Aachener Stiftung Kathy Beys

Nationale Nachhaltigkeitsstrategie: Indikatorenbericht 2006

„Im April 2002 veröffentlichte die Bundesregierung unter dem Titel „Perspektiven für Deutschland“ ihre nationale Strategie für nachhaltige Entwicklung, siehe auch unsere Seite Nationale Nachhaltigkeitsstrategie. Kernstück der Strategie sind 21 Indikatoren. Mit Hilfe dieser Indikatoren soll die Nachhaltigkeit der Entwicklung von Wirtschaft, Umwelt und Gesellschaft beobachtet werden. Zu den Indikatoren wurden größtenteils quantitative Zielvorgaben formuliert, die als Messlatte dienen. Der erste Fortschrittsbericht wurde im Jahre 2004 veröffentlicht. Mit der Erstellung des hier vorgelegten Indikatorenberichts 2006 beauftragte die Bundesregierung das Statistische Bundesamt.“

Der Bericht "Nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Indikatorenbericht 2006" wurde im April 2007 der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Indikatoren in diesem Bericht sind den vier Bereichen „Generationengerechtigkeit“, „Lebensqualität“, „Sozialer Zusammenhalt“ und „Internationale Verantwortung“ zugeordnet, siehe Tabellen unten.

Die Umweltverbände DNR, BUND und NABU loben zwar den Bericht als solchen, zeigen sich aber eher enttäuscht in ihrer Bilanz der Umweltverbände vom Mai 2007: „Die Bilanz fünf Jahre nach Erscheinen der Nachhaltigkeitsstrategie zeigt vor allem: Die Strategie findet bei den Entscheidungen der Tagespolitik wenig Berücksichtigung. Das Gros der Ziele ist von einer Umsetzung weit entfernt. Wenn die Regierung sich die Strategie nicht endlich zum Programm macht, droht diese zu scheitern.
...
Der Indikatorenbericht liefert eine ausführliche, detaillierte und damit hilfreiche Darstellung. ... Auch ist positiv einzuschätzen, dass der Indikatorenbericht mit dem Statistischen Bundesamt einen neutralen Verfasser hat. Damit ist ein transparentes und nachvollziehbares Monitoring gelungen. Der Bericht enthält keine Schönfärberei. An verschiedenen Stellen findet sich der deutliche Hinweis, dass bei gleich bleibendem Tempo und ohne weitere Anstrengungen die Nachhaltigkeitsziele nicht erreicht werden können. Das gilt insbesondere für die Ziele Ressourcenschonung, Flächeninanspruchnahme, Artenvielfalt und Schadstoffbelastung der Luft. Bei der Verringerung der Gütertransportintensität läuft die Entwicklung den Zielen sogar entgegen. Statt einer Verringerung stieg diese im Zeitraum 1999 bis 2005 um 9,9 Prozent. Immerhin kommt dies im Bericht deutlich zur Sprache.“

