit ergänzt. Drei weitere Indikatoren hat die Bundesregierung neu definiert. Unter anderem hat sie das Ausbauziel für erneuerbare Energien ins Jahr 2050 fortgeschrieben. Weitere Änderungen betreffen Indikatoren zu Bildung, Kriminalität und Innovation." (RNE-Meldung zum Bericht)

Der Bericht zeichnet ein durchwachsenes Bild bei der Erreichung der Zielwerte der Indikatoren. Während die Klimaziele des Kyoto-Protokolls schon früher als geplant erreicht wurden und auch Fortschritte in der Energieproduktivität zu verzeichnen sind, hinkt die Entwicklung im Umweltbereich z.B. beim Artenschutz und den natürlichen Resourcen den Zielen hinterher. Ähnlich sieht es mit der deutschen Wirtschaft aus: während hier fast alle Ziele erreicht werden, können die Ziele bei den Staatsschulden auf absehbare Zeit kaum erfüllt werden.

In der folgenden Tabelle finden Sie die Zielwerte und Kernaussagen jedes Indikators:

I. Generationengerechtigkeit
ZielIndikatorZielwertKernaussage
Ressourcenschonung1 a, b Energieproduktivität, PrimärenergieverbrauchEnergieproduktivität (preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt je Einheit Primärenergieverbrauch) bis zum Jahr 2020 gegenüber 1990 verdoppeln.
Primärenergieverbrauch von 2008 bis 2020 um 20% (entspricht Wert von 76,3%) und von 2008 bis 2050 um 50% (47,7%) abzusenken.
Die positiven Entwicklungen in der Energieproduktivität werden durch das Wirtschaftswachstum weitgehend aufgezehrt. Das bisherige Entwicklungstempo reicht nicht aus um die gesetzten Ziele bis 2020 zu erreichen.
1c RohstoffproduktivitätVerdopplung der Rohstoffproduktivität bis zum Jahr 2020 bezogen auf das Jahr 1994Insgesamt entwickelte sich der Indikator zwar in die angestrebte Richtung, das Tempo der Erhöhung der letzten fünf Jahre würde jedoch nicht ausreichen, um das gesetzte Ziel zu erreichen. Der Indikator würde damit im Zieljahr 2020 rund 82 % des erforderlichen Wegs zum Zielwert zurückgelegt haben...
Klimaschutz2 TreibhausgasemissionenSenkung der Emissionen zum Jahr 2020 um 40% unter das Niveau von 1990.
Langfristiges Ziel: Senkung der Treibhausgase um 80*95% im Vergleich zu 1990 (Energiekonzept 2050).
Seit 1990 hat Deutschland die Freisetzung von Treibhausgasen deutlich vermindert. Bezogen auf das Basisjahr des Kyoto-­Protokolls (...) sank die Gesamtemission in CO2 Äquivalenten bis zum Jahr 2009 um rund
312 Millionen Tonnen bzw. 25,3 %. Damit erreichte Deutschland die angestrebte Emissionsreduktion schon im ersten Jahr des Verpflichtungszeitraums.
Ein Großteil der Reduktion (111 Millionen Tonnen) fand hier vor allem durch Betriebsstilllegungen in den ersten fünf Jahren seit 1990 statt. Nach einer Zeitnahprognose des Umweltbundesamtes stiegen die Treibhausgasemissionen 2010 wieder an, nachdem sie, bedingt durch die ökonomische Krise, im Vorjahr überproportional zurückgegangen waren.
Erneuerbare Energien3a, b Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch, Anteil des Stroms aus erneuerbaren Energiequellen am StromverbrauchZiel der Nachhaltigkeitsstrategie der Bun- desregierung ist es, den Ausbau erneuer­ barer Energieträger voranzutreiben. Zu den erneuerbaren Energien zählen u. a. Wasserkraft, Windkraft, Solarenergie und Geothermie, aber auch Biomasse und der biologisch abbaubare Anteil von Abfällen aus Haushalten.Im Zeitraum 1990 bis 2010 stieg der Anteil der Erneuerbaren Energien am Endenergieverbrauch von 1,9 % auf 10,9 %. Bei einer Weiterentwicklung wie in den letzten fünf Jahren würde das Ziel für 2020 mehr als erreicht. Der Anteil am Stromverbrauch erhöhte sich von 1990 bis 2010 von 3,1 % auf 17,0 % und hat damit das Ziel für 2010 deutlich überschritten.
