Wohlbefinden ohne Wachstum?
Wenn Wachstum Probleme verursacht und hohe Wachstumsraten für die Zukunft ohnehin nicht zu erwarten sind, stellt sich die Frage, ob ein „gutes Leben“ auch ohne Wachstum möglich ist. Im Grunde geht es dabei um eine Rückbesinnung auf menschliche Werte und Bedürfnisse.International gibt es heute bereits viele Bewegungen, die „bottom-up“ versuchen, konkrete Alternativen zum gegenwärtigen Wachstumsparadigma zu entwickeln: von genossenschaftlich-organisierten Zusammenschlüssen über regionale Direktvermarkter und Komplementärwährungen bis hin zur Gemeinwohl-Ökonomie und der südamerikanischen Debatte über das Gute Leben.
Diese Ansätze fußen häufig in der Kritik, dass weite Bereiche des Lebens kommerzialisiert sind und zu sinnentleerten Tätigkeiten geführt haben. Alternativ wirtschaftende „Inseln des Widerstandes“ richten sich häufig gegen vorherrschende Wirtschafts- und Machtstrukturen und/oder ein mutmaßliches Untätigsein von politischen EntscheidungsträgerInnen.
Im Gegensatz dazu geht es bei diesen Ansätzen darum Gemeinschaft zu stärken und meist lokal oder regional im Rahmen von kollektiven Aktionen zu konsumieren und produzieren. Und Freude an einer sinnvollen gemeinsamen Arbeit zu haben!
Was so blumig und progressiv klingt, ist auch Kritik ausgesetzt. Kritiker von bottom-up Ansätzen führen beispielsweise an, dass Projekte häufig wenig strukturiert seien. Das kann dazu führen, dass sehr ineffizient und unpraktisch gewirtschaftet wird. Zudem könnten Fortschritte und Veränderungen oft nicht messbar und vergleichbar gemacht werden, was helfen würde, um alternative Wirtschaftsformen auf einer breiteren Basis attraktiv zu machen. Auf dieser Grundlage sei zweifelhaft, ob diese Perspektiven aus ihrem Nischendasein hervortreten und politische Gestaltungskraft gewinnen können.
Die häufig proklamierten lokalen Wirtschaftskreisläufe werden häufig als Anti-Globalisierungstendenzen und Rückschritt ausgelegt, die durch weniger Arbeitsteilung und ineffizienteres Wirtschaften zu einer Verteuerung von Produkten und Dienstleistungen führen würden und damit weder mehrheitsfähig noch wünschenswert wären. Zudem sei die gemalte Vision einer glücklichen Subsistenzwirtschaft illusorisch, weil nur ganz wenige lokale Alternativwirtschaften ihre Bedürfnisse ohne globale Versorgungsmuster erfüllen könnten.
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"Wachstum im Wandel" Dossier
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