I. Generationengerechtigkeit
ZielIndikatorZielwertKernaussage
Ressourcenschonung1a EnergieproduktivitätVerdopplung der Energieproduktivität bis zum Jahr 2020 gegenüber 1990; langfristig: Orientierung an „Faktor 4“Eine Fortsetzung des bisherigen durchschnittlichen Entwicklungstempos würde nicht ausreichen, um das Ziel einer Verdopplung der Energieproduktivität bis zum Jahr 2020 zu erreichen.
1b RohstoffproduktivitätVerdopplung der Rohstoffproduktivität bis zum Jahr 2020 bezogen auf das Basisjahr 1994; langfristig: Orientierung an „Faktor 4“Der Indikator entwickelte sich zwar in die angestrebte Richtung, das bisherige Tempo der Erhöhung würde jedoch nicht ausreichen, um das gesetzte Ziel zu erreichen. ... Die günstige Entwicklung der Rohstoffproduktivität in den letzten Jahren ist ausschließlich auf einen Strukturwandel hin zu weniger rohstoffintensiven Branchen zurückzuführen, nicht aber auf einen im Durchschnitt sparsameren Einsatz der Rohstoffe: ... Bedeutsam für die Interpretation der Entwicklung des Rohstoffindikators ist auch, dass der Materialeinsatz zunehmend durch Importe gedeckt wird. ... Die inländische Natur wird also zunehmend geschont und die Umweltbelastungen, die mit der Entnahme von Rohstoffen und ihrer Weiterverarbeitung zu Halb- und Fertigwaren verbunden sind, werden in das Ausland verlagert.
Klimaschutz2 TreibhausgasemissionenReduzierung der Emissionen der sechs im Kyoto-Protokoll genannten Treibhausgase bzw. Treibhausgasgruppen bis zum Zeitraum 2008 bis 2012 gegenüber 1990 um 21%; darüber hinaus: Senkung der CO2-Emission bis 2005 gegenüber 1990 um 25%Ursache für die nur noch relativ geringe Minderung der Kohlendioxidemissionen seit 1995 ist vor allem der insgesamt schwache Rückgang in den Produktionsbereichen um 16 Mill. t. In dieser Entwicklung schlägt insbesondere die Zunahme der Emissionen beim Produktionsbereich „Erzeugung und Verteilung von Energie (Strom, Gas)“ (+9 Mill. t) zu Buche, die mit dem generellen Anstieg der Stromproduktion verbunden ist. Bezogen auf die Kilowattstunde Strom sind die Kohlendioxidemissionen in Folge der Effizienzerhöhung in Kraftwerken auf Basis fossiler Brennstoffe seit 1995 um rund 7% gesunken. In den meisten anderen Branchen verringerten sich die Emissionen im gleichen Zeitraum dagegen zum Teil deutlich.
Erneuerbare Energien (EE)3 Anteile erneuerbarer Energien am EnergieverbrauchErhöhung des EE-Anteils am Primärenergieverbrauch auf 4,2% und am Stromverbrauch auf 12,5% zum Jahr 2010; darüber hinaus Anstieg des EE-Anteils an der Stromerzeugung auf 50% bis 2050 (Ziel der EU)Bei dem Teilindikator „Anteil der erneuerbaren Energien am Primärenergieverbrauch“ wurde der Zielwert für 2010 (4,2 %) bereits 2005 um 0,5 Prozentpunkte übertroffen. ... Die erneuerbaren Energien liefern einen wesentlichen Beitrag zur Verminderung von Emissionen. So konnten nach Berechnungen der „Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien – Statistik“ durch deren Nutzung im Jahre 2005 Treibhausgasemissionen (siehe Indikator 2 „Treibhausgasemissionen“) in Höhe von 77 Mill. Tonnen (rund 9 %) vermieden werden.
Flächeninanspruchnahme4 Anstieg der Siedlungs- und VerkehrsflächeBegrenzung der Inanspruchnahme neuer Flächen für Siedlungs- und Verkehrszwecke bis zum Jahr 2020 auf maximal 30 ha pro TagIn den letzten Jahren dürfte sich der Zuwachs an Siedlungs- und Verkehrsfläche zwar abgeschwächt haben. Eine Fortsetzung des gegenwärtigen Trends reicht aber nicht aus, um die Zielvorgabe der Bundesregierung zu erreichen. ... Im Zeitraum 1992 bis 2004 erhöhte sich die Siedlungs- und Verkehrsfläche um 13,2%. Dies entspricht einer durchschnittlichen Zunahme von 121 ha pro Tag. Davon stieg die Siedlungsfläche um 18,1 % (98 ha pro Tag), während sich die Verkehrsfläche um 6,1 % (23 ha pro Tag) erhöhte.