Flächeninanspruchnahme4 Anstieg der Siedlungs­ und VerkehrsflächeNutzung neuer Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke bis 2020 auf durchschnittlich 30 Hektar (ha) pro Tag zu begrenzen.In den letzten Jahren hat sich der Zuwachs an Siedlungs- und Verkehrsfläche mit erkennbarem Trend abgeschwächt. Der gleitende Vierjahresdurchschnitt für neu in Anspruch genommene Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke lag 2010 bei 87 ha pro Tag. Eine Fortsetzung der durchschnittlichen jährlichen Entwicklung der letzten Jahre würde jedoch weiterhin nicht genügen, um das vorgegebene Reduktionsziel bis 2020 zu erreichen.
Artenvielfalt5 Artenvielfalt und LandschaftsqualitätEin Expertengremium hat für jede einzelne Vogelart Bestandszielwerte für das Jahr 2015 festgelegt, die erreicht werden könnten, wenn europäische und nationale rechtliche Regelungen mit Bezug zum Naturschutz und die Leitlinien einer nachhaltigen Entwicklung zügig umgesetzt werden. Aus dem Grad der Zielerreichung bei allen 59 Vogelarten wird jährlich ein Wert für den Gesamtindikator berechnet.Der Wert des Indikators für Artenvielfalt und Landschaftsqualität lag im Jahr 1990 deutlich unter den Werten, die für die Jahre 1970 und 1975 rekonstruiert wurden. In den letzten zehn Beobachtungsjahren (1999 bis 2009) hat sich der Indikatorwert (statistisch signifikant) verschlechtert. Im Jahr 2009 lag er bei knapp 67 % des Zielwerts. Bei gleichbleibender Entwicklung
kann das Ziel von 100 % in 2015 nicht ohne erhebliche zusätzliche Anstrengungen von Bund, Ländern und auf kommunaler Ebene in möglichst allen Politikfeldern mit Bezug zum Natur- und Landschaftsschutz erreicht werden.
Staatsverschuldung6a, b Staatsdefizit, strukturelles Defizit"Maastricht-Kriterien": das jährliche Staatsdefizit der Mitgliedsländer der Eurozone soll den Referenzwert von 3 % des BIP stets unterschreiten. Mittelfristig wird ein ausgeglichener Haushalt oder ein Überschuss angestrebt.
Weder Ausgabenerhöhungen noch Steuersenkungen sollen dauerhaft über Kreditaufnahme finanziert werden. Der Bund soll seine strukturelle Nettokreditaufnahme in gleichmäßigen Schritten bis 2016 auf maximal 0,35 % des BIP zurückführen und danach diese Grenze nicht überschreiten. Die Länder dürfen ab 2020 überhaupt keine strukturellen Defizite mehr aufweisen.
Die Finanz- und Wirtschaftskrise hat die öffentlichen Finanzen in Deutschland spürbar in Mitleidenschaft gezogen. Nach einem geringen Überschuss im Jahr 2007 und einem marginalen Defizit im Jahr 2008 verschlechterte sich der gesamtstaatliche Finanzierungssaldo im Jahr 2009 auf ein Defizit von 3,2 % in Relation zum BIP. Im Jahr 2010 wurde der Maastricht-Referenzwert mit einer Defizitquote von 4,3 % (105,9 Milliarden Euro) deutlich überschritten. Aufgeteilt auf die staatlichen Ebenen betrugen die Defizite des Bundes 79,7 Milliarden Euro, der Länder 22,8 Milliarden Euro und der Gemeinden 5,7 Milliarden Euro.