Artenvielfalt5 Artenvielfalt und LandschaftsqualitätBestandszielwerte für 59 Vogelarten für das Jahr 2015Der Wert für die Artenvielfalt lag im Jahr 1990 deutlich unter den Schätzwerten, die für die Jahre 1970 und 1975 angenommen werden. In den folgenden 15 Jahren hat sich der Indikatorwert dagegen kaum noch verändert. Im Jahr 2005 lag er bei 74% des Zielwerts für 2015. Eine Zielerreichung zum vorgegebenen Zeitpunkt ist angesichts der Entwicklung in den letzten Jahren ohne zusätzliche Anstrengungen nicht absehbar.
Staatsverschuldung6 Staatsdefizitmaximal drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP)Im Jahr 2006 belief sich das Defizit auf knapp 40 Mrd. Euro (1,7 %). Das entspricht einer Nettoneuverschuldung des Staates von rund 480 Euro je Einwohner. Damit wurde das Defizitkriterium eingehalten.
Wirtschaftliche Zukunftsvorsorge7 Verhältnis der Bruttoanlageinvestitionen zum BIPkein quantifizierter ZielwertInwieweit von dem sich abzeichnenden Anstieg der Investitionen zusätzliche Umweltbelastungen bezüglich Flächenbedarf, Materialeinsatz und Güterverkehrsaufkommen ausgehen werden, hängt davon ab, ob der Schwerpunkt der Investitionstätigkeit mehr auf Erweiterung oder auf qualitativer Verbesserung liegt.
Innovation8 Private und öffentliche Ausgaben für Forschung und EntwicklungAnteil der FuE-Ausgaben am BIP von drei Prozent im Jahr 2010Im Jahr 2004 lagen die gesamten FuE-Ausgaben in Deutschland bei 55,2 Mrd. Euro. Das entspricht einem Anteil am BIP von 2,5 %. Für Forschung in den Bereichen Umwelt, Gesundheitsschutz sowie für eine rationelle Energienutzung wurden insgesamt 2,4 Mrd. Euro ausgegeben.
Bildung9a 25-Jährige ohne AusbildungsabschlussSenkung des Anteils der 25-Jährigen ohne Abschluss der Sekundarstufe II und ohne Ausbildungsplatz an allen 25-Jährigen auf einen Wert von 9,3% bis zum Jahr 2010 und weiter auf 4,6% bis zum Jahr 2020Die Entwicklung seit 1999 zeigt, dass der entsprechende Prozentsatz der 25-Jährigen nur geringfügig zurückgegangen ist. Im Jahr 2005 waren 14 % aller 25-Jährigen (entsprechend 139000 von 993 000 insgesamt) ohne Ausbildungsplatz oder entsprechenden Abschluss. Ohne verstärkte Bemühungen kann das gesetzte Ziel nicht erreicht werden.
9b 25-Jährige mit HochschulausbildungErhöhung des Anteils der 25-Jährigen mit Hochschulabschluss an allen 25-Jährigen auf einen Wert von 10% bis zum Jahr 2010 und weiter auf 20% bis zum Jahr 2020Zwischen 1999 und 2005 stieg der Wert von 5,4 % auf 6,9 %. Im Vergleich der Geschlechter war im Jahr 2005 der Anteil der 25-jährigen Frauen (8,3 %) mit abgeschlossener Hochschulausbildung höher als der der 25-jährigen Männer (5,5 %), was u. a. mit Wehr- und Ersatzdienstzeiten in Zusammenhang steht. Der Trend des Indikators verläuft positiv. Seine Entwicklungsgeschwindigkeit ist aber nicht ausreichend, um das Ziel zu erreichen.
9c StudienanfängerquoteErhöhung des Anteils eines Bevölkerungsjahrgangs, der ein Hochschulstudium aufnimmt. auf 40% bis zum Jahr 2010Der Indikator wies 2004 einen Wert von 37,5% aus und ging 2005 auf einen Wert von 36% zurück. Für den Gesamtzeitraum ist die Tendenz des Indikators ansteigend. Bei einer Beibehaltung der durchschnittlichen jährlichen Veränderung ist das Ziel erreichbar.
Die Studienanfängerquoten in anderen Ländern liegen in der Regel weit höher als in Deutschland. Sie betrugen im Jahr 2004 beispielsweise in Schweden 79%, in Finnland 73% und im Mittel aller OECD-Länder 53 %. Wegen der Unterschiede in Aufbau und Umfang der Bildungsgänge sind die Werte mit Deutschland aber nur bedingt vergleichbar, da beispielsweise die Berufsausbildung in Deutschland im dualen System, in anderen OECD-Staaten aber zum Teil an den Hochschulen erfolgt.


II. Lebensqualität
ZielIndikatorZielwertKernaussage
Wirtschaftlicher Wohlstand10 BIP je Einwohnerkontinuierliche, umwelt- und sozialverträgliche Steigerung – kein quantifizierter ZielwertDas höhere Wachstum in den neuen Ländern reichte jedoch nicht aus, um den wirtschaftlichen Umbruch ohne Verluste an Arbeitsplätzen zu bewältigen. Die Zahl der Erwerbstätigen verringerte sich in den neuen Ländern zwischen 1991 und 2005 insgesamt um knapp 18% bzw. 1,2 Mill. Personen, während sie sich in den alten Ländern leicht (um 0,4 %) erhöhte. Die nicht ausreichende Wachstumsdynamik in den neuen Ländern und der Rückgang der Erwerbstätigkeit haben dort zu gravierenden sozialen Problemen, wie Arbeitslosigkeit und Wanderungen von Ost nach West, geführt. In den neuen Ländern hat dies zu einer hohen Armutsgefährdung geführt. Die Studie LEBEN IN EUROPA (Statistisches Bundesamt, Dezember 2006) ermittelte, dass in den neuen Ländern 2004 rund 17 % der Bevölkerung armutsgefährdet waren und mit weniger als 60% des durchschnittlichen Einkommens lebten. Im früheren Bundesgebiet waren es 12 % der Bevölkerung.
Mobilität11a GütertransportintensitätVerringerung der Gütertransportintensität – gemessen als Güterbeförderungsleistung im Inland in Tonnenkilometern in Relation zum preisbereinigten Bruttoinlandsprodukt (BIP) –gegenüber dem Basiswert des Jahres 1999 bis zum Jahr 2010 um 2% und bis zum Jahr 2020 um weitere 3%Im Zeitraum 1999–2005 stieg die Gütertransportintensität um 9,9 %. Der Indikator entwickelte sich damit umgekehrt zur angestrebten Richtung. Der deutliche Anstieg der Intensität ergibt sich aus einer relativ starken Erhöhung der Güterbeförderungsleistung (Tonnenkilometer) um 17,1% und einem Anstieg der wirtschaftlichen Leistung von – preisbereinigt – 6,6%. ... Es ist darauf hinzuweisen, dass der Indikator zur Güterbeförderungsleistung sich nur auf die Transporte im Inland bezieht. Deshalb spiegelt er die Einflüsse der zunehmenden Außenhandelsverflechtung der deutschen Wirtschaft (Globalisierung) nur unzureichend wider. So belief sich die gesamte Gütertransportleistung im Inland im Jahre 2005 auf insgesamt 581 Mrd. Tonnenkilometer. Im Vergleich dazu war allein die Güterbeförderungsleistung des über die deutschen Häfen abgewickelten Seeverkehrs mit 1 612 Mrd. Tonnenkilometern fast drei Mal so hoch wie die gesamte inländische Transportleistung. Als Folge der Globalisierung erhöhte sich zudem die Güterbeförderungsleistung der Seeschifffahrt zwischen 1999 und 2005 mit einem Anstieg von 45% wesentlich stärker als die Beförderungsleistung im Inland.
Mobilität11b PersonentransportintensitätVerringerung der Personentransportintensität – gemessen als Personenbeförderungsleistung in Personenkilometern in Relation zum preisbereinigten Bruttoinlandsprodukt (BIP) – gegenüber dem Basiswert des Jahres 1999 bis zum Jahr 2010 um 10% und bis zum Jahr 2020 um weitere zehn ProzentpunkteIm Zeitraum 1999–2005 verminderte sich die Intensität um 4,1 %. Besonders deutlich ging die Intensität in 2005 (– 1,9 Prozentpunkte) zurück. Gemessen an der Zielvorgabe entwickelte sich der Indikator damit in die angestrebte Richtung. Die Personenbeförderungsleistung wuchs im betrachteten Zeitraum mit 2,2% noch leicht, das BIP nahm um 6,6% zu. Die relativ günstige Entwicklung des Indikators dürfte maßgeblich durch den deutlichen Anstieg der Kraftstoffpreise (Vergaserkraftstoff +43%, Diesel +67%) verursacht worden sein.