6c SchuldenstandIm Stabilitäts- und Wachstumspakt der Europäischen Union ist der Referenzwert für die maximale Schuldenstandsquote auf 60 % festgelegt. Dies ist auch der für den Bericht relevante nationale Zielwert des Indikators. Die im Grundgesetz verankerte Schuldenregel soll eine nachhaltige Rückführung der Schuldenstandsquote sichern.Die Schuldenstandsquote in Deutschland liegt seit 2002 stets und mittlerweile sogar deutlich höher als auf europäischer Ebene vorgeschrieben. Nachdem sie Mitte der vergangenen Dekade aufgrund der Konsolidierung der öffentlichen Haushalte auf 65,2 % im Jahr 2007 zurückgegangen war, stieg sie in den Folgejahren kontinuierlich an. Die öffentlichen Haushalte waren Ende 2010 mit insgesamt 2 062 Milliarden Euro verschuldet. Dies entsprach rechnerisch einer Schuldenlast von 25 219 Euro pro Kopf.
Wirtschaftliche Zukunftsvorsorge7 Verhältnis der Bruttoanlageinvestitionen zum BIP
 Im Durchschnitt der letzten fünf Berichtsjahre ist das Verhältnis der Bruttoanlageinvestitionen in jeweiligen Preisen zum Bruttoinlandsprodukt (die Investitionsquote) leicht angestiegen, ein statistischer Trend ist allerdings nicht erkennbar.
Innovation8 Private und öffentliche Ausgaben für Forschung und EntwicklungAnteil der Ausgaben für Forschung- und Entwicklung von 3 % in Relation zum BIP.Im Jahr 2009 lagen die gesamten FuE-Ausgaben in Deutschland nach vorläufigen Angaben bei 67,0 Milliarden Euro. Das entsprach einem Anteil am Bruttoinlandsprodukt von 2,8 %. (…) Seit dem Jahr 2000 ist der Anteil in Deutschland um 0,35 Prozentpunkte gestiegen. (...) Bei einer Fortsetzung der durchschnittlichen jährlichen Entwicklung der letzten fünf Jahre könnte das Ziel für das Jahr 2020 erreicht werden, nicht jedoch das ursprünglich anvisierte Ziel für 2010.
Bildung 9a 18­ bis 24­Jährige ohne AbschlussIn Anpassung an die Strategie EU 2020 wurde das bisherige Ziel des Indikators für 2010 (9 %) aufgehoben und das Ziel für 2020 geändert. In 2020 soll der Anteil der frühen Schulabgänger demnach unter 10 % liegen2010 betrug der Indikator 11,9 % und verfehlte damit das bisherige Ziel, würde das neue Ziel für 2020 bei gleichbleibender durchschnittlicher Entwicklung aber erreichen. Die gegenüber dem letzten Bericht verbesserte Bewertung ist im Zusammenhang mit der Änderung beider Ziele zu sehen.
9b 30­ bis 34­Jährige mit tertiärem oder postsekundarem nicht-tertiären AbschlussDer nationale Indikator soll nach dem Willen von Bund und Ländern bis zum Jahr 2020 auf 42 % steigen. Die Strategie Europa 2020 nennt als Ziel 40 % für tertiäre oder vergleichbare Abschlüsse.Ausgehend von 33,4% in 1999 stieg der Indikator der nationalen Strategie bis zum Jahr 2010 um 8 Prozentpunkte und lag mit 41,3 % schon 2010 fast bei dem vom Kabinett gesetzten nationalen Zielwert, der für 2020 angestrebt ist.
9c StudienanfängerquoteErhöhung der Studienanfängerquote in Deutschland bis zum Jahr 2010 auf 40 % und in den Folgejahren auf hohem Niveau weiter auszubauen und zu stabilisieren. In Bezug auf die erforderlichen Maßnahmen ist die Zuständigkeit der Länder für die Bildungspolitik zu berücksichtigen.Zwischen 1993 und 2004 verbesserte sich die Studienanfängerquote (Berechnung nach OECD-Standard) in Deutschland von 24,8 % auf 37,5 %. Nach einem Rückgang in den Jahren 2005 bis 2007 stieg sie bis 2010 zuletzt stark an und überstieg mit 42,5 % das für 2010 angestrebte Ziel. Bei den Frauen lag die Quote mit 43,4 % über dem Zielwert und erneut über der Quote der Männer (41,7 %).


II. Lebensqualität
ZielIndikatorZielwertKernaussage
Wirtschaftliche Leistungsfähigkeit10 BIP je Einwohnersteigende Wirtschaftsleistung erstrebenswert. Dabei stellt die Entkopplung des Wirtschaftswachstums von der Umweltbelastung wichtige Vorraussetzung für nachhaltiges Wirtschaften dar.BIP ist in den letzten Jahren um 1,4% gestiegen.
Mobilität11a GütertransportintensitätVerringerung der Intensität des Güterverkehrs gegenüber dem Basiswert von 1999 bis 2010 um 2% und bis 2020 um weitere 3%.Das Ziel bis 2010 wurde verfehlt. Die Gütertransportintensität stieg um 10,6% von 1999 bis 2010.
11b PersonentransportintensitätEntkopplung des Wirtschaftswachstums, der Zunahme von Personentransportleistungen und der Entwicklung verkehrsbedingter Umweltbelastungen.
Verringerung der Personentransportintensität (Personenbeförderungsleistung in Personenkilometern in Relation zum preisbereinigten Bruttoinlandsprodukt) bis 2010 um 10% und bis 2020 um weitere 10%.
Nach längerem Rückgang der Intensität stieg diese 2009 stark an. Dies lag nicht an einer Zunahme der Personenbeförderungsleistung, sondern am Einbruch des BIP durch die Wirtschaftskrise 2008/09. Seitdem sinkt die Intensität, das Ziel für 2010 wurde jedoch verfehlt. Bezogen auf 1999 ging der indikator nur um 5,6& zurück.
11c, d Anteile des Schienenverkehrs und der BinnenschifffahrtErhöhung des Anteils der Verkehrsträgers Bahn (11c) und Binnenschifffahrt (11d) an der Güterbeförderungsleistung im Inland. Bis 2015 Steigerung des Anteils Bahn auf 25% und der Binnenschifffahrt auf 14%.Die gesamte binnenländische Güterbeförderungsleistung ist im Zeitraum 1999 bis 2010 um 27,9 % auf 595,0 Milliarden Tonnenkilometer angestiegen. Der Marktanteil der Bahn hat sich von 16,5 % auf 18,0 % leicht verbessert, aber noch nicht signifikant erhöht. Der Anteil der Binnenschifffahrt hat sich sogar von 13,5 % auf 10,5 % vermindert. Betrachtet man die absoluten Werte zwischen 1999 und 2010, so hat sich die Güterbeförderungsleistung des Schienenverkehrs von 76,8 Milliarden Tonnenkilometer auf 107,3 Milliarden Tonnenkilometer erhöht.
Landbewirtschaftung12a StickstoffüberschussReduzierung der landwirtschaftlichen Stickstoffüberschüsse bis zum Jahr 2010 auf 80 kg Stickstoff pro ha und Jahr.Seit 1991 ist der Saldo (Dreijahresmittel) von 131 kg/ha und Jahr auf 98 kg/ha und Jahr in 2008 (–25%) zurückgegangen. Bei Fortsetzung der bisherigen Entwicklung würden bis zum Zieljahr 71 % der erforderlichen Wegstrecke zurück gelegt sein.
12b Ökologischer LandbauUmstellung von Betrieben unter Umwelt-­ und Nachfragegesichtspunkten wünschenswert. Ziel ist die Rahmenbedingungen für den Umstieg so zu gestalten, dass in den nächsten Jahren ein Flächenanteil von 20 % beim Ökolandbau erreicht werden kann.Bei gleich bleibender Entwicklung der bisher moderat verlaufenen Umstellung auf den Ökolandbau werden noch viele Jahre bis zum Erreichen des Zielwerts benötigt.
Luftqualität13 Schadstoffbelastung der LuftIm Indikator sind vier wesentliche Schadstoffe zusammengefasst. Es handelt sich um Schwefeldioxid (SO2), Stickstoffoxide (NOX), Ammoniak (NH3) und die flüchtigen organischen Verbindungen (NMVOC). Ziel ist es, den Ausstoß dieser Luftschadstoffe insgesamt bis zum Jahr 2010 um 70 % gegenüber dem Basisjahr 1990 zu reduzieren.Die Schadstoffbelastung der Luft ging bis zum Jahr 2009 um 56,4 % zurück. Damit entwickelte sich der Indikator in die angestrebte Richtung. Deutliche Rückgänge gab es in der ersten Hälfte der 1990er Jahre. Bis zum Jahr 2000 hatte sich der Ausstoß von Luftschadstoffen nahezu halbiert (–48 %). In den letzten fünf Jahren bis 2009 verringerte sich der Index im Durchschnitt nur noch geringfügig um durchschnittlich 1,5 % pro Jahr. Dieses Entwicklungstempo reicht nicht aus, um das gesetzte Ziel in 2010 zu erreichen. Der Indikator würde damit im Zieljahr 82% des erforderlichen Wegs zum Zielwert zurückgelegt haben.
Gesundheit und Ernährung14a, b Vorzeitige SterblichkeitZiel ist es, dass die vorzeitige Sterblichkeit bis zum Jahr 2015 bei Männern (14a) bei höchstens 190 und bei Frauen (14b) bei höchstens 115 Todesfällen je 100 000 Einwohner liegt.Die vorzeitige Sterblichkeit ging zwischen 1991 und 2009 kontinuierlich zurück, und zwar bei den Männern (–38,4 %) mehr als bei den Frauen (–31,7 %). Der geschlechterspezifische Abstand bei der vorzeitigen Sterblichkeit von Männern und Frauen hat sich weiter leicht verringert. Der Berechnung entsprechend starben im Jahr 2009 234 Männer und 137 Frauen je 100 000 Einwohner vorzeitig, das heißt bevor sie das 65. Lebensjahr erreichten. Wegen des abgeschwächten Rückgangs würden die Zielwerte im Jahr 2015 bei gleichbleibender Entwicklung bei beiden Geschlechtern leicht verfehlt.
14c, d Raucherquote von Jugendlichen und ErwachsenenSenkung des Anteils der Raucher bei den Kindern und Jugendlichen bis zum Jahr 2015 auf unter 12% und den Anteil der Raucher ab 15 Jahre auf unter 22%.Zur Erreichung des Ziels bei den Erwachsenen (ab 15 Jahren) bedarf es verstärkter Anstrengungen aller Akteure. Bei den Jugendlichen (12 bis 17 Jahre) dagegen würde der Zielwert erreicht, wenn sich die Entwicklung der letzten Jahre in gleicher Weise fortsetzt.
14e Anteil der Menschen mit Adipositas (Fettleibigkeit).Rüclgang des Anteils der Menschen mit Adipositas in Deutschland bis zum Jahr 2020.Die Fettleibigkeit in der Bevölkerung entwickelte sich seit 1999 stetig gegenläufig zum Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie.
Kriminalität15 StraftatenSenkung der Zahl aller bei der Polizei angezeigten und in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS) erfassten Straftatenauf je 100 000 Einwohner (Häufigkeitszahl) bis zum Jahr 2020 auf unter 7 000.Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre entwickelte sich der Indikator in die richtige Richtung, sodass bei einer Fortsetzung dieses Trends das für 2020 gesetzte Ziel erreicht werden kann.