Mobilität11c Anteil des Schienenverkehrs und der BinnenschifffahrtZunahme des Anteils der Bahn von 16,5% im Jahre 1999 auf 25% bis zum Jahr 2015 und des Anteils der Binnenschifffahrt von 13,5% auf 14%Die Entwicklung dieser beiden Indikatoren im Zeitraum 1999 bis 2005 zeigt, dass sich der Marktanteil der Bahn etwas verbesserte, aber noch nicht signifikant erhöhte. Der Anteil der Binnenschifffahrt verminderte sich sogar deutlich um zwei Prozentpunkte.
Ernährung12a StickstoffüberschussReduzierung der Überschüsse der Stickstoffzufuhr in die Landwirtschaft bis zum Jahr 2010 auf 80 kg pro ha und JahrSeit 1991 gingen die Überschüsse um insgesamt 8% zurück. Das gesteckte Ziel lässt sich bis 2010 aber nur erreichen, wenn ab 2004 ein jährlicher Rückgang der Überschüsse von durchschnittlich 4% erfolgt. Künftig ist durch die neue, im Jahr 2006 in Kraft getretene Düngeverordnung, die Anforderungen an den Düngemitteleinsatz in der Landwirtschaft festlegt, eine stärkere Begrenzung der Stickstoffüberschüsse zu erwarten.
Ernährung12b Ökologischer LandbauErhöhung des Flächenanteils des ökologischen Landbaus an der landwirtschaftlichen Nutzfläche auf 20 % bis 2010Von 1994 bis 2005 stieg der Flächenanteil des ökologischen Landbaus an der landwirtschaftlichen Nutzfläche von 1,6 % auf 4,7 %. ... In den Jahren seit 2001 war die Zunahme stetig, aber geringer als Ende der 1990er Jahre.
Luftqualität13 Schadstoffbelastung der LuftReduktion des Ausstoßes von Schwefeldioxid (SO2), Stickstoffoxiden (NOx), Ammoniak (NH3) und flüchtigen organischen Verbindungen (NMVOC) bis zum Jahr 2010 um 70% gegenüber dem Basisjahr 1990Der Indikator ging bis zum Jahr 2004 um 54% zurück. Damit entwickelte er sich in die angestrebte Richtung. Um den Zielwert zu erreichen, müsste in dem Sechsjahreszeitraum bis 2010 eine weitere Verminderung der Emissionen um 16 Prozentpunkte erreicht werden. Deutliche Rückgänge gab es vor allem in der ersten Hälfte der 1990er Jahre. Bis zum Jahr 2000 hatte sich der Ausstoß von Luftschadstoffen nahezu halbiert (–49%). In den folgenden vier Jahren bis 2004 kam es nur noch zu einer Reduzierung um fünf Prozentpunkte. Dieses zuletzt festzustellende Reduktionstempo reicht nicht aus, um das gesetzte Ziel einer Reduzierung des Gesamtindexes auf 30% zu erreichen.
Gesundheit14a Vorzeitige Sterblichkeitkein quantifizierter ZielwertDeutsche leben alles in allem immer länger. Im Dreijahresdurchschnitt (2002–2004) betrug die mittlere Lebenserwartung (für ein neugeborenes Kind) 81,6 Jahre für Frauen und 76,0 Jahre für Männer. Damit stieg die Lebenserwartung seit 1990 bei Frauen um 2,8 bei Männern um 3,8 Jahre, wobei sich die Geschlechterdifferenz auf 5,6 Jahre verringerte. Die Lebenserwartung der Deutschen liegt unter dem europäischen Durchschnitt (EU-15), nähert sich diesem aber an.
Gesundheit14b Zufriedenheit mit der Gesundheitkein quantifizierter ZielwertDie meisten Deutschen sind mit ihrer Gesundheit überwiegend zufrieden, die Männer sogar noch ein wenig mehr als die Frauen. Im Jahr 2005 lag die Zufriedenheit der Männer bei einem Wert von 6,5, die der Frauen bei 6,4. Seit 1990 blieb das Niveau stabil.
Kriminalität15 WohnungseinbruchsdiebstahlEntwicklungsziel: die Zahl der Einbrüche pro Jahr soll gegenüber 2002 bis zum Jahr 2010 um 10% bis auf 117 000 sinken.Seit 1993 verringerte sich die Zahl der bekannt gewordenen Fälle auf weniger als die Hälfte. Mit rund 110000 Fällen im Jahr 2005 hatte der Wohnungseinbruch einen Anteil von 1,7% an den insgesamt 6,4 Millionen durch die Polizei registrierten Delikten. Das für das Jahr 2010 gesteckte Ziel wurde damit schon vorzeitig erreicht und sogar überschritten. ... Im Gegensatz zu den rückläufigen Zahlen bei Wohnungseinbrüchen (wie auch bei anderen Formen des Diebstahls) stiegen die gemeldeten Fälle von Körperverletzungen und Betrugsdelikten gegenüber den Vorjahren an.