III. Sozialer Zusammenhalt
ZielIndikatorZielwertKernaussage
Beschäftigung16a, b ErwerbstätigenquoteHeraufsetzung der Erwerbstätigenquote (Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15­ bis 64­ Jährige), bis zum Jahr 2010 auf 73% und bis zum Jahr 2020 auf 75% (16a)). Zudem soll die Erwerbstätigenquote der Älteren (55­ bis 64­Jährige) bis 2010 auf 55% und bis 2020 auf 60% zunehmen (16b). Gegenüber dem letzten Indikatorenbericht wurde der Zielwert für 2020 für die älteren Erwerbstätigen um 3 Prozentpunkte heraufgesetzt.Die Erwerbstätigenquote stieg von 65,1% im Jahr 1993 um 6,0 Prozentpunkte auf 71,1% im Jahr 2010. Die Zielmarke von 73 % für 2010 konnte damit nicht erreicht werden. Die Erwerbstätigenquote bei den Älteren nahm dagegen von 35,7% um 22,0 Prozentpunkte auf 57,7% zu, sodass die Zielmarke von 55% deutlich überschritten wurde. Die für 2020 gesetzten Ziele wären bei einer Fortsetzung des Entwicklungs­trends der letzten Jahre gut zu erreichen.
Perspektiven für Familien17a, b Ganztagsbetreuung für KinderErmöglichung von Ganztagsbetreuung bis zum Jahr 2010 in beiden Altersgruppen (0-2 & 3-5 Jährige) für mindestens 30% der Kinder. Bis zum Jahr 2020 sollen sich die Anteile weiter auf 35% bei den 0­ bis 2­Jährigen (17a) und auf 60 % bei den 3­ bis 5 ­Jährigen (17b) erhöhen.Im Vergleich zum Jahr 2006, für das erstmals vergleichbare Zah len vorliegen, haben sich deutliche Fortschritte im Bereich der Ganztagsbetreuung in Tageseinrichtungen ergeben. Damit war das Ziel für die Ganztagskindergärten im Jahr 2010 leicht übertroffen. Die Ziele für 2020 könnten für beide Altersgruppen erreicht werden, wenn sich die Entwicklung der letzten Jahre fortsetzt.
Gleichstellung18 Verdienstabstand zwischen Frauen und MännernVerringerung des Verdienstabstandes auf 15% von 2002 bis zum Jahr 2010 und auf 10% bis zum Jahr 2020.Im Jahr 2010 lag der Verdienstabstand zwischen Frauen und Männern (der sogenannte Gender Pay Gap) bei durchschnittlich 23%, d.h. durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen lag um mehr als ein Fünftel niedriger als der der Männer. Das für 2010 gesteckte Ziel wurde damit deutlich verfehlt. Seit 1995 haben sich die Lohnunterschiede kaum verändert. Bei gleichbleibender Entwicklung könnte auch das Ziel für 2020 nicht erreicht werden.
Integration19 Ausländische Schulabsolventen mit SchulabschlussZiel ist es, den Anteil der ausländischen jugendlichen Schulabsolventen, die mindestens einen Hauptschulabschluss erreichen, zu erhöhen und bis zum Jahr 2020 an die entsprechende Quote für die deutschen Jugendlichen anzugleichen.Für die ausländischen Jugendlichen wurden Fortschritte erreicht. Allerdings war bei dieser Gruppe 2009 der Anteil von Schulabsolventen mit Abschluss immer noch deutlich niedriger als bei den deutschen Jugendlichen, bei denen der Anteil bei 94,2% lag. Im Hinblick auf das angestrebte Ziel sind also noch weitere Anstrengungen erforderlich, zumal zugleich angestrebt wird, den Anteil aller Jugendlichen mit Abschluss weiter zu erhöhen (siehe Indikator 9a).