III. Sozialer Zusammenhalt
ZielIndikatorZielwertKernaussage
Beschäftigung16 ErwerbstätigenquoteErhöhung des Anteils der Erwerbstätigen an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (15
bis 64 Jahre; Erwerbstätigenquote) bis zum Jahr 2010 auf 70%
Die Erwerbstätigenquoten von Männern und Frauen entwickelten sich seit 1993 gegenläufig. Die Quote verringerte sich bei den Männern im betrachteten Zeitraum um 3,8 Prozentpunkte auf 71,2 %. Dagegen stieg diese bei den Frauen um 4,6 Prozentpunkte auf 9,5 %. Bei einer Bewertung des Anstiegs der Erwerbstätigenquote der Frauen ist zu berücksichtigen, dass die Erhöhung der Quote einherging mit einer deutlichen Ausweitung der Teilzeitbeschäftigung (+ 2,1 Mill. Frauen), während sich die Zahl der vollzeitbeschäftigten Frauen um 1,1 Mill. Personen verminderte. Das bedeutet, dass die eigentliche Zielsetzung einer besseren Ausschöpfung des weiblichen Arbeitskräftepotentials durch die bisherige Entwicklung noch nicht erreicht wurde.
Perspektiven für Familien17 Ganztagsbetreuungsangebote für KinderAngebot von Ganztagsbetreuungsplätzen für mindestens für 30 % der Kinder in allen Altersgruppen bis zum Jahr 2010 für das frühere Bundesgebiet (ohne Berlin)Im Jahr 2002 gab es für 21,3 % der 3- bis 6,5-Jährigen (Kindergartenalter) im früheren Bundesgebiet (ohne Berlin) einen Ganztagsplatz, für Kinder im Alter zwischen 6,5 und 12,5 Jahren (Hortalter) lag dieser Wert bei 3,4%, für unter Dreijährige (Krippenalter) bei 2%. ... Um das gesteckte Ziel für Krippen und Horte zu erreichen, müssten also die Anstrengungen zur Schaffung von Plätzen noch beträchtlich verstärkt werden.
Gleichberechtigung18 Durchschnittlicher Lohn von FrauenSteigerung des durchschnittlichen Lohns der Frauen auf 85 % des durchschnittlichen Lohns der Männer bis zum Jahr 2010 im früheren BundesgebietSeit 1992 zeigten sich in den neuen Ländern geringe Schwankungen des Indikators – auf relativ hohem Niveau –, während im früheren Bundesgebiet ein kontinuierlicher Anstieg um 6,8 Prozentpunkte zu verzeichnen war. In den Jahren ab 2000 war der jährliche Anstieg etwas größer als zuvor, trotzdem würde dieses Entwicklungstempo nicht ganz reichen, um das für 2010 gesteckte Ziel zu erreichen.
Integration19 Ausländische Schulabgänger ohne HauptschulabschlussReduzierung des Anteils der ausländischen jugendlichen Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss und Angleichung an die entsprechende Quote für die deutschen Jugendlichen bis zum Jahr 2020Im Zeitraum 1996 bis 2005 hat sich dieser Anteil von 16,5 % auf 14,2% vermindert. Für die ausländischen Jugendlichen wurden somit Fortschritte erreicht. Allerdings war bei dieser Gruppe 2005 der Anteil von Schulabsolventen ohne Abschluss immer noch fast doppelt so hoch wie bei den deutschen Jugendlichen, bei denen der Anteil bei 5,6 % lag. Bei den deutschen Jugendlichen hat sich die Quote von 1996 bis 2005 um 0,8 Prozentpunkte verbessert. Im Hinblick auf das angestrebte Ziel sind also noch erheblich Anstrengungen erforderlich. Zumal zugleich angestrebt wird, den Anteil aller Jugendlichen ohne Abschluss weiter zu senken (siehe Indikator 9a „25-Jährige ohne Ausbildungsabschluss“).


IV Internationale Verantwortung
ZielIndikatorZielwertKernaussage
Entwicklungszusammenarbeit20 Anteil öffentlicher Entwicklungsausgaben am BruttonationaleinkommenVerwendung von 0,33% des Bruttonationaleinkommens für die Entwicklungszusammenarbeit bis 2006; Steigerung bis 2010 auf 0,51% und bis 2015 auf 0,7%Im Jahr 2005 lag der Anteil der ODA (so genannte Official Development Assistance) am Bruttonationaleinkommen bei 0,36%, gegenüber 0,28 % im Vorjahr. Damit war das für 2006 formulierte Ziel der Nachhaltigkeitsstrategie, 0,33% des Bruttonationaleinkommens für die Entwicklungszusammenarbeit aufzubringen, bereits 2005 erreicht. Die ODA-Leistungen lagen 2005 bei 8,1 Mrd. Euro. Die deutliche Steigerung gegenüber 2004 basierte in erster Line auf einem überdurchschnittlichen Anteil an Schuldenerlassen.
Märkte öffnen21 Einfuhr der EU-15 aus Entwicklungsländernkein quantifizierter ZielwertDie Einfuhren aus China prägen daher die Entwicklung des Indikators sehr stark. Rechnet man sie über den gesamten Zeitraum von 1995 bis 2005 aus den Einfuhren der Entwicklungsländer heraus, zeigt sich, dass der Anteil dieser Länder an den europäischen Importen sich kaum verändert hat und mit geringfügigen Schwankungen etwas über einem Viertel lag (26,5 % in 2005). Eine stärkere Beteiligung dieser Länder am Handel mit der EU-15 ist insoweit nicht erkennbar.



Dokumente
Fortschrittsberichte
1. Fortschrittsbericht 2004 - "Perspektiven für Deutschland"
2. Fortschrittsbericht 2008 - "Für ein nachhaltiges Deutschland"
3. Fortschrittsbericht 2012
Indikatorenberichte
Indikatorenbericht 2006
Indikatorenbericht 2008
Indikatorenbericht 2010
Indikatorenbericht 2012

Interne Links
Externe Links
Bilanz der Umweltverbände vom Mai 2007
Reden, u.a. der Bundeskanzlerin zum Start der Konsultationen 2007/2008
Stellungnahme des Rates für Nachhaltige Entwicklung
Bundesregierung, 2002:„Perspektiven für Deutschland“

Schlagworte

Frauen, Generationengerechtigkeit, Gleichberechtigung, Indikatorenbericht, Nachhaltigkeitsrat, Rat für Nachhaltige Entwicklung

Letzte Aktualisierung

03.11.2015 10:44

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