IV. Internationale Verantwortung
ZielIndikatorZielwertKernaussage
Entwicklungszusammenarbeit20 Anteil öffentlicher Entwicklungsausgaben am BruttonationaleinkommenDie EU hat sich gemeinsam verpflichtet, die Ausgaben für die ODA schrittweise zu erhöhen. Für die deutsche Entwicklungspolitik bedeutet das, den ODA­-Anteil bis 2010 auf 0,51% und bis 2015 auf 0,7% zu steigern.Das Ziel, im Jahr 2010 eine ODA­-Quote von 0,51% zu erreichen, wurde deutlich verfehlt. Bei gleichbleibender Entwicklung wie in den vergangenen fünf Jahren (2006 bis 2010) und ohne zusätzliche Anstrengungen wäre auch das o. a. Ziel, bis zum Jahr 2015 0,70 % des Bruttonationaleinkommens für die Entwicklungszusammenarbeit aufzubringen, nicht zu erreichen.
Märkte öffnen21 Deutsche Einfuhren aus EntwicklungsländernFür die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Entwicklungsländer sind diese auf ein offenes und faires Handelssystem angewiesen, das ihnen ermöglicht, sowohl Roh­stoffe als auch verarbeitete Produkte auf den Märkten der Industrie- und der Schwellenländer anzubieten. Als Indikator dafür, inwieweit dieses Ziel erreicht wurde, dienen die Einfuhrzahlen der Entwicklungsländer nach Deutschland.Ende der 1990er Jahre sowie erneut zwischen 2004 und 2008 stiegen die Einfuhren deutlich an, und zwar von 41 Milliarden Euro im Jahr 1995 auf 152 Milliarden Euro im Jahr 2008. Nach einem Einbruch im Jahr 2009 (–16 %) setzte sich der Anstieg fort. 2010 belief sich der Wert der Einfuhren aus Entwicklungsländern auf rund 166 Milliarden Euro. Damit haben sich diese Einfuhren zwischen 1995 und 2010 mehr als vervierfacht und stiegen wesentlich stärker als die gesamten Einfuhren nach Deutschland (+ 137 %). Der Anteil der Einfuhren aus Entwicklungsländern an den Gesamteinfuhren erhöhte sich in diesem Zeitraum von 12,0 % auf 20,6 %.


Dokumente:
Statistisches Bundesamt:
Fortschrittsberichte
1. Fortschrittsbericht 2004 - "Perspektiven für Deutschland"
2. Fortschrittsbericht 2008 "Für ein nachhaltiges Deutschland"
3. Fortschrittsbericht 2012
Indikatorenberichte
Indikatorenbericht 2006
Indikatorenbericht 2008
Indikatorenbericht 2010
Indikatorenbericht 2010, Daten
Indikatorenbericht 2012
Daten zum Indikatorenbericht 2012

Interne Links
Externe Links:
Rat für Nachhaltige Entwicklung: "Nachhaltigkeit: Bundesregierung bei Hälfte ihrer Ziele auf gutem Kurs ", 28.02.12

Schlagworte

Berichte, Bildung, Bundesregierung, Generationengerechtigkeit, Indikator, Indikatorenbericht, Nachhaltigkeitsstrategie

Letzte Aktualisierung

03.11.2015 10:57

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